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Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals

Linder, Albrecht

Linder, Albrecht

Vom Jäger für Jäger 

Das Jagdsystem in
Deutschland und Österreich

Seminarbeitrag von Albrecht Linder

 

 Universitätslehrgang Jagdwirt/in VII
3. Lehreinheit in Oberlech
04. bis 06. Juli 2014

 

Donnerstag, 21 Mai 2015 11:07

Jagdkultur und Naturwissenschaft

Liebe Jagdblogleser,

am 25. April d. J. habe ich mit meiner Frau an der Tagung des Forum lebendige Jagdkultur e. V. in Speyer unter dem Motto:

„Jagdkultur und Naturwissenschaft“

teilgenommen.

Der erste Vortrag von Dr. Daniel Hoffmann befasste sich mit

„Wildbiologie und Jagdkultur – Auf das Wie kommt es an!“

Dr. Daniel Hoffmann.jpg
Dr. Daniel Hoffmann (GCD)
Curriculum Vitae:

  • 1996 – 2000 Studium der Biogeographie an der Universität des Saarlandes
  • 2000 - 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Trier, Institut für Angewandte Biogeografie
  • 2003 Dissertation am Institut für Biogeografie: Populationsdynamik und –entwicklung des Feldhasen in Schleswig-Holstein im Beziehungsgefüge von Klima, Prädation und Lebensraum
  • Seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Teilzeit) Universität Kiel, Institut für Natur- und Ressourcenschutz
  • Seit 2012 Inhaber Institut für Artenschutz und Wildtierforschung (www.iaw-hoffmann.de)
  • Seit 2013 Geschäftsführender Direktor der Game Conservancy Deutschland

Der Vortrag in Stichworten:

  • Eingriff in die Muttertierklasse bei Schwarzwild und in die Jugendklasse
  • Jagd setzt kulturelles Verständnis voraus
  • Jagdkultur muss mit dem Wandel der Ökosysteme Schritt halten
  • Zählen von Wildtieren in der freien Wildbahn auf jeden Fall erforderlich
  • Umgang mit dem Wildbret ist in den letzten 10 Jahren besser geworden, die Wildbret-Hygiene ist dabei ein wichtiger Punkt
  • Jagd ist ohne Wildbiologie nicht machbar, z. B. in Kanada gibt es keinerlei Jagdkultur

Unter der Charta der G.C.D. versteht man die Game Conservancy Deutschland G.C.D. Sie wurde 1990 in Anlehnung an die englische Game Conservancy gegründet, um eine ebenso traditionsreiche wie effektive Naturschutzstrategie auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Grundlage dieser Strategie ist es, im Sinne des englischen Leitspruches „Wise Use of Nature“, eine bewirtschaftete Natur mit ökologischen Zielen der Ressourcenschonung und dem Erhalt bzw. der Ausweitung der Artenvielfalt zu verbinden.

Den Zusammenhang ökonomischer und ökologischer Zielsetzungen fasst G.C.D. in seinem Leitmotiv „Lebendige Natur durch nachhaltige Nutzung“ zusammen. G.C.D. steht mit seiner ergebnisorientierten Naturschutzpraxis in einem nicht übersehbaren Gegensatz zum ideologiebefrachteten Naturschutz mancher Verbände.

G.C.D. fördert die wissenschaftliche Basisarbeit um dadurch das Verständnis für eine nachhaltige Nutzung der Natur herbeizuführen und zu kommunizieren. Durch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten im In- und Ausland fördert G.C.D. damit das Verstehen in und an der Natur. Durch praxisnahe Freilandexperimente und aufgabenspezifische Sekundäranalysen sollen ökosystemare Abläufe nachgewiesen werden um daraus Handlungsstrategien abzuleiten die dem jeweiligen Wesen der Natur entsprechen. In den vergangenen zwei Dekaden hat G.C.D. eine Vielzahl von Themen aus und für Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie Anleitungen für ökosystemare Nutzungsformen zur Verfügung gestellt. Dazu gehört auch die ökosystemgerechte Jagd, in der Wildlife Management, Tradition und Jagdkultur sowie Tier- und Naturschutz ihre unverzichtbaren Aufgaben und Rollen haben. G.C.D. fördert und unterstützt die Erarbeitung hierfür notwendiger Wissensgrundlagen und Prinzipien die zwingend für eine ökosystemgerechte Jagd erforderlich sind.

Der 2. Vortrag von Jobst Schmidt betraf die
„Jagdkultur und Ethik – Auf das Wie kommt es an!“

Jobst Schmidt, Dipl.-Kfm.
Jobst Schmidt, Dipl.-Kfm.

Was hat Wildbiologie mit Ethos zu tun?

Jobst Schmidt berichtet über die Motivation, Begrifflichkeiten, Grundprinzipien des moralisch richtigen Jagens, der Handlungsanweisungen und deren Folgerungen daraus.

Die Handlungsanweisungen aus der griechischen Antike unter Platon = Teilhabe mit den Maslowschen Bedürfnispyramide und unter Aristoteles = Glückseligkeit, Glücksethik – hier ist die Klugheit von Nöten – werden von ihm kurz erläutert.Jagdnetzwerk

Bedürfnispyramide nach Maslow:

Maslow hat aus seinem Menschenbild heraus ein Stufenmodell der Motivation (Bedürfnispyramide) entwickelt, welches sich in fünf Stufen unterteilt. Die physiologischen Bedürfnisse (Nahrung, Wärme etc.) sind die grundlegendsten und mächtigsten unter allen: „Die Bedürfnisse, die man gewöhnlich als Ausgangspunkt der Motivationstheorie benützt, sind die sogenannten physiologischen Triebe.“ Danach folgen, sofern die physiologischen Bedürfnisse weitgehend bedient sind, Sicherheitsbedürfnisse. Unter Sicherheitsbedürfnissen (2. Stufe) wird „Sicherheit; Stabilität; Geborgenheit; Schutz; Angstfreiheit; Bedürfnis nach Struktur, Ordnung, Gesetz, Grenzen; Schutzkraft“ verstanden. Als nächstes entstehen soziale Bedürfnisse (3. Stufe). „Wenn sowohl die physiologischen als auch die Sicherheitsbedürfnisse zufriedengestellt sind, werden die Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung und Zugehörigkeit auftauchen […] Im weiteren Verlauf können Bedürfnisse nach Achtung (4. Stufe) und Selbstverwirklichung (5. Stufe) bedient werden. Maslow behauptet, dass es reale psychologische und funktionale Unterschiede zwischen den „höheren“ und „niedrigeren“ Bedürfnissen gebe. Die höheren Bedürfnisse zeichnen zwar den Menschen (im Gegensatz zu, z.B., dem Tier) spezifisch aus, sind aber nicht zwingend zu seinem Überleben notwendig. Die Bedürfnisse können auch nach Defizitbedürfnissen (niedrigen Bedürfnissen) und Wachstumsbedürfnissen (höheren Bedürfnissen) unterschieden werden; Defizitbedürfnisse müssen erfüllt sein, damit Zufriedenheit entstehen kann, die zusätzliche Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse bedeutet über Zufriedenheit hinausführendes Glück.

