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Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals

Welcher Jagdhunderasse passt zu mir?

Welcher Jagdhunderasse passt zu mir? (4)

... der Jagdhund sollte zu mir passen, aber auch zu der Arbeit, die er hauptsächlich im Revier zu verrichten hat.

Fragt man einen Züchter, warum er sich gerade für diese Rasse entschieden hat, kann man sich in der Regel die nächsten 30 Minuten entspannt zurücklehnen und braucht nur aufmerksam zu lauschen, um ganz viel über „seine“ einzigartige und ganz besondere Rasse zu erfahren. Wir wollten wissen, was diese Begeisterung ausmacht und stellen Ihnen in unserer neuen Kolumne „Welcher Jagdhund passt zu mir" sowohl bekannte, als auch weniger bekannte Rassen von Jagdhunden vor.

Sie sind Züchter und möchten unseren Lesern gerne mitteilen, weshalb Sie von Ihrer Rasse so begeistert sind, nehmen Sie doch bitte Kontakt mit uns auf. Das Interview erfolgt in schriftlicher Form.

Voraussetzung für die Vorstellung Ihres Zwingers ist die Zucht innerhalb eines VDH/JGHV/FCI anerkannten Rassehundevereins.

Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme.

 

Samstag, 09 Januar 2021 12:05

Hommage an (m)eine Wachtel

geschrieben von

Kommentar: „Sogenannte Spielregeln“

Der Deutsche Wachtelhund - mehr als nur ein Stöberhund

Mein erster Kontakt

Seit meinen Kindertagen bin ich mit der Jagd eng verbunden. Schon vor der bestandenen Jägerprüfung mit dem 16. Lebensjahr kümmerte ich mich zu Hause um die Hunde. Da ich jagdlich in Niederwildrevieren groß wurde, war mir anfangs der Wachtelhund weitestgehend unbekannt. Erst meine jagdlichen Kontakte zu waldreichen Hochwildrevieren während meines Studiums brachte mir den Wachtelhund näher. Nach dem Studium musste wieder ein Hund her, denn die hundelose Zeit war für mich nicht länger hinnehmbar. Auch ich war als passionierter Jäger und natürlich auch als Hundeliebhaber von der unbändigen Passion dieser Rasse fasziniert. Doch beim Einholen von Erfahrungen anderer Jäger über diese Rasse kamen mir Zweifel.
Da ich großen Wert auf Führigkeit und Gehorsam lege, rieten mir die meisten Jäger ab. Aussagen wie: “Die hören nicht, die jagen nur“ oder scherzhaft: Frage an einen Wachtelhundbesitzer: „Wo ist denn Ihr Wachtel?“ Antwort: „Entweder noch im Wald oder schon zu Hause“. Monatelang konnte ich mich nicht entscheiden, ob es wieder ein führiger Münsterländer oder ein Wachtelhund sein soll. Am Ende siegte die Überzeugung, dass ich bisher zu allen Hunden den notwendigen Kontakt aufbauen konnte, um den Gehorsam zu erhalten, der für ein erfolgreiches Gespann unabdingbar ist. Durch Vermittlung von Frau Hering vom Forstamt Darmstadt war schnell ein Kontakt zu einer Züchterin geknüpft und beim ersten Besuch bei Frau Wissing stand fest, eine der zwei zur Auswahl stehenden Hündinnen sollte es sein.
Die ersten Monate

Mir war die Herausforderung bewusst, die mit dem Kauf auf mich zu kam. Deshalb war der Tag, an dem ich „Dione von der Silberkehle“ abholte, nicht nur mit Freude erfüllt. Mich begleitete auch ein mulmiges Gefühl ob der Aufgaben, die mit dem Hund auf mich zukamen. Dass ich als Selbständiger mir die Zeit einteilen kann, kam meinem Vorsatz, den Hund die ersten Monate nicht alleine zu lassen, sehr zu gute. Voraussetzung einer Hundeausbildung ist, dessen Ausgeglichenheit zu erlangen. Diese wiederum erhält man durch einen klar getakteten Tagesablauf. Dadurch war „Dixi“, wie ich sie von nun an rief, nach einer Woche stubenrein und ich machte mit ihr vom ersten Tag an ohne Leine meine ausgedehnten Spaziergänge. Erst nachdem sie sich ausgetobt hatte, wurden die notwendigen Kommandos geübt. Die Länge dieser Übungen habe ich immer daran festgemacht, wie belastbar ich selber war. War ich selbst nervös oder ungeduldig, so fielen die Übungen kurz aus oder fanden gar nicht statt. Um den Hund nicht zu überfordern, beschränkte ich den Übungszeitraum auf maximal 15 Minuten. Außerdem wechselte ich ständig die Örtlichkeiten, um klar zu machen, dass Gehorsam nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt bleibt. Die Lernfähigkeit im 3. und 4. Lebensmonat war enorm und verblüffte mich. Da ich mir vorgenommen hatte, den Hund bei allen Reviergängen und bei allen Autofahrten mitzunehmen, musste das Ablegen unter dem Hochsitz und im Auto geübt werden. Nach noch nicht einmal 3 Ansitzen wusste Dixi, dass sie 2-3 Stunden auf ihrer Decke unter dem Hochsitz zu liegen hatte. Dies ging natürlich nicht ohne Probleme ab. Den ersten Ansitz konnte ich völlig vergessen. Kaum oben angekommen, ging das Wimmern los. Nicht nur, dass der Ansitz keinerlei Anblick bescherte, auch plagte mich Tags darauf fürchterlicher Muskelkater in den Oberschenkeln, da ich unzählige Male die Leiter hinauf und hinunter gestiegen war.
Bei den Reviergängen an den folgenden Tagen lief mein Hund zu allen Hochsitzen, an denen wir vorbeikamen und setzte sich freudig unter die Leiter. Es war eine besondere Freude in die auf Lob wartenden Augen des Hundes zu schauen, die den Ausdruck hatten: “Na, kann ich das nicht toll?“ Da ich Dixi auch immer auf meine bundesweiten Baustellen mitnahm, musste sie sich an die weiten Strecken gewöhnen. Das früh anerzogene Ablegen ohne Sichtkontakt kam mir dabei besonders zu Gute, da alle Autobahntankstellen Selbstbedienungsrestaurants haben. Geduldig wartete sie am Tisch liegend, in einer völlig fremden Umgebung, bis ich mir Kaffee geholt hatte. Dies stieß immer auf große Aufmerksamkeit bei den anderen Gästen, zumal man ihr ansah, dass sie noch ein Welpe war.
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich ihr den Appell komplett in den ersten 4 Monaten beigebracht habe, also in einer Zeit, in der der natürliche Jagdtrieb noch nicht vorhanden war und sich somit der Hund völlig auf die Ausbildung konzentrieren konnte. Oft habe ich mich über das schnelle Ermüden bei der Ausbildung von anderen Hunden gewundert. Bei meiner Wachtel hat mich immer wieder die Freude und Erwartungshaltung in den Augen fasziniert, wenn sie merkte, dass es etwas Neues zu lernen gab.

