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Deutsches Jagdportal Jagdnachrichten

Jäger retten Rehkitze im Frühjahr vor dem Mähtod - und schießen sie im Herbst

22.06.2022
Verena Pauer

Im hohen Gras sind die zwei Rehkitze nicht zu erkennen. Doch Peter Sonntag weiß, dass die beiden wenige Schritte vor ihm liegen müssen. Das zumindest sagen die Aufnahmen der Drohne von Roland Banzhaf.

Die schwebt in 35 Metern Höhe über dem Feld. Wenige Minuten zuvor hat ihre Wärmebildkamera zwei kleine weiße Punkte aufgezeichnet. „Noch einen Meter“, dirigiert Banzhaf seinen Kollegen per Handy vom Feldrand aus durch das fast hüfthohe Gras. „Jetzt müssten sie eigentlich direkt vor dir sein.“

Und tatsächlich springt plötzlich nicht weit vor Sonntag ein Kitz durch das Gras davon, dicht gefolgt von seinem Geschwisterchen - nicht größer als ein Hase, wenige Wochen alt und etwas mehr als ein Kilo schwer. „Die hatten schon ihren Fluchtinstinkt“, erklärt Sonntag.

Der Fluchtinstinkt, der sie vor den Mähwerken der Bauern rettet: Bei den Rehjungen setzt er erst nach ein paar Wochen ein. Bis sie den erlernt haben, drücken sie sich bei Gefahr auf den Boden.

Für Fressfeinde wie den Fuchs sind sie dann nicht zu sehen. Doch Mähmaschinen werden ihnen so zum Verhängnis. Aus diesem Grund ist Banzhaf bereits seit fünf Uhr morgens auf den Wiesen rund um Vogt (Kreis Ravensburg) mit seiner Drohne auf der Suche nach den jungen Tieren.

Immer mit dabei ist der jeweilige Jagdpächter, in dessen Bereich die Wiesen fallen - in diesem Fall Peter Sonntag. Der Landwirt, dem das Feld gehört, hat sich am Abend vorher bei ihnen gemeldet.

Er will an dem Tag seine Wiesen mähen. Die Kitze vom Traktor aus im hohen Gras zu sehen, ist praktisch unmöglich. Auch zu Fuß könnte er weniger als einen Meter an ihnen vorbei gehen, ohne auf sie aufmerksam zu werden.

Schonzeit für Rehwild endet im September

„Es ist die Verpflichtung von Landwirten, zu suchen“, sagt Sonntag mit Verweis auf das Tierschutzgesetz. Die Bauern könnten sich dafür an die Jäger wenden. Denn die sind es meistens, die die Rehkitzrettung vor Ort organisieren.

"Diese niedlichen Viecher haben es einfach verdient, dass man sie rettet." Peter Sonntag

Auch wenn das paradox erscheinen kann: Denn ab September endet die Schonzeit für Rehwild und damit auch für die Kitze. Das heißt, sie dürfen bejagt werden. „Diese niedlichen Viecher haben es einfach verdient, dass man sie rettet“, ist Peter Sonntag der Meinung - auch als Jäger. „Es gehört sich einfach, dass man die rettet.“

Denn der Tod durch ein Mähwerk sei sehr grausam. „Ich denke nicht dran, dass das Kitz, das ich rette, im Herbst zur Verfügung steht.“ Sonntag persönlich schieße keine Kitze.

Aber grundsätzlich gelte: „Man will das Wild verwerten und will es nicht plagen.“ Der elementare Gedanke der Jagd sei, gutes Fleisch zu Hause zu haben. Wenn ein Reh unter den Mähwerken verende, sei das nicht möglich.

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Kitzrettung

Mit moderner Technik Rehkitze retten: Roland Banzhaf startet seine Drohne am Rand einer Wiese, die gemäht werden soll. (Foto: Verena Pauer)