Erst wenn die Defizitbedürfnisse sicher befriedigt sind und sich auf physischer Ebene Zufriedenheit in Form von höherer Lebenserwartung, weniger Krankheit und einer besseren Ernährungssituation einstellt, treten die Achstumsbedürfnisse, die zuvor subjektiv weniger dringlich waren, in den Vordergrund. Ihre Befriedigung wiederum führt zu tieferem Glück, Gelassenheit, Reichtum des inneren Lebens und verstärkter Individualität. Des Weiteren haben die höheren Bedürfnisse und ihre Befriedigung erwünschte bürgerliche und soziale Folgen.

Maslows Bedürfnispyramide ist das wohl bekannteste Entwicklungsmodell, aber schon lange vor ihm wurden ähnliche Einteilungen von Bedürfnissen durch europäische Gelehrte vorgenommen, so vor allem in Lujo Brentanos Versuch einer Theorie der Bedürfnisse(1908). Bereits in der Antike führte Platon aus: "„Das erste und größte aller Bedürfnisse ist aber die Beschaffung der Nahrung um der Existenz und des Lebens Willen... Das zweite dann die Beschaffung einer Wohnstätte, das dritte die von Kleidung und was dahin gehört.“ Darauf aufbauend entwickelt er die Bedürfnisse nach den höherwertigen Gütern Malerei, Stickerei, Gold und Elfenbein, nach Sicherheit, Wissen, Erziehung und Kunst. Obwohl die Bedürfnispyramide ein bekanntes und vielbeachtetes Motivationsmodell ist, ist es aufgrund der stark reduktionistischen Sichtweise vielfacher Kritik ausgesetzt. Siehe dazu Maslowsche Bedürfnispyramide, Abschnitt „Rezeption und Kritik“.

Die Umsetzung von Selbstverwirklichung:

Maslow beschreibt, dass in praktisch allen historischen und zeitgenössischen Theorien der Motivation Bedürfnisse, Triebe und motivierende Zustände allgemein als ärgerlich, irritierend und unerwünscht betrachtet werden. Dagegen lässt sich anführen, dass es eine Vielzahl von idiosynkratrischen (individuell unterschiedlichen) Bedürfnissen gibt, die zur Selbstverwirklichung gehören. Daher sei – laut Maslow – die Theorie „Bedürfnis gleich Ärger“ nicht zutreffend.

Maslow sieht in Menschen ein noch kaum erkanntes, geschweige denn entwickeltes Potential zur Selbstverwirklichung, dessen Entfaltung zu größerer Reife, Gesundheit und Furchtlosigkeit führen würde: „Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie.

Oft stellte sich heraus, dass es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir.“

Diese - aus Maslows Sicht noch sehr neue - Auseinandersetzung mit der höchsten Ebene menschlichen Seins und das ultimative Verwerfen etablierter Vorstellungen bezüglich unserer psychischen Verfasstheit sind also nötig, um zu wahrer Selbstverwirklichung zu gelangen und sich aus dem Zustand von Unreife, Ängstlichkeit und Krankheit zu befreien.

Erkennen des Seins vs. Erkennen des Defizits: Maslow beschreibt zwei unterschiedliche Modi des Erkennens:

„Im S-Erkennen (Erkenntnis des Seins) tendiert die Erfahrung oder das Objekt dazu, als ein Ganzes, als eine vollständige Einheit gesehen zu werden, losgelöst von den Beziehungen, von der möglichen Nützlichkeit, Zweckmäßigkeit und Angemessenheit. Sie wird wahrgenommen, als wäre sie alles, was es im Universum gibt, als wäre sie das ganze Sein, synonym mit dem Universum. Dies steht im Gegensatz zum Erkennen (Erkenntnis des Defizits), das die meisten menschlichen Erkenntniserfahrungen einschließt. Diese Erfahrungen sind fragmentarisch und unvollständig …“ „Wenn es eine S-Erkenntnis (Erkenntnis des Seins) gibt, muss man dem wahrgenommenen Gegenstand ausschließlich und voll seine Aufmerksamkeit widmen. Das kann man ‚totale Aufmerksamkeit‘ nennen […]“(Vergleiche dazu auch Flow-Erfahrung.) „Da das ganze Sein wahrgenommen wird, gelten alle jene Gesetze, die gültig wären, wenn der ganze Kosmos auf einmal erfasst werden könnte. Diese Wahrnehmung steht in schroffem Gegensatz zur normalen Wahrnehmung. Hier schenkt man dem Objekt Aufmerksamkeit gleichzeitig mit allem anderen, was relevant ist.“ Das Erkennen des Seins entspricht dem ganzheitlichen, humanistischen Welt- und Menschenbild, auf dem Maslows Arbeit basiert.