Pubertät

Mit Dixis Eintritt in die Pubertät kamen auch auf mich die ersten Rückschläge zu. Es war nicht nur der unbändige Jagdtrieb, sondern auch der starke Eigencharakter des Hundes, der sich nach 8 Monaten entwickelte und mich manchmal zur Verzweiflung trieb. Ausgedehnte Stöber- und Spurarbeit an Autobahnhängen der A5 in mehreren hundert Metern Entfernung von mir ohne Rufkontakt hätte jeden Prüfer begeistert. Ich stand schweißgebadet da und wartete auf die fast sichere und tödliche Kollision mit einem aus der nicht enden wollende Menge an LKW! Auch die Böschung des Bahndammes barg Kaninchen in großen Mengen, die unbedingt - trotz Rufen - alle herausgestöbert werden mussten. Auf den IC, der mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h vorbeijagte, konnte hier keine Rücksicht genommen werden!

Und dann soll man den Hund noch loben, wenn er völlig abgejagt nach scheinbar endlos langer Zeit neben einem wieder erscheint! Als ich ihr das erste Mal unverständlich klar machte (ich zog ihr am Behang), dass es mir nicht passte, dass sie in Rufnähe nicht vom Stöbern abließ, quittierte sie mein Verhalten mit der für einen charakterstarken Hund typischen Art: Wenn sie wieder trotz Rufens ihre ausgedehnten Eigenjagd abgehalten hatte, kam sie zurück, setzte sich 20-30 Meter von mir hin und sah sich gedankenlos um, als ob nichts passiert wäre. Dann wartete sie so lang, bis ich sie abholte. Wir haben uns in den letzten Jahren in der Form geeinigt, dass ich nichts gegen ihre gelegentlichen Ausflüge habe. Sie kommt aber mit der gleichen Schnelligkeit zurück, mit der sie die frische Fährte gearbeitet hat. Dies brachte uns natürlich auf der Prüfung erhebliche Abzüge im Fach Spurwille ein. Aber es wurde auf der Prüfung auch die enge Bindung gelobt, die der Hund an mich hatte. Die starke Zersiedlung der Landschaft an der Hessischen Bergstraße, in der ich lebe, lässt einen weit jagenden Wachtel einfach nicht zu. Es sei denn, man akzeptiert, dass der Hund irgendwann Opfer des Straßenverkehrs wird. Erstaunlich ist die Fähigkeit des Hundes nach einiger Zeit, diese unerwünschten Ausflüge sehr genau von der gewollten weiträumigen Stöberarbeit auf Treibjagden unterscheiden zu können.

Eigene Persönlichkeit

Wie kaum eine andere Rasse hat der Wachtelhund einen sehr ausgeprägten Eigenwillen, was ihm irrtümlicherweise den Ruf eines unführigen Jagdhundes eingebracht hat. Die dies behaupten, sind sich nicht bewusst, welche hohen Anforderungen an einen Sau-scharfen Stöberhund gestellt werden. Im Gegensatz zu allen anderen Hunderassen, mit Ausnahme der Terrier und des Dackels ist der Wachtelhund ein Einzeljäger. Einem Einzelkämpfer gleich, schicken wir ihn in völlig unbekanntem Terrain in Dickungen, die selbst für Hunde kaum zu durchdringen sind. Dort soll er Sauen, die um das mehrfache größer sind als er, aus der sicheren Deckung treiben. Völlig auf sich selbst gestellt, muss er mit diesen oft lebensgefährlichen Situationen fertig werden. Hilfe ist in diesen schwierigen Fällen von seinem Herrn im seltensten Falle zu erwarten. Dass solch ein Jagdhund einen eigenen, auf uns oft stur wirkenden, Charakter entwickelt, ist vor dieser Betrachtungsweise logisch. Es dauerte einige Jahre, bis ich erstmals erleben konnte, wie meine Wachtel eine größere Rotte Sauen, die flüchtig das Treiben verließ, in geringer Entfernung tief bellend begleitete. Mir wurde Himmelangst, als ich den direkten Größenvergleich erlebte. Mir viel sofort der Vergleich mit einem Indianer ein, der versucht, einen neben ihm laufenden Büffel zu erlegen. Erst danach wurde mir klar, dass sie in den letzten Jahren ausreichende Eigenerfahrungen gesammelt haben musste, um zu wissen, wie man mit dieser gefährlichen Situation umgeht. Dies mußte sie jedoch ganz alleine tun und ohne meine Hilfe! Die hohe Eigenständigkeit ist somit auch ein Teil eines notwendigen Überlebens im Jagdbetrieb.

In vielen anderen Situationen kann man den Eigencharakter und hohe Selbständigkeit des Wachtelhundes kennen lernen.
Es ist für mich auch heute noch faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit meine Wachtel nach oft über einer halben Stunde Stöberarbeit in völlig unübersichtlichen Wäldern wieder zu mir zum Stand zurückfindet. Als ich als Jugendlicher die Niederwildjagden miterlebte, verging keine Treibjagd, ohne dass nicht irgend ein Hund verloren ging. Die vielen Wachtel, die auf den großflächigen Bewegungsjagden stöbern, finden sich fast immer am Ende eines Treibens wieder ein. Der Orientierungs- und Geruchssinn, der in dieser Form ausgeprägt ist, wie bei kaum einer anderen Rasse, ist beim Wachtelhund (über)lebensnotwendig. Auch ist es erstaunlich, wie überjagende Wachtelhunde zum Treiben zurückkommen. Sie wissen immer ganz genau, wenn sie an der Schützenkette das Treiben verlassen, und dass sie sich außerhalb des Treibens befinden. Nach erfolglosem Arbeiten der Fährte kehren sie schnell und sicher ins Treiben zurück.

