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Donnerstag, 21 Mai 2015 10:22

„Bleifreier Büchsenschuss“ 13./14. März 2015 im Bildungshaus Stift Vorau Empfehlung

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Alumni Fachgruppe Jagdwirte/innen

Revierverpachtungen

Bleifreier Büchsenschuss 13./14. März 2015 im Bildungshaus Stift Vorau

Die Alumni Fachgruppe Jagdwirte/innen hat am 13./14.03.2015 im Augustiner-Chorherrenstift Vorau in der Steiermark eine Tagung zum Thema „bleifreier Büchsenschuss“ abgehalten. Eingeladen hierzu und organisiert haben diese Veranstaltung die Jagdwirte Alexander Putz und Dr. Martin Siegmann, tatkräftig unterstützt von der Jagdwirtin Veronika Fessl.

Zunächst trafen sich die Teilnehmer zu einem Ballistik-Workshop mit Andre Schröder, Outdoor Marketing (Hornady, Savage, Leupold) auf dem Schießstand in Dreibach, wo der Seifenblockbeschuss mit bleifreier und bleihaltiger Munition demonstriert wurde.
Weiterer Höhepunkt der Veranstaltung waren die Vorträge der Fachleute im Fürstenzimmer des Bildungshauses Stift Vorau, das mit seinen barocken Wandbemalungen und die Begrüßung durch eine Parforcehorngruppe einen stimmungsvollen Rahmen und auch Kontrast zu den nachfolgenden Themen bildete.

Zum Auftakt sprach der erste Referent, Dr. Florian Krenkel, Berater im Landesverband Niederösterreich zum Thema „Blei in der Öffentlichkeit“. Er wies darauf hin, dass nicht zu sehr die Fakten in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit eine Rolle spielen, sondern die Story, d. h. die Art der Darstellung wie man zu dem emotional aufgeladenen Thema die Öffentlichkeit gewinnt. Beste Argumente bringen nicht die Lösung, sondern die Big Pictures, die als Bildsprache Sympathien wecken sollen.

Diese Darstellung wurde ergänzt durch den zweiten Referenten, Landesjägermeister von Vorarlberg, Dr. Ernst Albrich, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe, der den Einfluss von Blei auf die Gesundheit am Beispiel naturwissenschaftlicher Untersuchungen erläuterte. Blei ist für den Körper nicht essentiell, wird nur schlecht abgebaut (Langzeitwirkung in den Knochen) und hat im Gegensatz zum Eisen, Kupfer und Zink toxische Wirkung: aber „Rückstände von bleihaltiger Munition im Wildbret sind eine Belastung, aber keine Vergiftung.“

Die Innenballistik von bleifreien und bleihaltigen Geschossen schilderte der dritte Referent, Büchsenmeister und Schießtrainer Norbert Steinhauser. Entscheidend für einen Umstieg auf bleifrei sei, dass man nicht nur das Geschoss für sich bewertet, sondern immer die Rasanz des Kalibers mit einbezieht, denn Lauflänge, Drallwinkel und Zustand des Laufes seien die maßgeblichen Parameter, mit denen sich Jäger und der Fachhandel auseinandersetzen müssten. Munitionshersteller hätten noch einige Arbeit zu leisten: Relevante Informationen auf Schussentfernung und Tötungswirkung der Patronenschachtel, die für die Umstellung auf bleifrei nötig seien.

Über die Tötungswirkung von bleihaltigen und bleifreien Geschossen unterrichtete der Wildbiologe, Dr. Karl Gremse. Dieses Thema sei im Hinblick auf hohe Schussentfernung und geringeres Gewicht der Geschosse von ausschlaggebender Bedeutung. Seine Erfahrungen mit bleifreier Munition bei den österreichischen Bundesforsten ließen den Schluss zu, in wenigen Jahren auf bleifrei umstellen zu können.

Der nächste Referent, Uni.-Doz. Dr. Armin Deutz, Amtstierarzt Murau, beeindruckte mit Hinweisen auf die Wirkung von Blei auf die Umwelt: Die Gesellschaft habe „Null“ Toleranz bei der Premiumqualität von Wildbret: Geschosssplitter im Wildbret seien nicht hinzunehmen und würden das medial hoch emotionale Thema nur belasten. Großzügiges Ausschneiden von Ein- und Ausschuss bei Verwendung bleihaltiger Munition könne aus wildbrethygienischer Sicht das Ernährungsrisiko nicht vollständig beseitigen.

Erfahrungen mit „Bleifrei“ in der Praxis schilderte Dr. Friedrich Völk von den österreichischen Bundesforsten. Bleifreie Büchsengeschoße könnten eine hervorragende Wirkung im Hinblick auf tierschutzgerechte Erlegung von Schalenwild aufzeigen, wie Praxistests in Deutschland und in ausgewählten ÖBf-Revieren bewiesen hätten. Das sei im Rahmen von diesen objektiv im Hinblick auf die Sicherheit im Jagdbetrieb und die gleichwertige Wirkung von bleifreien Geschossen dokumentiert worden. Aus fleischhygienischer Sicht seien für die Schalenwildjagd primär splitterfreie Deformationsgeschosse zu bevorzugen.

In der sich anschl. Podiumsdiskussion mit führenden Vertretern der Jägerschaft: Landesjägermeister Dr. Albrich, Präsidiumsmitglied der Lichtensteiner Jägerschaft JW Kurt Litscher, Heiko Hornung, Chefredakteur von „Wild und Hund“ sowie Wildbiologe Dr. Karl Gremse unter der Moderation von Dr. Friedrich Völk, bestand Einigkeit, dass die Funktionäre in engagierter Form auf die Bedeutung von bleifrei hinweisen müssten. Durch die Konsumenten müsse gegenüber den Herstellern von Geschoss und Büchse Druck erzeugt werden, um die an sich fachlich unstreitig gleichwertigen bleifreien Büchsengeschosse in den nächsten Jahren auf dem Markt zu etablieren.

Das Treffen fand seinen Abschluss in der Besichtigung des Reviers von Ing. Alexander Putz (JW) (Stift Vorau) unter Führung von Waldmeister DI Karl Reiß und OF. Ing. Walter Unterberger.

Rottach-Egern, 16.03.2014
Albrecht Linder

Gelesen 6048 mal Letzte Änderung am Freitag, 17 Juli 2015 10:07
Linder, Albrecht

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