Erläuterung der Begrifflichkeiten:

Jagdkultur: Waidgerechtigkeit, Brauchtum, Musik, Tradition, etc.
Ethik: Gewisse Kriterien erstellen, die in den angeführten 3 Säulen ausgedrückt werden:

Jagdnetzwerk

Tierethische Prinzipien:

  • Respekt als Jäger vor der Kreatur zeigen – der Mensch ist gut (Ehrfurcht)
  • Kurze Jagdzeiten
  • Keine Jagd während der Nachtzeit außer Schwarzwild
  • Nachsuche mit Jagdhund
  • Kein Abschuss von Muttertieren
  • Schusswaffe und richtige Munition (bleifrei?)
  • Pflicht zur Hege
  • Keine Jagd in Notzeiten
  • Erlegen nach Alter/Qualität/Gesundheitszustand/Geschlecht – keine Trophäen

Der Jäger hat mit vier Faktoren zu rechnen:

  • Er steht im Dialog mit der Bevölkerung – soziokulturell – Gemeinsinn
  • Der Forst ist ein Wirtschaftsfaktor – Waldschutz/Schadensminimierung/Wildbret
  • Öko-System/Biosphäre = Artenvielfalt, Biotopmaßnahmen, Lebensraum, Jagdstrategien, jagdliche Raumnutzung
  • Das Tier in freier Wildbahn

Folgerungen:

  • Lehrprinz – Vorbildfunktion
  • Bewegungsjagden nicht für Jungjäger (Greenhorn)
  • „Waidgerechte“ Munition (bleifrei?)
  • Trophäenträger nicht ausschl. bejagen

Den 3. Vortrag erhielten wir von Bernd Krewer zum Thema:
„Jagdkultur – Tradition oder Ballast“

Bernd Krewer
Bernd Krewer

Bernd Krewer (* 1. Juni 1939 in Bitburg), Forstbeamter im Dienst des Landes Rheinland-Pfalz a. D., Revierleiter eines Rotwild-Kernrevieres in der Südeifel bis 1999 (Kondelwald) im Forstamt Wittlich
Seit 1958 Schweißhundeführer und seit 1969 Züchter von Hannoverschen Schweißhunden Geschäftsführer des Rotwildringes Cochem-Kondel bis 2000. Von 1986 bis 1992 war Bernd Krewer Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher des Jagdgebrauchshundverband (JGHV). 1988 Mitbegründer des Verein Jagd-Beagle. 1997 - 2001 Fachexperte und Mitarbeiter des ehemaligen Spartensenders Seasons. 1994 - 2011 Ständiger freier Mitarbeiter der Zeitschrift Pirsch. Mitglied der JGHV/VDH – Zuchtkommission

Der Stellenwert der Jagdkultur ist zurückgegangen, es wird auch kein Kulturpreis des DJV mehr ausgelobt. Die Tradition der Jagdkultur muss erhalten bleiben. Die Waidgerechtigkeit ist das Grundgesetz des Jägers, so sind heutzutage trotz Gebrauch des Handys aber noch die Jagdsignale erhalten geblieben.

Die 4. Referentin sprach zu
„Epochale Jägerinnen, Funktionen und Positionen in der europäischen Vormoderne“

Maike Anne Schmidt.jpg
Maike Anne Schmidt, M. A. (Uni Trier):
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Trier, Lehrstuhl für Geschichtliche Landeskunde

Jagd ist ein adeliges Standesprivileg

Strenge Jagdgesetze und –verbote um die Jagd höfisch zu sichern

Hunting Tristan - Die Geschichte von Tristan und Isolde war einer der einflussreichsten Romanzen im Mittelalter.

Gace von Bigne war das alte Geschlecht der Herren von La Bigne in der Diözese von Bayeux und selbst bietet seinen alten und edlen Herkunft, wie väterlicherseits als mütterlicher Seite.

Im Anschluss ein Auszug aus Diana Poitiers:

Diana als Jaegerin
Diana als Jägerin

Von einigen Damen wird berichtet, dass sie bereits im ausgehenden Mittelalter und der Renaissance die Hetzjagd aktiv ausübten. Karl der Große (768-814) jagte in Begleitung seiner im „Spreizsitz" reitenden Gemahlin und seiner 6 Töchterauf Wildschwein und Auerochse. Anne de Beaujeu (1460-1522), französische Königin, liebte die Wildschwein- und Wolfsjagd. Sie war eine hervorragende Reiterin und erfolgreiche Hundezüchterin. Ihre berühmteste Schülerin war die schöne Diane de Poitiers (1499-1565), einflussreiche Maitresse von König Henri II von Frankreich, besungen als „erste Jägerin von Frankreich", die "im gleichen Köcher Pfeileder Jagd undder Liebe hatte.".
Er baute ihr das fantastische Jagdschloss Chenonceau an der Loire, wohin sie sich 1559 nach dem frühen Tod ihres Geliebten zurückzog. Eine der berühmtesten Diana-Darstellungen ist das von einem unbekannten Meister stammende Gemälde der makellos schönen Diane de Poitiers als Diana mit dem Hirsch.

Das Bett von Diane de Poitiers ersteigerte Prinz Charles für seine erste Frau, Lady Di, der wohl berühmtesten Diana unserer Zeit. Auch die florentinische Catharina de Medici (1519-1589), Gemahlin von Henri II und Thronfolgerin nach dessen frühen Tod, verbrachte viel Zeit mit Pferden, Hunden und der Jagd. Sie machte in Frankreich den Damensattel populär und ritt mit bis zu 500 Herren beherzt auf den Hetzjagden.
Von Anne Boleyn ( 1501-1536), der unglücklichen zweiten Gemahlin von König
Heinrich VIII von England Wird berichtet, dass sie die Jagd mit dem Boqen liebte.

Diane de Poitiers (1499-1565) "erste Jägerin von Frankreich, Andre Castelot "Les Chateaux de la Loire" Geneve 1981
Diane de Poitiers (1499-1565) "erste Jägerin von Frankreich,
Andre Castelot "Les Chateaux de la Loire" Geneve 1981

IhreTochter, Königin Elisabeth I. von England (1533-1603), ritt noch 50-jährig jeden zweiten Tag auf die Jagd, Königin Isabella von Kastilien (1451-1504), erste Königin Spaniens, soll nicht nur Hasen und Hirsche sondern auch Wildschweine und gelegentlich sogar Bären erlegte haben. Eifrig jagte Liselotte von der Pfalz (1652-1722), Schwägerin König Ludwigs XIV. und Verfasserin von ca. 60 000 Briefen. Viele ihrer Aufzeichnungen berichten von der Jagd. Nichts bereitete ihr mehr Vergnügen, als ihren Schwager, der ihre urwüchsige Kraft schätzte, bei Wind und Wetter behtten auf die Jagd zu begleiten. Die aufwändigen Prunk-Jagdkostüme der Damen des französischen Hofs schaffte sie bald ab.