Bei meinen ausgedehnten Revier- und Spaziergängen laufe ich auch Strecken, die ich aus irgend welchen Gründen seltener einschlage. Dabei bin ich immer wieder erstaunt, welche Merkfähigkeit ein Wachtelhund über mehrere Jahre hat. Auf einem Reviergang, den ich schon über ein Jahr nicht mehr gemacht hatte, erhöhte meine Wachtel das Tempo und verließ plötzlich zielsicher den Weg. Als ich ihr folgte, schöpfte sie an einem alten Brunnen, der sich wenige Meter neben dem Weg befand. Ihr war der Brunnen mit dem schmackhaft Wasser nach über einem Jahr wieder eingefallen! In mehreren anderen Situationen konnte ich unzweifelhaft erkennen, dass sie trotz längerer Abwesenheit genau wusste, wo wir waren. (Sämtliche, ihr einmal bekannten Kühlschränke erkannte sie noch nach Jahren!). Das Ablegen unter dem Hochsitz, schon als Welpe geübt, stellte die Hündin unerwartet mehrmals auf eine harte Probe. Von zwei erstaunlichen Situationen möchte ich berichten:

Es war Ende September, als ich versuchte, den im Sommer verpassten Bockabschuss nachzuholen. Wie so oft saß ich auf einer alten Leiter, Dixi lag brav auf Ihrer Decke unterhalb des Sitzes. Sie war damals gerade mal 1 ½ Jahre alt. In 300 Meter Entfernung ästen mehrere Stück Rehwild an einem halb abgedroschenen Maisacker. Einen schwachen Bock konnte ich erkennen. Durch die noch nicht abgeernteten Maisreihen konnte man ihn gut anpirschen. Alle Jagdutensilien einschließlich Hund mussten wegen des Anpirschens am Sitz zurückgelassen werden. Mühsam arbeitete ich mich an den Bock heran, schoss und war froh, als er im Schuss verendete. Nach der obligatorischen Zigarette ging ich zum Bock. Das Messer zum Aufbrechen hatte ich dabei und brach den Bock sofort auf. Als ich den Bock zum nahe gelegenen Weg schleppte, viel mir ein, dass ich im Jagdglück meinen Hund und die Jagdsachen am Hochsitz vergessen hatte! Als ich dort ankam, lag Dixi immer noch brav auf ihrer Decke. Sie zitterte vor Jagdfieber, hatte sie doch den Schuss gehört. Seit meinem Verlassen des Hochsitzes bis zu meinem Eintreffen waren weit mehr als eine Stunde vergangen.

Bei einem anderen Jagderlebnis wurde Dixis Gehorsam wieder auf eine harte Probe gestellt. Es war Blattzeit und ich bezog eine Leiter, die unglücklicherweise dort aufgestellt worden war, wo das Rehwild gerne auf die Wiese zog. Um aber einen besseren Überblick über das Gelände zu bekommen, kam kein anderer Standort in Frage. Wieder lag Dixi auf ihrer Decke unter der Leiter. Es dauerte auch keine halbe Stunde, als lautes Knacken das Treiben eines Bockes ankündigte. Das Treiben kam schnell näher und schon stand nur wenige Meter neben der Leiter ein Schmalreh, äugte zurück, schlug eine Bogen um die Leiter und verschwand wieder im Wald. Kurz darauf erschien auf die gleiche Weise der Bock und verschwand ebenso. Sofort blickte ich nach unten zu meinem Hund. Dixi lag brav auf ihrer Decke und sah vorwurfsvoll zu mir hoch! „Brav, ganz braver Hund“ flüsterte ich zu ihr hinunter. Durch das frühe, im Welpenalter anerzogene Ablegen unter dem Hochsitz kam ihr gar nicht die Idee, ihrem Jagdtrieb zu folgen und sie blieb liegen. Die Fähigkeit, sich seinen eigenen Neigungen nicht willenlos hinzugeben, setzt auch bei Hunden eine ausgeprägte Persönlichkeit voraus, ohne die die oben beschriebenen prekären Situationen gar nicht gemeistert werden können. Stresssituation sind sicherlich nichts für schwache Charaktere, dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere.
Ein weiteres Phänomen ist die ausgeprägte Liebe zu Kindern. Auch hier entwickelt sie eine interessante Kombinationsfähigkeit. Direkt neben dem Garten meiner Schwägerin befindet sich ein Bolzplatz. Während des sommerlichen Kaffeetrinkens liegt Dixi brav unter dem Tisch. Sobald sie Kinderstimmen hört, jagt sie auf den Bolzplatz, sucht einen passenden Stock und rennt zum nächst besten Kind. Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen sie den Stock ordentlich im Fang behält, weiß sie, dass die Kinder Angst haben, und legt ihn deshalb vorsichtig vor deren Füße. Sitzend in einigen Metern Entfernung stiert sie gebannt auf den Stock, um unmissverständlich klar zu machen, was sie will. Alle Kinder wissen immer genau , worum es geht. Auch hier zeigt sich, dass der Wachtelhund gewohnt ist, im Zweifelsfall die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Bei den die meisten anderen Hunderassen ist diese Selbständigkeit eher unerwünscht.
Nichtjäger, denen ich von der unbändigen Jagdpassion der Wachtelhunde erzähle, können kaum glauben, dass solche Hunde gleichzeitig so kinderlieb sein können.

Die letzten Jahre

Auch für Dixi kam irgendwann der Herbst des Lebens. Immer mehr machte sich ihre Hüft-Dysplasie bemerkbar. Das Treppensteigen fiel ihr immer schwerer und die vielen Jahre ihrer Vitalität und oft scheinbar unerschöpflicher Ausdauer zeigten ihre Spuren. Hinzu kam der Krebs, er sich erst am Gesäuge und dann auch an den Lymphdrüsen zeigte. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass sie in den letzten Jahren Haus und Garten mit vielen Pflegehunden teilte und ihre Geduld in ihrem hohen Alter oft auf eine harte Probe gestellt wurde. Dabei versäumte sie es aber nie, mir immer wieder vorwurfsvolle Blicke zu zuwerfen, in denen sie ihr Missfallen über die oft unerzogenen Artgenossen unverholen zum Ausdruck brachte. Trotzdem war sie mir bei der Integration der Pflegehunde eine große Hilfe. Wie die alte Leiterin eines Internates maßregelte sie die Pflegehunde, wo sie nur konnte und die oft rüpelhafte Pflegehunde akzeptierten erstaunlicherweise bedingungslos ihre Anweisungen und ihre privilegierte Stellung. Als der Krebs ihr die letzten Kräfte zu rauben drohte und sie sichtbar keine Lebensfreude mehr zeigte, war der Zeitpunkt gekommen, mit ihr den schweren letzten Gang anzutreten. Am Morgen des 14.7.2006 erlöste der Tierarzt sie von ihren Schmerzen. Was bleibt sind die Erinnerungen an über 12 Jahre des Zusammenlebens mit einem einzigartigen Jagdhund.

