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Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals

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In vielen Revieren lassen sich die Sauen aufgrund ihres enormen Lernverhaltens immer schwieriger bejagen. Jagdblogger Floris Weber auch bekannt als „der eine Jaeger“ beschreibt in diesem Artikel 5 Problemstellungen und wie der Schwarzkitteljäger sie löst.

Problem Nr.1: In vielen Gebieten suchen Sauen die Kirrungen nur noch gelegentlich auf. Ein Grund dafür ist natürlich das sehr hohe natürliche Nahrungsangebot. Eine weitere Ursache ist die schnelle Lernfähigkeit der Sauen. Bachen meiden aufgrund negativer Lernerfahrungen, nämlich Abschüssen von ihren Nachkommen, unsere Kirrungen. Lernen Frischlinge nun, dass es sicherer ist, an Kirrungen vorbei zu wechseln, als sie anzulaufen und dort Nahrung aufzunehmen, übernehmen sie automatisch das Verhalten ihrer Mütter. Die Folge: Sauen nehmen nur noch selten Kirrungen an.
Lösung: Wir Jäger müssen uns von der Fixierung auf Kirrungsjagd lösen. Das, was früher noch gut funktioniert hat, muss heute nicht mehr das Maß der Dinge sein. In den meisten Revieren ist es daher deutlich vielversprechender, sich an den natürlichen Nahrungsquellen zu orientieren als seinen jagdlichen Schwerpunkt einzig und allein auf die Kirrung zu richten. Da die natürlichen Nahrungsquellen im Laufe des Jagdjahres stark variieren, tut man gut daran, die Sauen genau dort zu suchen, wo sie gerade fressen: im Frühjahr in den Wiesen, im Mai im Raps, im Juni und Juli im milchreifen Weizen, im August und September auf den Stoppeläckern und im Mais und danach unter den Eichen und wieder in den Wiesen.

Problem Nr.2: Vielen Jägern wurde beigebracht, dass Sitzfleisch das A & O der Schwarzwildjagd bedeutet. Dieses Credo stammt aus einer Zeit, als Sauen in den meisten Revieren seltenes Wechselwild waren und einem nur durch hartnäckiges Sitzenbleiben irgendwann vor die Büchse kamen. So habe ich meine erste Sau, einen Überläuferkeiler im Jahre 1996 nach einem guten Dutzend durchgesessener Nächte an einer Kirrung erlegt. Was viele Jäger jedoch vergessen: Wer die ganze Nacht auf dem Hochsitz verbringt, verstänkert nicht nur lange einen großen Bereich. Er verbringt auch viele Stunden sinnlos aus seinem Ansitz.
Lösung: Anstatt stundenlang auf einem Hochsitz anzusitzen, macht es in den meisten Fällen deutlich mehr Sinn mit einer Kombination aus Ansitz und Pirsch zu arbeiten. Man startet dazu mit dem Ansitz auf einem aussichtsreichen Punkt und sitzt dann dort bis zwei Stunden nach Ende der Abenddämmerung. So hat man gute Chancen, von Sauen angelaufen zu werden, die in der Nähe liegen. Tut sich innerhalb des Zwei-Stunden-Intervalls nichts, so geht man die Sauen aktiv suchen.

Problem Nr.3: Manche Jäger scheuen sich noch dem Einsatz von Wärmebildgeräten. Sie vertreten die Meinung, dass der Einsatz moderner Technik nicht waidmännisch sei. Fakt ist jedoch: Jagt man klassisch mit einem Fernglas, so bekommt man viele Sauen, die man mit einer Wärmebildkamera ausmachen könnte, überhaupt nicht zu Gesicht. Außerdem sind die Sauen in den meisten Revieren nur in den Monaten Mai bis Juli bereits in der Dämmerung unterwegs. Die Hauptbewegungszeit des Schwarzwildes fällt jedoch in die Nachtzeit. Hier lassen sich die Sauen mit einem normalen Fernglas allenfalls als dunkler Klumpen ansprechen. Dies erhöht die Gefahr von Fehlabschüssen und lässt eine saubere Bejagung nicht zu.
Lösung: Der Einsatz von hochwertigen Wärmebildkameras hilft dabei, Sauen auf große Entfernungen auszumachen und aktiv anzupirschen. Anhand der Bauchleisten lässt sich zweifellos das Geschlecht der Stücke ansprechen und Fehlabschüsse werden ausgeschlossen.

Problem Nr.4: Sauen kennen Hochsitze und Ansitzeinrichtungen. Die stärkste Defensivwaffe der Sau ist ihr überragender Geruchssinn, der dazu genutzt wird, unsere Ansitzeinrichtungen weiträumig zu umschlagen und gegen den Wind anzulaufen. Typisch ist beispielsweise, dass Sauen ein paar Nächte lang eine Kirrung oder einen anderen Nahrungsplatz aufsuchen und ausgerechnet dann nicht erscheinen, wenn wir dort ansitzen. Dies ist kein Zufall, sondern die Sauen haben den Platz weiträumig umlaufen und Wind von uns bekommen. Häufig, ohne dass wir sie überhaupt gesehen oder gehört hätten.
Lösung: Nicht ansitzen, sondern die Sauen erst an die Kirrung, den Wildacker oder eine andere Äsungsfläche kommen lassen und erst anpirschen, wenn sie sich dort eingefressen haben. Dazu kann man MMS-Wildkameras verwenden, die einem die Fotos von den Äsungsplätzen zeitnah auf das eigene Handy schicken.