Die Zugehörigkeit zum Adelsstand war im Mittelalter Voraussetzung für die Jagdausübung der Frau. Selbst Äbtissinnen und Priorinnen gingen gelegentlich ihrer Jagdpassion nach. Von allen Höfen Europas wird zu jeder Zeit über die Lust am Jagen berichtet. Nahtlos geht die Listederjagenden Dianen indie Neuzeit über Von ihnen seien ein paar bekannte Namen erwähnt. Margarete Trappe (1884-1957), deutsch-britische Farmerin und Großwildjägerin am Fuß des Kilimandscharo in Tansania, war Inhaberin der Lizenz als Professional Hunter. Nach der Scheidung von ihrem Mann und der Enteignung 1918 (Veriustder Deutschen Ost-Afrika Kolonien) fast mittelllos, schaffte sie für sich und ihre Familien durch professionelle Führung von Jagdgästen eine neue Existenz auf der berühmte Momella-Farm.

Liselotte von der Pfalz (1652-1722) im Jagdkostüm.
Liselotte von der Pfalz (1652-1722) im Jagdkostüm.

Ein weiterer Auszug über Anna Maria Louisa de Medici (1667-1743), Kurfürstin

Anna Maria de Medici zählt zu den herausragenden rheinischen Persönlichkeiten des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Einer alten italienischen Herrscherdynastie entstammend, trug sie als Gemahlin des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm maßgeblich zum Aufstieg Düsseldorfs zu einer europäischen Kulturmetropole bei.

Anna Maria de Medici wurde am 17.8.1667 als zweites von drei Kindern des toskanischen Großherzogs Cosimo III. (1642-1723) und dessen Ehefrau Marguérite Louise von Orléans (1645-1721) in Florenz geboren. Sie gehörte der bedeutenden Familie der Medici an, die über einen Zeitraum von 300 Jahren die Geschicke der Stadt Florenz und der Toskana bestimmt hatte.

Vielseitig begabt, erfuhr Anna Maria de Medici neben der strengen höfischen Erziehung frühzeitig eine Förderung ihrer ausgeprägten musischen und sprachlichen Talente. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es darüber hinaus: „Die Prinzessin gewinnt, je älter sie wird, immer mehr an Liebreiz. Sie ist von großem Wuchs; ihre Haare sind tiefschwarz. Ihre Augen – früher ziemlich ausdruckslos – sprühen voller Leben und Esprit. Sie schreitet sehr graziös, manchmal vielleicht ein wenig hochmütig." Im Gegensatz zu ihrem Vater, der im Ruf eines humorlosen, religiösen Fanatikers stand, genoss Anna Maria, die auch Anteil an den Nöten der einfachen Bevölkerung nahm, hohe Popularität und avancierte bereits in jungen Jahren zu einer Hoffnungsträgerin der krisengeschüttelten Dynastie der Medici.

Zwischen 1683 und 1690 versuchte Cosimo III. zunächst vergeblich, seinen schwindenden politischen Einfluss durch eine Verheiratung seiner Tochter mit einem Angehörigen des europäischen Hochadels zu stärken. Erst im April 1691 gelang ihm nach schwierigen Verhandlungen eine Übereinkunft mit dem pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Die Hochzeit wurde am 29.4.1691 mit großem Aufwand, aber in Abwesenheit des Bräutigams im Dom zu Florenz abgehalten.

Am 6.5.1691 begab sich Anna Maria de Medici auf die beschwerliche Reise nach Düsseldorf an den Hof ihres Gemahls, dem sie einige Wochen später in Innsbruck erstmals begegnete. Die zunächst nur aus machtpolitischem Kalkül geschlossene Zweckehe erwies sich seit der ersten Begegnung als Glücksfall für beide Seiten. In zeitgenössischen Berichten wird das harmonische Verhältnis zwischen Johann Wilhelm und Anna Maria stets als das herausragende Merkmal einer Ehe hervorgehoben, die allerdings mit dem Makel der Kinderlosigkeit behaftet war. Die Vorlieben der kunstsinnigen und lebenslustigen Kurfürstin für alle Formen höfischer Repräsentation und Prachtentfaltung teilte sie mit ihrem Mann. Gemeinsam war ihnen auch das ausgeprägte Interesse an den verschiedensten Gattungen der Kunst, als deren Förderer sie sich nachhaltig hervortaten. In ihrer Begeisterung für die Jagd und den Reitsport fand Anna Maria de Medici in Johann Wilhelm einen gleichgesinnten Partner.

Letztes Beispiel der frühzeitlichen Jagdausübung durch adlige Frauen:

Werner von Teufen
Werner von Teufen:
Manessische Liederhandschrift 1320 – Beschreibung der Szene Frau mit Sperber

5. Vortrag von Heinz Staudinger über
„Goethe und die Jagd“

Heinz Staudinger   Goethe in Weimar
Heinz Staudinger   Goethe in Weimar

Forstmann aus Franken, die meiste Zeit im Spessart tätig, zuletzt als Leiter des Forstamtes Lohr am Main. Befasst sich seit Jahren mit Fragen der Jagd- und Forstgeschichte, vor allem mit bemerkenswerten Gestalten aus Jagd und Wilderei.

Die Ergebnisse seiner Arbeit hat er in den Münchener Forstlichen Forschungsberichten, im Aschaffenburger Jahrbuch und in den Zeitschriften Spessart, Frankenland, Wild und Hund veröffentlicht. Mit seinem Buch über den Spessart-Wilderer Hasenstab hat er eine regelrechte Hasenstab-Welle ausgelöst: Der Bayerische Rundfunk, der Mitteldeutsche Rundfunk und das Bayerische Fernsehen haben wiederholt berichtet, der Stoff ist dramatisiert, ein Rundwanderweg eröffnet und ein Gedenkstein aufgestellt worden. Mit seinem Buch über den alten Diezel hat er die längst fällige Biografie dieses größten deutschen Jagdschriftstellers vorgelegt, dessen Werk unsere Jagd bis auf den heutigen Tag geprägt hat.

Staudinger ist Mitglied im Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband, im Verein für Deutsche Wachtelhunde, im Arbeitskreis Forstgeschichte in Bayern und im Forum.