Fazit

Es ist Zeit, zurückzuschauen. Alle Bedenken, die ich hatte, als ich meinen ersten Wachtelhund erwarb, haben sich völlig in Luft aufgelöst. Zahlreich sind die Menschen, die fasziniert sind von der engen Bindung, die Dixi zu mir hatte. Blickkontakt war die häufigste Kommunikation. Ohne das Kommando „Fuß“ lief sie kilometerlang neben mir her, wenn ich durch den Wald pirschte. Ich habe zahlreiche Plätze, an denen ich gerne verweile, wenn ich meine Spaziergänge mache. Lief Dixi vor mir her, so wartete sie dort immer in sitzender Haltung bis ich nachkam. Diese tiefe Bindung hatte sicherlich ihre Ursache darin, dass ich vom ersten Tag an den starken Eigencharakter des Hundes akzeptiert habe. In zahlreichen Situationen betonte der Hund seinen Eigenwillen, dem ich auch, sofern es die Situation erlaubte, nachgab. Blinder Gehorsam, den viele Hundeführer ihrem Hund anerziehen wollen, ist von einem Wachtel nicht zu erwarten. Vielmehr muss der Wachtelhund täglich gefordert und akzeptiert werden, was den Führer unter einen ständigen Beschäftigungsdruck bringt. Immer wieder liest man von enormen Leistungen junger Wachtelhunde in den Vereinsnachrichten. Aber immer steht auch eine Führerin oder ein Führer dahinter, die es geschafft haben, die Fähigkeiten des Hundes zu wecken und zur vollen Entfaltung zu bringen. Die züchterischen Erfolge des Vereins und seiner Mitglieder sind unbestreitbar und sie werden auch in Zukunft im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit stehen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass nur Führerinnen und Führer, die die Charakterstärke des Hundes erkennen, durch Geduld und Konsequenz beim Führen eines Wachtelhundes die wirkliche Leistung und Fähigkeiten herausarbeiten können. Nur so können die Stärken dieser Rasse in die Öffentlichkeit getragen werden. Ein führiger selbstbewusster und passionierter Wachtelhund ist die beste Werbung für eine Hunderasse, von der selbst die meisten Jäger eine völlig falsche Meinung haben.


Waidmannsheil

Euer

Stefan

Der Artikel erschien erstmalig am 9.3.2007 auf dem Jagd Blog  - das etwas andere Jagdtagebuch

Lesser Burdock Labrador Retriever aus reinen Arbeitslinien: Die Welpen sind da!

Jagdmöglichkeit

Am Montag, dem 1. Mai 2017, brachte Lesser Burdock Beaver 4 gesunde schwarze Hündinnen zur Welt.

Es war der errechnete 60. Trächtigkeitstag und ich sah keinerlei Anzeichen, dass die Geburt nahte. Wie jeden Tag packte ich auch an diesem Nachmittag alle Hunde, einschließlich Beaver, ins Auto, um mit ihnen eine kleine Runde spazieren zu gehen. Beaver war fit wie immer und genoss es, ihren rundlichen Bauch durch die Gegend zu tragen. Nach einer guten halben Stunde machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Dann passierte etwas, mit dem ich NIE gerechnet hätte: Der 1. Welpe konnte es nicht erwarten und kam im Auto auf die Welt, ohne dass ich oder mein Mann etwas mitbekamen, obwohl Beaver unten bei seinen Füßen saß.

Der Rest der Bande folgte ihr dann in der Wurfkiste. Die Geburt dauerte rund 2 Stunden und war komplikationslos, wie all die Lesser Burdock Geburten zuvor.

In den ersten zwei Tagen verloren die Welpen etwas an Gewicht, da der Milchfluss bei Beaver erst so richtig am 2. Tag einsetzte. Da dies auch vor 2 Jahren, als sie ihren ersten Wurf bekam, der Fall war, war ich gewappnet und verabreichte ihr am 2. Tag eine einmalige Dosis Urtica D12 (hier muss ich anmerken, dass man dieses homöopathische Mittel wirklich nur 1x geben darf, da es sonst die gegenteilige Wirkung hat). Kurze Zeit später setzte der Michfluss so richtig ein, und von da an nahmen sie schön zu. Sie sind nun bereits 1 Woche alt und alle haben ihr Geburtsgewicht verdoppelt.

Beaver ist eine sehr fürsorgliche Mutterhündin, die stets auf all ihre Welpen ein Auge hat. Entfernt sich einer der Kleinen zu weit weg von ihr, dann beginnt sie mit einer ganz bestimmten Art des Jammerns den Welpen wieder in ihren Radius zu locken. Es ist so toll anzusehen, wie die Mutterhündin und die Welpen miteinander kommunizieren.

Gegen Ende der 2. Woche werden sie dann Augen und Ohren öffnen und ihre ersten, wackeligen Schritte wagen, aber mehr davon gibt es dann in meinem nächsten Lagebericht :-)

Petra Loidl
Züchterin
http://www.lesserburdock.at/ 

Jagdmöglichkeit

Schlafen, saugen, schlafen, wachsen und zunehmen...

Jagdmöglichkeit

Montag, 24 April 2017 16:25

Der kleine Münsterländer Jagdhund

geschrieben von

Der Kleine Münsterländer Züchter Karsten Wördehoff aus Hamburg stellt im Interview mit dem Deutschen Jagdportal seine Auslesezucht von Kleinen Münsterländer Jagdhunden vor. 

kleine muensterlaender von der wettereiche 01

Deutsches Jagdportal:

Lieber Karsten,
wir möchten uns erst einmal ganz herzlich bedanken, dass Du dir die Zeit nimmst für das Interview und unseren Lesern berichtest, weshalb Du dich für einen Kleinen Münsterländer als Jagdhund und deren Zucht entschieden hast.

Karsten Wördehoff:
Ich habe an vielen verschiedenen Sparten der Jagd Spaß und darum wollte ich einen Allrounder und nicht einen Spezialisten. Der Hund soll genauso Stöbern, Apportieren wie Nachsuchen können und auf Gesellschaftsjagden einen guten Job machen. Da ich mit meiner Familie am Stadtrand mit zwei damals noch sehr kleinen Kindern lebe, durfte der Hund nicht zu groß sein und musste absolut familien- und alltagstauglich sein. Bei meiner Frau läuft unsere Zuchthündin beim Ausreiten ganz entspannt frei bei Fuß am Pferd.

Deutsches Jagdportal:
Du züchtest gerade Deinen ersten Wurf der Kleinen Münsterländer von der Wettereiche. Wieso hast Du Dich entschieden mit der Hundezucht zu beginnen?

Karsten Wördehoff:
Die Hundearbeit hat mir von Beginn an sehr viel Spaß gemacht. Durch Konsequenz und manchmal auch Durchhaltevermögen bildet man eine erfolgreiche Einheit mit seinem Hund. Emmi hat es mir durch eine sehr gute Führigkeit und ihr ruhiges überlegtes Wesen leicht gemacht. Bei der Jagd arbeitet sie passioniert und mit konzentriertem Nasegebrauch. Außerdem ist sie ein sehr schöner Hund.

Deutsches Jagdportal:
Manche behaupten der Kleine Münsterländer ist zu weich für den Jagdeinsatz  und beweist zu wenig Schärfe. Was sagst Du dazu?

Karsten Wördehoff:
Unsere Zuchthündin Emmi von der Leezener Au ist regelmäßig aktiv bei Drückjagden auf Schwarzwild. Sie arbeitet dort kompromisslos  ohne sich selbst zu gefährden. Leidenschaftlich geht sie mit mir auf die Nutriajagd.  Dort drückt sie die Nutrias aus ihren Verstecken, tut sie, wenn notwendig, selbstständig ab. Ein Nutria ist mitnichten nur eine große Wasserratte, sondern wenn es bedroht wird, mit bis zu 11 kg ein recht stattliches sehr wehrhaftes Tier mit scharfen Zähnen und langen Krallen. Aber da diese Behauptung auch Kenner und Freunde der Rasse aussprechen, muss bei der Zucht viel Wert auf Hunde gelegt werden, die ihre Schärfe mehrfach im Jagdeinsatz bewiesen haben.

emmi von der leezener au

Deutsches Jagdportal:
Welche Voraussetzung muss ein Kleiner Münsterländer für die Zucht mitbringen?

Karsten Wördehoff:
Die Zuchtzulassung ist für Rüden wie für Hündinnen identisch. Sie müssen zum Deckakt mindesten 18 Monate alt sein. Auf einer Zuchtschau muss der Form- und Haarwert mindestens mit „gut“ bewertet worden sein. Die Röntgenuntersuchung der Hüfte muss mit mehr als 12 Monaten Alter ein HD-A oder HD-B erreicht haben. Es muss von zwei Verbandsrichtern ein Sicht- oder Spurlaut festgestellt worden sein. Dann muss der Hund zwei Verbandsprüfungen abgelegt haben, das geläufigste dabei ist die Kombination aus Verbandsjugendsuche und Herbstzuchtprüfung. Das „Stöbern mit Ente in Deckungsreichem Gewässer“ muss mindestens mit gut bewertet worden sein.

Deutsches Jagdportal:
Und welche Voraussetzungen sind für Dich besonders wichtig, damit ein Hund zur Zucht eingesetzt werden kann?

Karsten Wördehoff:
Die Grundvoraussetzung ist eine sehr gute Gesundheit. Ein Hund mit Einschränkungen kann auf lange Sicht nicht Spitzenleistungen bringen. Der Hund muss wesensfest sein und ruhig arbeiten, denn nur so kommt man bei der Jagd zu Erfolg. Dies beinhaltet eine sehr gute Führigkeit. Damit der Hund Wild Finden und Aufspüren kann, muss er seine Nase konzentriert einsetzen.

Deutsches Jagdportal:
Um ein Züchter im Verband für Kleine Münsterländer zu werden musstest Du welche Kriterien erfüllen?

Karsten Wördehoff:
Ich musste bei der FCI in Belgien einen internationalen Zwingerschutz beantragen. Dafür hat zunächst der Zuchtwart unserer Landesgruppe die Zuchtstätte abgenommen und geprüft, dass Emmi alle Voraussetzungen für eine Zuchthündin erbringt. Ich musste mindestens einen selbstausgebildeten Hund auf den für die Zucht vorausgesetzten Prüfungen selber geführt haben. Jeder Zwinger muss dann ein Zuchtbuch zu seinen Würfen führen.

Deutsches Jagdportal:
Nach welchen Aspekten wählst Du einen Zuchtrüden aus?

Karsten Wördehoff:
Tatsächlich habe ich mich zunächst von den Fotos im Deckrüdenkatalog leiten lassen. Der Rüde muss mir gefallen. Dann habe ich den Inzuchtskoeffizienten angeschaut. Ein zu hoher Verwandtschaftsgrad ist nicht gut für die Gesundheit der Hund und schmälert die genetische Vielfallt innerhalb der Rasse. Da wir mit  Emmi eine Auslesezucht anstreben können,  muss der Rüde eine VGP abgelegt haben, sowie einen Härtenachweis oder das Leistungszeichen für Schwarzwildjagd haben.  Dann muss die Zuchtwertschätzung bestimmte Werte erfüllen (s.u.). 100 ist dabei der Rassedurchschnitt und es werden 120 Verwandte eingerechnet. Das klingt zunächst akademisch, hat sich aber in der Praxis bewährt und erlaubt eine gute Prognose zu den Eigenschaften der Welpen. Zum Schluss habe ich die Favoriten mit unserem Zuchtwart besprochen und mich beraten lassen.

Deutsches Jagdportal:
Was bedeutet Auslesezucht genau?

Karsten Wördehoff:
Die Auslesezucht soll besonders gut veranlagte und leistungsstarke Hunde in die Zucht bringen und wird extra auf der Stammtafel der Welpen vermerkt. Bei den Elterntieren ist der Form- und Haarwert mindestens sehr gut. Die Hunde haben Verbandsjugendsuche, Herbstzuchtprüfung und Verbandsgebrauchshundeprüfung bestanden. Beiden müssen einen Härtenachweis erbracht haben oder das Leistungsabzeichen Schwarzwildjagd nachweisen. In den Merkmale Hüftquotient, Nase, Wasser, Führigkeit, Vorstehen, Spur und Schussfestigkeit muss der Zuchtwert der Nachkommen mindestens 100 sein. Der Wert für den Laut muss > 105 und der für Schulterhöhe zwischen 85-105 sein.

Deutsches Jagdportal:
Gibt es beim Verband für kleine Münsterländer Untersuchungen für Zuchthunde die sinnvoll, aber noch nicht zwingend zur Zuchtzulassung notwendig sind?

Karsten Wördehoff: 
Ja, gerade wird die Ultraschalluntersuchung auf einen ektopen Ureter (Fehleinmündender Harnleiter) empfohlen. Dies soll auch bindend eingeführt werden. Wie weit es die generell sehr gute Gesundheit der Rasse noch verbessert  ist abzuwarten.

Deutsches Jagdportal:
Woher weißt Du wann es der richtige Zeitpunkt ist um mit der Hündin zum Decken zu Fahren. Schließlich hast Du gesagt für den richtigen Rüden fährt man manchmal auch mehrere hundert Kilometer?

Karsten Wördehoff:
Hündinnen haben ihre Stehtage, den Zeitpunkt um den Eisprung herum, zwischen dem 12-17 Tag der Läufigkeit.  Unser Tierarzt  hat in diesem Zeitfenster Blut und Vaginalabstrich geprüft. So konnte er den Eisprung 2 Tage vorher bestimmen.