„An einem Herbsttag will der Fürst in den Waldungen seines Fürstentums jagen. Als er sich von der jungen Gemahlin verabschiedet, empfiehlt er ihr einen Spazierritt. Dabei sollen der fürstliche Oheim Friedrich und der Hofjunker Honorio die Fürstin geleiten. Der Fürst reitet mit seinem Jagdgefolge aus dem Schloss, und die Fürstin winkt ihrem Gemahl mit dem Schnupftuch. Alsdann begibt sich die Dame in ein Gemach, an dessen Fenster das treffliche Teleskop auf die uralte, halbverfallene Stammburg auf dem Felsgipfel, umgeben von mächtigen Bäumen, gerichtet ist. Die Fürstin verfolgt den Ritt des Gatten durchs Fernrohr und winkt noch einmal mit dem Schnupftuch. Der alte rüstige Oheim kommt mit einem großen Portefeuille voller Zeichnungen. Er denkt nicht an das Losreiten. Wortreich, untermalt mit den Zeichnungen, erläutert er der Gräfin Restaurierungsarbeiten jener Stammburg. Honorio meldet, das Lieblingspferd der Fürstin sei gesattelt. Die Fürstin möchte sich die Burgruine einfach einmal anschauen, jedoch zunächst durch die Stadt reiten, am Jahrmarkt vorbei. Der Oheim mag nicht. Er reite niemals gern durch Markt und Messe. Die Fürstin kennt die Geschichte von dem Jahrmarktsbrande, dem der Oheim einmal knapp entronnen war und setzt sich durch. Honorio nimmt das Sehrohr mit. Man reitet hinab. Das Volk, dicht gedrängt auf dem Markt, findet, dass die erste Frau im Lande auch die schönste und anmutigste sei. Die drei Reiter gelangen an ein größeres Brettergebäude, in dem ein Löwe und ein Tiger zur Schau gestellt werden. Der Löwe brüllt zur Fütterungsstunde, der Tiger hingegen liegt ganz ruhig in seinem Kerker.

Jahrmarkt, links eine Tierbude, 19. Jahrhundert  Dresden/Goethe in der Campagna 1787 - Gemälde von Tischbein
Jahrmarkt, links eine Tierbude, 19. Jahrhundert Dresden/Goethe in der Campagna 1787 - Gemälde von Tischbein

Es wird schon Mittag, als die drei Reiter sich dem Zielpunkt ihrer Wallfahrt, der mächtigen Ruine, nähern und von einem Aussichtspunkt in einem Bergwald sowohl die nahe Ruine, als auch die inzwischen entfernte Stadt mit der fürstlichen Residenz erblicken. Der Rest der Novelle spielt in dem Bergwald unterhalb der Burgruine beziehungsweise in der Burgruine selbst. Über der Landschaft liegt eine heitere Stille, wie es am Mittag zu sein pflegt. Honorio schaut durch das Sehrohr nach der Stadt und muss konstatieren, auf dem Markte fängt es an zu brennen. Der Oheim will sofort zurück. Die Fürstin möchte mit Honorio dem Oheim langsam folgen. Honorio hat es auch nicht eilig und empfiehlt dem alten Mann: Reiten Euer Durchlaucht langsam, ich bitte, langsam! in der Stadt wie auf dem Schloss sind die Feueranstalten in bester Ordnung. Der Oheim verlässt den Ort der Handlung, reitet hinab in Richtung fürstliche Residenz, und an seiner Stelle springt der entlaufene Tiger heran. Flieht! ruft Junker Honorio der Gräfin zu. Die prescht davon, aber ihr Pferd stürzt. Der Tiger nähert sich der Gräfin, aber Honorio, ganz ritterlich, bewährt sich auf dem Höhepunkt der Novelle und trifft mit der Pistole das Ungeheuer durch den Kopf. Die Fürstin fordert von Honorio: Gebt ihm den Rest. Aber der Tiger ist schon tot.

Da nahen die Besitzer des Raubtiers, Betreiber einer Wandermenagerie und an der reinlich anständigen, doch bunten und seltsamen Kleidung kenntlich gemacht: eine Wärterin, die Schaustellerfrau, und ein Knabe, der eine Flöte in der Hand hält. Die Wärterin beklagt die Ermordung des Tigers ohne Not. Das Jagdgefolge des Fürsten reitet heran, und der Fürst steht vor dem seltsamen, unerhörten Ereignis. Nun dringt auch noch der Vater des Knaben, bunt und wunderlich gekleidet, zum Fürsten vor und verkündet das nächste unerhörte Ereignis: auch der Löwe ist los. Es stellt sich heraus, die Raubkatze lagert bereits seit einiger Zeit oben in der Burgruine bedenklich im Sonnenschein. Der Vater des Knaben bittet den Fürsten, das große Tier auf seine Art einzufangen. Er will den beschlagenen Kasten heraufschaffen, und der Junge soll das Raubtier mit Flötenspiel zunächst besänftigen. Dann soll es in seinen Kerker gelockt werden. Der militärisch erfahrene Fürst bleibt Herr der Lage. Er blickt nieder auf seine Gemahlin, die, an ihn gelehnt, das Schnupftuch hervorzieht und sich damit die Augen bedeckt. Der Fürst gestattet die wunderliche Löwenfangmethode, gibt Honorio der merkwürdigen Situation angemessene Befehle und verlässt zusammen mit der Fürstin den Ort der Handlung. Die Herrschaften reiten mit dem Jagdgefolge hinab in Richtung fürstliche Residenz. Honorio bleibt befehlsgemäß bewaffnet im felsdurchsetzten Wald auf Wache zurück. Der Junge steigt zur Ruine hinauf und beschwichtigt den Löwen, abwechselnd Flöte spielend und die Friedensbotschaft der Novelle singend:

Löwen sollen Lämmer werden,…

Blankes Schwert erstarrt im Hiebe,…

Der Löwe ist an seinen gefegten Kerkerfußboden gewöhnt. In der „freien Wildbahn“ Fürstentum hat sich ein scharfer Dornzweig zwischen die Ballen eingestochen. Der besänftigte Löwe nähert sich dem Knaben mit einiger Beschwerde, legt ihm die schwere rechte Vordertatze auf den Schoß und lässt sich behandeln. Danach flötet und singt der Knabe weiter:

„Und so geht mit guten Kindern
Selger Engel gern zu Rat,
Böses Wollen zu verhindern,
zu befördern schöne Tat.“