Deutsches Jagdportal:
Welche Vorbereitungen triffst Du schon während der Trächtigkeit?

Karsten Wördehoff:
Unsere Zuchthündin wird zweimal während der Trächtigkeit entwurmt. Schon einige Zeit vor dem Wölfen wird die Wurfkiste hergerichtet, damit sie sich dort wohl fühlt. Und natürlich gibt es viel Administratives zu erfüllen. Der Deckakt wird an den Zuchtwart gemeldet. Die Hompage wird regelmäßig  aktualisiert , denn die Welpenkäufer sollen von Anfang an mit dabei sein.

Deutsches Jagdportal:
Was sind die Voraussetzungen um einen Kleinen Münsterländer von der Wettereiche zu bekommen?

Karsten Wördehoff:
Die Hunde stammen aus einer jagdlichen Leistungszucht und brauchen eine sinnvolle Beschäftigung. Das Motto „Geboren um zu Jagen“ muss man ernst nehmen, darum erfolgt die Abgabe ausschließlich an Jäger. Ich berate die Käufer was die Ausbildung und Haltung eines Kleinen Münsterländers so alles beinhaltet. Sie sollen sich der Verantwortung für ihren neuen Partner bewusst sein.

Deutsches Jagdportal:
Was kostet ein Hund aus der Kleinen Münsterländer Zucht von der Wettereiche?

Karsten Wördehoff:
Ein Kleiner Münsterländer kostet 900 €.

Deutsches Jagdportal:
Sind denn alle Welpen aus dem A-Wurf bereits vergeben?

Karsten Wördehoff:
Noch nicht, der Wurftermin ist ja auch erst nächsten Monat. Ich freue mich über Interessenten.

Deutsches Jagdportal:
Was hat Dich an dem Deckrüden für den kommenden Wurf besonders begeistert?

Karsten Wördehoff:
Aiko vom Eichwald ist ein passionierter Schwarzwildjäger. Mit einem v/v (vorzüglich/vorzüglich) hat er einen optimalen Form- und Haarwert. Er hat ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Wesen. Er lebt, genau  wie Emmi, mit zwei Kindern zusammen, denen er ein guter Kumpane ist.

Aiko vom Eichwald

Deutsches Jagdportal:
Wie bereitest Du die Welpen auf die Ausbildung vor?

Karsten Wördehoff:
Die Welpen sind mittendrin in unserer recht lebhaften Familie. Sie lernen gemeinsam nach und nach ihre Umwelt kennen, das beinhaltet auch die ersten Autofahrten. Sie werden vorsichtig an Wasser gewöhnt und haben Kontakt zu Schleppwild  (Haar-, Raub-, Federwild). An der Reizangel trainieren sie die ersten Jagdstrategien wie z.B. Ansätze zum Vorstehen. Und bei Ausflügen ins Revier  erfolgt schon mal die erste Schussabgabe aus sicherer Entfernung.

Deutsches Jagdportal:
Wann fängt bei Dir die richtige Ausbildung an?

Karsten Wördehoff:
Jeder Tag im Leben eines Welpen trägt zur Ausbildung bei. Natürlich muss man die Lernschritte an Alter und körperliche Möglichkeiten anpassen. Das Verhalten im Rudel mit Einordnung und sich führen lassen, aber auch das Jagen und Beute machen, all dies wird bei Wölfen oder Hunden im Rudelverband nicht erst ab einem bestimmten Tag trainiert. Und so soll auch ein Hundeführer jeden Tag, jede mögliche Situation, zum Erlernen und Festigen von den erwünschten Verhaltensweisen nutzen. Das Ablegen kann man schon  bei jungen Welpen über die Definition eines „grünen Bereiches“  fördern und auch abfragen. Kommt der Welpe mit einem Gegenstand im Fang an tauscht man schnell gegen eine Belohnung, die ersten Schritte zum Apport sind gemacht. Mir haben gerade zu Anfang die Bücher von Anton Fichtelmeier sehr geholfen. Dabei ist die Quintessenz eine konsequente und klare Definition von ja und nein.

Deutsches Jagdportal:
Herzlichen Dank für das interessante Interview. Gerne würden wir in den kommenden Wochen über die Geburt und die Aufzucht der Welpen weiter berichten und freuen uns über Bilder, Videos oder kleine Geschichten.

Karsten Wördehoff:
Darüber würde ich mich freuen :-).


Weitere Informationen über die Kleine Münsterländerzucht von der Wettereiche gibt es auf der Webseite von Karsten Wördehoff zu finden unter http://www.kleine-muensterlaender-wettereiche.de/

Die Welpen werden Mitte Mai 2017 geboren. Wir werden über die Aufzucht der Welpen, bis zur Abgabe mit 8 Wochen an dieser Stelle weiter berichten.


Labradorzüchterin Petra Loidl stellt im Interview mit dem Deutschen Jagdportal die spezielle jagdliche Leistungszucht (Arbeitslinie) vor.

Petra Loidl, Züchterin der Lesser Burdock Labradors


Deutsches Jagdportal:

Liebe Petra,
wir möchten uns erst einmal ganz herzlich bedanken, dass Du dir die Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten.

Kannst Du unseren Lesern bitte vielleicht zuerst einmal erklären, was es mit der Klassifizierung der Zuchtstätten, bzw. einzelner Würfe auf sich hat. Wir hören immer wieder die Bezeichnung Arbeitslinie, aber auch Leistungszucht oder jagdlich spezielle Zucht.

Petra Loidl:
Zu Beginn möchte ich mich herzlich dafür bedanken, dass ich den Labrador Retriever als Jagdhund näher vorstellen darf.

Nun zu deiner Frage: Im Grunde gibt es offiziell EINE Labrador Retriever Rasse, doch da die Interessen und Anforderungen was Show und Arbeit betreffen so unterschiedlich sind, haben sich im Laufe der Zeit zwei sehr unterschiedliche Labradortypen entwickelt. Zum einen gibt es den viel kräftiger gebauten Labrador mit breitem Kopf, kurzem Fang und typischer Otterrute. Dieser Typ repräsentiert den Labrador Retriever im Showring, oftmals auch als Labrador von Showlinien bezeichnet. Obwohl manche auch gearbeitet und auf der Jagd eingesetzt werden, wurde von vielen Züchtern als Zuchtziel mehr auf das Äußere Wert gelegt, wodurch viele dieser Linien ihre natürlichen, jagdlichen Eigenschaften wie Arbeitsfreude, Lenkbarkeit und Standruhe verloren haben.