Frau von Stein   Gartenhaus Weimar von Goethe
Frau von Stein,
Geliebte Goethes
  Gartenhaus Weimar von Goethe
(Hier hatte er eine kleine Niederwildjagd)

Honorio, die einzige Person, die durchgängig an oder nahe bei den Orten der Handlung verweilte, kann lächeln und das Gewehr im Schoß ruhen lassen.“

Der 6. Vortrag wurde von Dr. Rolf Roosen (Chefredakteur Paul Parey-Verlag) gehalten:
„Der Hase in Antike und Christentum“


Dr. Rolf Roosen
Dr. Rolf Roosen
(Paul Parey-Verlag)

Die Hasenfenster in Paderborn und im Kloster Muotathal in der Schweiz, bei denen drei Hasen jeweils zusammen nur drei Ohren haben, die zusammen ein Dreieck bilden, können als Symbol für die Dreifaltigkeit aufgefasst werden, und gehen wohl auf ein altes Symbol für den Lauf und das Vergehen der Zeit zurück. Ebenfalls als Dreifaltigkeitssymbol könnten die drei Hasen angesehen werden, die auf Dürers Holzschnitt von 1497 Die Heilige Familie mit den drei Hasen dargestellt sind und in dem ein Hase dem anderen die Pfote auf die Schulter legt und auf den davonhüpfenden dritten zeigt.

Drei Hasenfenster im Paderborner Dom
Drei Hasenfenster im Paderborner Dom

Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, in dem der Auferstehung Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonografie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es Tizian in seinem Pariser Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.

Sprichwörter mit dem „Hasen“:

  • Da liegt der Hase im Pfeffer.
  • Ein alter Hase sein
  • Ein Hasenfuß sein
  • Ein Hasenherz haben
  • Mein Name ist Hase …
  • Viele Hunde sind des Hasen Tod.
  • Wissen, wie der Hase läuft
  • Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen
    Hasen haben kurze Beine, Hasenfuß

Der 6. Vortrag von Prof. Dr. Dieberger beschäftigte sich mit der
„Jagdkultur und Trophäenjagd“

Prof. Dr. Johannes Dieberger
Prof. Dr. Johannes Dieberger

Jagdkultur, Wissenschaft und Ökonomie – all diese drei Dinge gehören zusammen, so Prof. Dieberger. Zu betrachten sind auch Ethik und Ästhetik im Waidwerk.

Prof. Dieberger führte sehr ausführlich vor Augen, wie sich das heute übliche Verhältnis zu den Jagdtrophäen entwickelte. Eindrucksvoll dokumentierte er das vorhandene Wissen zum Thema mit zahlreichen Quellen. Besonders auch aus der unseligen NS-Zeit, sie hat die heute noch in Teilen angewendeten, Beurteilungskriterien für die Trophäen (Hirschgeweih) hervorgebracht. Längst ist erkannt, dass diese dem Trophäenkult nachgebende Jagdkultur viele Probleme schafft und mit der hochgelobten Ökologie und Natur, wofür die Jagd sich zuständig erklärt hat, nichts zu tun hat. Sogar der Wals selbst, das Substrat der Jagd, leidet und dem Trophäenkult. Prof. Diebergers Appell, dass der Abschuss von Wild, welches keine repräsentativen Trophäen hinterlässt, eine höchst sinnvolle Angelegenheit wäre, wurde von einigen, nicht allen, verstanden.

Die Geschichte von Burlei: 300 Kilo schwer, ein 37-Ender der Extraklasse: Die anwesenden bulgarischen Waidmänner sind begeistert und kurze Zeit später überschlägt sich auch die Fachpresse von "Wild und Hund" bis "Jagen weltweit". Ein neuer Weltrekord wird verkündet. So groß, so schwer, so viele Enden am Geweih - ein solches Tier hatte noch keiner vorher erlegt. Doch seit kurzem ist klar: Der von Baron Eberhard von Gemmingen-Hornberg geschossene Hirsch war kein wildes Tier, sondern entstammte einem österreichischen Kleingatter bei Braunau. "Er hieß Burlei, war handzahm und ließ sich von Kindern mit Schokolade füttern", so sein einstiger Besitzer Rudolf Pöttinger.

Nach Recherchen von SPIEGEL TV kaufte Züchter Pöttinger Burlei als Jungtier und zog ihn groß. Im Sommer 2005 verkaufte der Wildzüchter seinen besten Hirsch für 20.000 Euro. Über zwei Strohmänner landete Burlei, der Schokohirsch, schließlich bei dem bulgarischen Jagdunternehmen Elen-Hunting. Dort stapfte der zahme König ziemlich orientierungslos durch die fremden Buchenwälder nahe der Stadt Etropoleder. Es ist mehr als fraglich, ob Burlei die bevorstehende Brunftzeit in dem Revier überlebt hätte. Doch die Bulgaren suchten ohnehin eilig einen zahlungskräftigen Schützen für den kapitalen Streichel-Hirsch.

Der serbische Tierfilmer Toma Ivanovitc erzählte Baron von Gemmingen-Hornberg von der einmaligen Jagdgelegenheit und soll dafür 1000 Euro Provision erhalten haben. Kurz entschlossen flog der adlige Waidmann Ende August zusammen mit dem Filmemacher nach Sofia. Insgesamt 65.000 Euro hat Gemmingen-Hornberg für die bevorstehende waidmännische Hochleistung gezahlt - der Wert von Burlei hatte sich mittlerweile mehr als verdreifacht.

Am 1. September 2005 ging es dann auf zur fröhlichen Jagd. Begleitet von einem Jagdführer und zwei Kamera-Männern schlich der deutsche Adelsmann durchs Unterholz. Auch als der rekordverdächtige Vertreter der sonst so scheuen Gattung Cervus elaphus zutraulich auf der Lichtung weiter äste, als die vier Männer auf ihn zuliefen, wurde der Baron nicht misstrauisch. Er glaubte den Hirsch-Profis von Elen-Hunting und war sicher, dass der Rothirsch wild war. Gemmingen-Hornberg riss seine Luxus-Büchse hoch und schoss Burlei tot.