Dann gibt es den Labrador aus Arbeitslinien. Bei diesem Typ von Labrador steht die Arbeitsfreude im Vordergrund. Er ist etwas weniger kräftig, mit einem schmäleren Kopf und einer etwas dünneren, längeren Rute. Er ist schnell, leichtführig, stylisch, ausdauernd und nervenstark. Was ihn besonders neben den bereits erwähnten Eigenschaften auszeichnet ist das „will-to-please“, d.h. er möchte dem Hundeführer unbedingt gefallen.Die Bezeichnungen „Leistungszucht“ oder „jagdlich spezielle Zucht“ bedeutet aber nicht automatisch, dass es sich hier um einen Wurf aus Arbeitslinien handelt. Es sagt lediglich aus, dass die Elterntiere jagdlich geführt werden. Man muss dann schon genauer nachfragen … am besten beim Zuchtwart.

Deutsches Jagdportal:
Du bist sehr bekannt in der Retriever Szene, wie kommt das denn?

Petra Loidl:
Ich führe seit 1992 Labrador Retriever. Ich bilde sie selbst aus und führe sie erfolgreich auf jagdlichen Prüfungen, Field Trials und Workingtests. Mein internationaler Bekanntheitsgrad stieg enorm mit dem Sieg bei der FT Europameisterschaft (ICC) in Italien 2012 mit meiner selbst gezogenen Hündin Int. FTCH Lesser Burdock Ansdell.

Deutsches Jagdportal:
Es soll auch Zweifler in Bezug auf die jagdliche Brauchbarkeit der Rasse geben. Was würdest Du einem Zweifler sagen?

Petra Loidl:
Ich würde gerne jedem Zweifler meine eigenen Hunde bei der Jagd zeigen, damit sie sehen, wo die Stärken beim Labrador liegen, nämlich bei der Arbeit nach dem Schuss. Sie apportieren jegliches Feder- und Haarwild, nehmen Wasser auch bei niedrigsten Temperaturen an und sind aufgrund ihrer guten Nasenarbeit auch sehr gut auf dem Schweiß. Ich kenne einige Jäger, die auch sehr misstrauisch der jagdlichen Brauchbarkeit des Labrador gegenüber waren und nun selbst mit Begeisterung einen führen.

Deutsches Jagdportal:
Ich merke schon, Labrador ist also nicht gleich Labrador? Was würdest Du denn einem Jäger empfehlen, der darüber nachdenkt sich einen Labrador zu kaufen?

Petra Loidl:
Wichtig ist, dass man sich beim nationalen Retrieverclub, wie dem DRC Deutscher Retriever Club e.V. oder ÖRC Österreichischer Retrieverclub, über die Zuchtstätte informiert, ob es sich hier wirklich um eine bei der FCI Fédération Cynologique Internationale eingetragenen Zuchtstätte handelt. Das ist deswegen so wichtig, da all diese Züchter strenge Zuchtvorschriften erfüllen müssen, was Wesen, Gesundheit und Äußeres der Zuchttiere betrifft.

Lesser Burdock Labrador bei der Arbeit

Deutsches Jagdportal:
Züchten kann man theoretisch ja mit jedem Labrador. Welche Zuchtvoraussetzungen muss bei Dir ein Hund erfüllen, dass Du ihn in die Zucht nehmen würdest.

Petra Loidl:
Oberste Priorität haben für mich Arbeitsfreude, Lenkbarkeit, gute Nase und Standruhe. Das sind Eigenschaften, die bei der Jagd, aber vor allem auf Field Trials, unerlässlich sind. Insbesondere ein sehr gutes Nervenkostüm kann man nur bei einem Field Trial unter Beweis stellen. Neben diesen Eigenschaften ist natürlich auch die Gesundheit sehr wichtig, die aber durch die strengen Zuchtvorschriften ohnehin gegeben sein müssen.

Deutsches Jagdportal:
Das heißt also, neben deinen persönlichen Ansprüchen, gibt es in eurem Verein ganz klare Richtlinien in Bezug auf die Gesundheit und die Arbeit?

Petra Loidl:
Ja das stimmt. Ich muss aber hier anmerken, dass immer mehr Labrador aus Arbeitslinien, abgesehen von den gesundheitlichen Voraussetzungen, nur das Mindestmaß an Arbeit (z.B.: einen Wesenstest) zeigen, und dann schon in die Zucht gehen. Ich würde mir persönlich NIE einen Labrador aus einer Zucht nehmen, wo nicht beide Elterntiere erfolgreich jagdlich geführt werden, idealerweise auf Field Trials (siehe Nervenkostüm), da die natürlichen Anlagen, wenn sie nicht gefördert werden, im Laufe der Zeit verloren gehen (siehe Labrador aus Showlinien).

Deutsches Jagdportal:
Was musstest Du denn alles dafür tun, um eine von der FCI anerkannte Labrador Züchterin zu werden?

Petra Loidl:
Wie schon gesagt, musste meine Hündin erstens die gesundheitlichen Voraussetzungen haben. Zweitens führte ich sie dann zuerst erfolgreich auf einer BLP und FTs bevor ich sie in England zum ersten Mal decken ließ.

Deutsches Jagdportal:
Wenn Deine Hündin die Zuchtzulassung hat wie geht es dann weiter, was ist bei der Wahl des Deckrüden zu beachten?

Petra Loidl:
Das ist eine gute Frage! (hahaha) Der Rüde meiner Wahl muss mehrere Kriterien erfüllen: Er muss Ergebnisse auf FTs vorweisen können, gesund sein und aus Linien stammen, die ich gerne in meiner eigenen Linie haben möchte.

Deutsches Jagdportal:
Es gibt die vom Verein/Verband vorgeschriebenen Untersuchungen für die Zuchtzulassung. Gibt es weitere Untersuchungen die sinnvoll sind, auch wenn sie nicht zwingend vorgeschrieben sind?

Petra Loidl:
Ich finde, dass die Auflagen schon viel zu streng sind. In Großbritannien haben die Züchter weitaus weniger Vorschriften als wir österreichische oder deutsche Züchter, wobei die Gesundheitsergebnisse dort nicht schlechter sind als hier. Mit den immer strengeren Vorschriften wie Gentests engen wir den Genpool des Labrador dermaßen ein, dass wir in geraumer Zeit viele Probleme haben werden. Ich finde, dass man den Züchtern ein gewisses Maß an Selbstverantwortung übertragen sollte.

Deutsches Jagdportal:
So, nachdem also alle Voraussetzungen erfüllt sind und ein passender Deckrüde gefunden wurde kann es ja losgehen. Du hast erwähnt, dass Dir quasi kein Weg zu weit ist, für die „perfekte“ Verpaarung. Woher weißt Du, wann Du losfahren musst um den richtigen Deckzeitpunkt zu erwischen?