"Ein Jagderlebnis, das sich im Jägerherzen einnistet"

In der Grünrock-Gazette "Jagen weltweit" veröffentlichte der inoffizielle Weltrekordhalter anschließend stolz einen mehrseitigen Artikel über seinen Weltmeisterschuss. Dabei auch ein Foto, auf dem er hinter dem gewaltigen Geweih in Feldherrenpose in die Kamera grinste. Zitat: "So etwas Gewaltiges hatte ich noch nie gesehen und natürlich nicht annähernd geglaubt, einen solchen Hirsch einmal erlegen zu können." Der Artikel endete mit den Worten: "Doch das Erlegen eines Weltrekord-Rothirsches, wenn auch nur inoffiziell, ist ein Jagderlebnis, das sich tief im Jägerherzen einnistet."

Die Freude währte nicht lange, und heute will der Baron Burlei am liebsten vergessen. Der Weltrekord wurde annulliert. Im Internet war ein Foto von Burlei in einem Wild-Gatter aufgetaucht. Der Baron witterte Betrug und erstattete Anzeige. Er wollte jetzt auch sein Geld von Elen-Hunting zurück haben. Die österreichische Polizei begann zu ermitteln und fand schließlich das 23 Hektar große Gatter in Braunau und konnte beweisen, dass Burlei hier aufgewachsen war. Das imposante Geweih wurde genetisch untersucht. Ergebnis: Der 37-Ender war eindeutig ein Zuchttier. Gemästet mit Kraftfutter und beigemischtem Calcium für das rasante Wachstum. Dem österreichischen Wildzüchter und den beiden Zwischenhändlern konnte allerdings kein krimineller Vorsatz nachgewiesen werden.

So wird der teure Tod des Gattertiers wohl ungesühnt bleiben. Denn von den bulgarischen Waidgenossen sind den Ermittlern weder die Geburtsdaten noch ladungsfähige Anschriften bekannt. Auch die Erinnerung an das gutgläubige Tier wird wohl bald erlöschen. Sein Kilo schweres Geweih hat Baron Gemmingen-Hornberg von einem Bediensteten im Keller seines Schlosses verstauen lassen.

Nun hängt Burlei in der BoKu in Wien:

Nun hängt Burlei in der BoKu in Wien


Den 7. Vortrag hielt Heiko Schwartz
„Vergessene Schätze – Die Deutsche Jagdbibliothek“

Heiko Schwartz
Heiko Schwartz, Enkel des Gründers des Verlags

Die Deutsche Jagdbibliothek in Melsungen ist die von der Julius-Neumann-Stiftung betriebene Präsenzbibliothek mit dem Sammelschwerpunkt: deutschsprachige Jagdliteratur. Dazu gehören alle gedruckten Werke einschließlich Loseblattwerke und Periodika mit jagdlichem Inhalt.

Die Deutsche Jagdbibliothek ist jedermann nach Terminvereinbarung zugänglich.

Um das wissenschaftliche Arbeiten vor Ort zu ermöglichen, werden keine Bestände ausgeliehen.


Leben und Wirken von Julius Neumann

Julius Neumann

Julius Neumann, Gründer des Verlages J. Neumann - Neudamm

Julius Neumann (21.09.1844-30.05.1928) - Berlin

Als königlicher Hofdrucker in Berlin kaufte er 1872, im Alter von 28 Jahren, in der preußischen Provinz Mark Brandenburg ein Wochenblatt mit einer Auflage von rund 200 Stück und erwarb zudem die Druckpresse. Diese war der Grundstein des Verlages J. Neumann aus Neudamm, der sich in der Folge zu einem der größten deutschsprachigen Verlage entwickelte und sich mit den grünen Themengebieten Landwirtschaft, Forst, Fischerei, Jagd und Naturschutz auseinandersetzte.

Spätestens seit der Herausgabe der Deutschen Jägerzeitung (ab 1883) unterstützte Julius Neumann die Jagd auch mit seinem Privatvermögen erheblich. Insbesondere das Hundewesen, das Schießwesen und die Jagdwissenschaft förderte er durch seine Arbeit.

Heute trägt die Julius-Neumann-Stiftung als Dank und Anerkennung seiner Leistungen seinen Namen.

Forum lebendige Jagdkultur e. V. (Dieter Stahmann, Vorsitzender des Forums):

Ziel und Weg - Was ist Jagdkultur ?
Jagdkultur ist die Einbindung der Jagd in eine der allgemeinen Kultur entsprechende Form mit Konzentration auf das seelisch empfundene Jagderlebnis. Zur Jagdkultur gehören moralische Regeln, (Waidgerechtigkeit), traditionelle Rituale (Brauchtum) und die mentale Verarbeitung des Jagderlebnisses, dessen Pflege in Literatur, Kunst und Musik in Geschichte und Gegenwart als besondere Aufgabe des Forums verstanden wird.

Die heutige deutsche Jagdkultur, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, ist ethisch ausgerichtet und gründet auf den modernen Wertbegriffen des Tier-, Natur- und Landschaftsschutzes. Dabei wird Wild und Landschaft als eine Einheit verstanden, in der funktionale Anforderungen der Zivilisation zwar berücksichtigt, aber auch kritisch gesehen werden. Aus der Vergangenheit wurden zeitlose Bräuche wie die Jägersprache oder das Jagdhornblasen übernommen und in angemessener Form weiterentwickelt.

Wo steht das Forum in unserer Zeit ?
In einer Zeit des materialistischen Denkens und des unbegrenzten Nutzenstrebens hat die Jagdkultur wie die allgemeine Kultur einen schweren Stand. Die gegenwärtige Tendenz, die Jagd zu einer rationalen und rein funktionell gesehenen Wildbestandsregulierung im Massenbetrieb abzuwerten, zerstört die auf Werte gegründete Achtung vor der Natur und dem Wildtier und lässt für eine geistige Verarbeitung des Jagderlebnisses keinen Raum. Das Forum steht gegen diese Entwicklung und tritt für die Erhaltung der traditionellen Jagdkultur und ihrer Werte als lebendiges Kulturerbe in einer der Zeit angemessenen Form ein.

Forum lebendige Jagdkultur e. V.
Dieter Stahmann – Vorsitzender
Krummackerweg 15, 46562 Voerde

Rottach-Egern, 27.04.2015

Albrecht und Sabine Linder

Alumni Fachgruppe Jagdwirte/innen

Revierverpachtungen

Bleifreier Büchsenschuss 13./14. März 2015 im Bildungshaus Stift Vorau

Die Alumni Fachgruppe Jagdwirte/innen hat am 13./14.03.2015 im Augustiner-Chorherrenstift Vorau in der Steiermark eine Tagung zum Thema „bleifreier Büchsenschuss“ abgehalten. Eingeladen hierzu und organisiert haben diese Veranstaltung die Jagdwirte Alexander Putz und Dr. Martin Siegmann, tatkräftig unterstützt von der Jagdwirtin Veronika Fessl.

Zunächst trafen sich die Teilnehmer zu einem Ballistik-Workshop mit Andre Schröder, Outdoor Marketing (Hornady, Savage, Leupold) auf dem Schießstand in Dreibach, wo der Seifenblockbeschuss mit bleifreier und bleihaltiger Munition demonstriert wurde.
Weiterer Höhepunkt der Veranstaltung waren die Vorträge der Fachleute im Fürstenzimmer des Bildungshauses Stift Vorau, das mit seinen barocken Wandbemalungen und die Begrüßung durch eine Parforcehorngruppe einen stimmungsvollen Rahmen und auch Kontrast zu den nachfolgenden Themen bildete.

Zum Auftakt sprach der erste Referent, Dr. Florian Krenkel, Berater im Landesverband Niederösterreich zum Thema „Blei in der Öffentlichkeit“. Er wies darauf hin, dass nicht zu sehr die Fakten in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit eine Rolle spielen, sondern die Story, d. h. die Art der Darstellung wie man zu dem emotional aufgeladenen Thema die Öffentlichkeit gewinnt. Beste Argumente bringen nicht die Lösung, sondern die Big Pictures, die als Bildsprache Sympathien wecken sollen.

Diese Darstellung wurde ergänzt durch den zweiten Referenten, Landesjägermeister von Vorarlberg, Dr. Ernst Albrich, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe, der den Einfluss von Blei auf die Gesundheit am Beispiel naturwissenschaftlicher Untersuchungen erläuterte. Blei ist für den Körper nicht essentiell, wird nur schlecht abgebaut (Langzeitwirkung in den Knochen) und hat im Gegensatz zum Eisen, Kupfer und Zink toxische Wirkung: aber „Rückstände von bleihaltiger Munition im Wildbret sind eine Belastung, aber keine Vergiftung.“

Die Innenballistik von bleifreien und bleihaltigen Geschossen schilderte der dritte Referent, Büchsenmeister und Schießtrainer Norbert Steinhauser. Entscheidend für einen Umstieg auf bleifrei sei, dass man nicht nur das Geschoss für sich bewertet, sondern immer die Rasanz des Kalibers mit einbezieht, denn Lauflänge, Drallwinkel und Zustand des Laufes seien die maßgeblichen Parameter, mit denen sich Jäger und der Fachhandel auseinandersetzen müssten. Munitionshersteller hätten noch einige Arbeit zu leisten: Relevante Informationen auf Schussentfernung und Tötungswirkung der Patronenschachtel, die für die Umstellung auf bleifrei nötig seien.

Über die Tötungswirkung von bleihaltigen und bleifreien Geschossen unterrichtete der Wildbiologe, Dr. Karl Gremse. Dieses Thema sei im Hinblick auf hohe Schussentfernung und geringeres Gewicht der Geschosse von ausschlaggebender Bedeutung. Seine Erfahrungen mit bleifreier Munition bei den österreichischen Bundesforsten ließen den Schluss zu, in wenigen Jahren auf bleifrei umstellen zu können.

Der nächste Referent, Uni.-Doz. Dr. Armin Deutz, Amtstierarzt Murau, beeindruckte mit Hinweisen auf die Wirkung von Blei auf die Umwelt: Die Gesellschaft habe „Null“ Toleranz bei der Premiumqualität von Wildbret: Geschosssplitter im Wildbret seien nicht hinzunehmen und würden das medial hoch emotionale Thema nur belasten. Großzügiges Ausschneiden von Ein- und Ausschuss bei Verwendung bleihaltiger Munition könne aus wildbrethygienischer Sicht das Ernährungsrisiko nicht vollständig beseitigen.

Erfahrungen mit „Bleifrei“ in der Praxis schilderte Dr. Friedrich Völk von den österreichischen Bundesforsten. Bleifreie Büchsengeschoße könnten eine hervorragende Wirkung im Hinblick auf tierschutzgerechte Erlegung von Schalenwild aufzeigen, wie Praxistests in Deutschland und in ausgewählten ÖBf-Revieren bewiesen hätten. Das sei im Rahmen von diesen objektiv im Hinblick auf die Sicherheit im Jagdbetrieb und die gleichwertige Wirkung von bleifreien Geschossen dokumentiert worden. Aus fleischhygienischer Sicht seien für die Schalenwildjagd primär splitterfreie Deformationsgeschosse zu bevorzugen.

In der sich anschl. Podiumsdiskussion mit führenden Vertretern der Jägerschaft: Landesjägermeister Dr. Albrich, Präsidiumsmitglied der Lichtensteiner Jägerschaft JW Kurt Litscher, Heiko Hornung, Chefredakteur von „Wild und Hund“ sowie Wildbiologe Dr. Karl Gremse unter der Moderation von Dr. Friedrich Völk, bestand Einigkeit, dass die Funktionäre in engagierter Form auf die Bedeutung von bleifrei hinweisen müssten. Durch die Konsumenten müsse gegenüber den Herstellern von Geschoss und Büchse Druck erzeugt werden, um die an sich fachlich unstreitig gleichwertigen bleifreien Büchsengeschosse in den nächsten Jahren auf dem Markt zu etablieren.

Das Treffen fand seinen Abschluss in der Besichtigung des Reviers von Ing. Alexander Putz (JW) (Stift Vorau) unter Führung von Waldmeister DI Karl Reiß und OF. Ing. Walter Unterberger.

Rottach-Egern, 16.03.2014
Albrecht Linder

jagdbedarf
Jagern mit Ludwig Thoma -
Die Geschichte des Rotwildes
vor den Toren Tegernsees


Albrecht Linder

Universitätslehrgang Jagdwirt/in VII ▪ Univ. Prof. Dipl. Biol. Dr. rer. nat. Klaus Hackländer Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft ▪ UNIVERSiTÄT FÜR BODENKULTUR WIEN