Petra Loidl:
Bereits am 1. Tag der Läufigkeit kontaktiere ich meinen Tierarzt, um eine Bakterienkultur anlegen zu lassen. Hündinnen sind immer verkeimt, aber es gibt Bakterien, die sich negativ auf den Trächtigkeitsverlauf auswirken können. Ich gebe NIE meinen Hündinnen prophylaktisch Antibiotika, da gewisse Bakterien dagegen resistent werden können. Ich lasse dann am 8. Tag das erste Mal den Progesteronwert bestimmen. (Hier muss ich anmerken, dass der Zyklusverlauf von Hündin zu Hündin unterschiedlich ist. Es gibt Hündinnen, die schon am 8. Tag gedeckt werden müssen und andere, bei denen es erst am 21. Tag so weit ist) Ich lasse dann jeden 2. Tag den Progesteronwert bestimmen, bis die Ovulation (= Eisprung) war, dann habe ich noch ungefähr 2 Tage bis zum Decken Zeit.

Deutsches Jagdportal:
Ok, die Hündin wurde gedeckt und der Ultraschall hat gezeigt, sie hat aufgenommen. Wie geht es dann weiter? Welche Vorbereitungen triffst Du, bevor die Welpen zur Welt kommen?

Petra Loidl:
Ich richte die Wurfbox 1 Woche vor dem errechneten Wurfdatum im Wohnzimmer her, damit sich die Hündin daran gewöhnen kann. Auch alles andere steht für die Geburt bereit. Mein Tierarzt weiß auch Bescheid, damit er, bei Komplikationen, zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar ist.

Deutsches Jagdportal:
Und wie ist das mit den Welpenkäufern, müssen die auch bestimmte Voraussetzungen erfüllen um einen Hund von Dir zu bekommen?

Petra Loidl:
Natürlich. Ich gebe meine Welpen nur an Menschen ab, die mit dem Hund später auch arbeiten wollen. Ich habe schon Welpen als zukünftige Lawinensuchhunde, Trümmerhunde und Therapiehunde abgegeben. Da ich selbst Jägerin bin, freue ich mich immer sehr, wenn ich Welpen an Jäger abgeben kann; aber auch Leute, die den Hund später auf jagdlichen Prüfungen oder Workingtests führen möchten, kommen bei mir zum Zug. Ich muss allerdings auch anmerken, dass die Chemie zwischen Welpenkäufer und mir passen muss.

Deutsches Jagdportal:
Würdest Du unseren Lesern sagen, was ein Welpe bei Dir kostet?

Petra Loidl:
1600€.

Deutsches Jagdportal:
Im Vergleich zu manch anderen Jagdhunderassen, die man bereits ab 500,00 € mit Papieren bekommen kann ist das aber ein stolzer Preis. Was sagst Du dazu?

Petra Loidl:
Ja, da stimme ich zu. Da der Labrador nach wie vor zu den Moderassen gehört, stieg mit der Nachfrage auch der Preis. Man kann nur hoffen, dass sich der Markt durch Übersättigung bald selbst reguliert und nur dann nur mehr jene züchten, denen es wirklich um die Rasse geht, nicht ums Geld ;-)

Deutsches Jagdportal:
Es fällt ja bald der nächste Wurf im Lesser Burdock Kennel in Wels in Österreich. Sind denn bereits alle Welpen reserviert oder haben Interessenten noch eine kleine Chance, einen Welpen aus der sehr vielversprechenden Verpaarung zu bekommen?

Petra Loidl:
Solange der Wurf nicht auf der Welt ist, wird niemandem ein Welpe versprochen. Es gibt eine Interessentenliste, auf die man sich eintragen lassen kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass, wenn jemand wirklich aus dieser Verpaarung einen Welpen haben möchte, er auch einen bekommt ;-) Man muss nur sein Interesse bekunden, dass es dieser Wurf sein muss und mich mit Mails bombardieren (hahaha)

Deutsches Jagdportal:
Apropo Verpaarung, aus welchem Grund hast Du dich für den Deckrüden des kommenden Wurfs entschieden?

Petra Loidl:
Er ist noch ein junger Rüde, der aber ungemein erfolgreich bei österreichischen Workingtests von seiner Ersthundebesitzerin geführt wird. Außerdem ist sie mit ihm letzte Saison 2 Mal erfolgreich bei FTs in Italien gestartet. Neben den Prüfungsergebnissen haben mich sein Wesen und sein Stammbaum überzeugt.

Deutsches Jagdportal:
Dürfen wir über den kommenden Wurf berichten und unseren Lesern zeigen, wie die Welpen bei Dir aufwachsen und was Du mit den Kleinen alles so treibst, um sie auf Ihre Ausbildung vorzubereiten? Machst Du überhaupt etwas oder ist das noch zu früh?

Petra Loidl:
Es würde mich freuen, den Lesern an den ersten 8 Lebenswochen der Welpen teilhaben zu lassen. Ich mache mit den Welpen sehr wenig, außer dass ich sie etwas sozialisiere und viel apportieren lasse. Vor der Abgabe haben sie auch das Autofahren kennengelernt und schon kleine Ausflüge ins Grüne unternommen.

Deutsches Jagdportal:
Wann fängst Du mit der richtigen Ausbildung an?

Petra Loidl:
Mit der eigentlichen Ausbildung beginne ich, wenn der Welpe zwischen 6 und 8 Monaten alt ist. Zuvor konzentriere ich mich auf die Bindungsarbeit und die Sozialisierung.

Deutsches Jagdportal:
Du bist ja auch Richterin und Trainerin, so wie Dein Mann Ton Buijs. Kann man Dich oder euch für ein Training buchen?

Petra Loidl:
Ja, gerne. Näheres findet man auf meiner Homepage www.lesserburdock.at

Deutsches Jagdportal:
Liebe Petra, ganz herzlichen Dank für das tolle, offene und ausführliche Gespräch. Wir freuen uns schon darauf, über den kommenden Wurf berichten zu dürfen und wünschen Beaver eine unkomplizierte Geburt und eine ganze Schar gesunder, munterer Welpen. Dir wünschen wir eine schöne Aufzuchtzeit und ein glückliches Händchen für lauter tolle Welpenkäufer.

Petra Loidl:
Vielen Dank für das Interview.

Lesser Burdock Labrador Retriever Zucht von Petra Loidl in Österreich

Weitere Informationen über die Labrador Retriever Zuchtstätte „Lesser Burdock“ für reine Arbeitslinien, der sogenannten speziellen jagdlichen Leistungszucht, gibt es auf der Webseite von Petra Loidl zu finden unter www.lesserburdock.at 


Die Welpen des Lesser Burdock G-Wurfs werden Anfang Mai 2017 geboren. Wir werden über die Aufzucht der Welpen bis zur Abgabe an dieser Stelle berichten.

Informationen zum Deckrüden Diego von den Hochangern