Problem Nr.5: Vielfach schauen Jäger noch zu wenig nach Wind und Wetter bevor sie auf die Saujagd gehen. Kaum vorhandener Wind ist fast immer schlechter Wind, da er häufig seine Richtung ändert. Außerdem ist Trockenheit schlecht für die Saujagd. Das Schwarzwild ist dann weniger aktiv und auch die Geräusche des pirschenden Jägers werden so schnell vernommen.
Lösung: Suche Dir gezielt „Sauwetter-Nächte“ für die Jagd aus. Bei mäßigem bis kräftigen Wind und vereinzelten Regenschauern sind die Sauen sehr aktiv, der Wind ist konstant und es lässt sich hervorragend pirschen. Häufig lässt sich in so einer richtigen „Saunacht“ mehr Strecke machen als sonst in einer Woche.

Empfehlung: Das Buch des Autors Perfekt Pirschen- Saujagd im Feldrevier

http://www.perfekt-pirschen.de

 

Auflösung des ÖJVsaar

Freigegeben in Jagderlebnisse
Mittwoch, 22 Januar 2020 14:03

Der Keiler, der aus dem Schnee kam

Nach Tagen Büroarbeit mit Buchhaltungstätigkeiten, Veranstaltungsplanungen und Telefongesprächen war mir danach, in den Wald zu kommen.

Es war nicht das Bedürfnis, zur Jagd zu gehen, sondern der Wunsch nach dem Alleinsein. Kräfte sammeln. Zur Ruhe kommen. Ich wollte Natur atmen, Natur hören, Natur sehen.

Tags zuvor hatten wir bei Restarbeiten an einer offenen Kanzel dort starke Trittsiegel einer einzeln ziehenden Sau entdeckt. Einige waren frisch, andere schon mehrere Tage alt.
Hier an diesem Hochsitz hat man einen traumhaften Rundumblick ins Niederoderbruch und ständig Anblick, weil man im Winter immer gleich mehrere Sprünge Rehwild sehen kann, die äsend und liegend die Wintertage dösend auf den großen Flächen der Bruchwiesen verbringen. Auch kann man zahlreich Füchse schon tagsüber beim Schnüren über die endlos erscheinenden Schneeflächen beobachten.
Bei strahlend blauem Himmel und der winterlichen Sonne mache ich mich gegen 14.45 Uhr auf den Weg zu der "Kanzel am Grabenkreuz", wie ich sie nenne. Ich stelle das Auto schon früh, kurz hinter der Zufahrt zum Bruch ab. Ich will mit einem langen Marsch zum Hochsitz die brandenburgische Winterlandschaft genießen. Das Tauwetter der letzten Tage und der wiedergekehrte Dauerfrost haben die Schneeflächen derart stark verharschen lassen, dass man ohne einzubrechen darüber hinweglaufen kann.
Als ich es mir im Ansitzsack bequem gemacht habe, stelle ich fest, dass der Blick aus der Kanzel nach hinten zum Eingang viel imposanter ist. Der Tag verabschiedet sich mit einem glutroten Sonnenuntergang.
Ich verschiebe das Sitzbrett und drehe mich um, damit ich das Naturschauspiel in seiner ganzen Schönheit auch ohne Verrenkungen mit dem Hals beobachten kann.

Vor mir liegt die Weite des ebenen verschneiten Niederoderbruchs, am Horizont die Endmoräne mit ihren bewaldeten Hängen und dahinter verschwindet im Westen glutrot die Sonne.

Während ich das Naturschauspiel auf mich wirken lasse, schweift mein Blick zu einer Gruppe alter Weiden, die an einem dicht bewachsenen Schilfgraben stehen. Schon lange will ich dort einen Hochsitz hinstellen, denn der kaum zugängliche breite Graben mit dem dichten Schilfunterwuchs wird von den Sauen gerne angenommen. Es sind über 300 Meter bis zu diesem Schilfgrund und er liegt genau in meiner Blickrichtung nach Westen. Als ich mich gedanklich mit dem Hochsitzbau beschäftige, sehe ich genau dort einen schwarzen Klumpen.
Der Blick durch das Glas bestätigt mir eine einzelne Sau, die brechend vor den alten Weiden nach Nahrung sucht. Es ist 15.30 Uhr, immer noch taghell und man kann die Sau auch ohne Glas auf die weite Entfernung ausmachen.
Doch nach einigen Minuten kommt Bewegung in das Tier. Ich nehme die Waffe und streiche an der Kanzelöffnung an. Mit dem rechten Arm finde ich auf dem Bord der Seitenauflage daneben eine zusätzlich sichere Auflage.
Schnurgerade marschiert die Sau auf mich zu, ab und an, wenn sie verhofft, dreht sie sich und zeigt mir ihre Breitseite. Doch sie kommt weiter auf mich zu. Deutlich kann man nun auch den Pinsel erkennen. Die tiefschwarze Schwarte bildet sich kontrastreich vor dem hellen Hintergrund der schneebedeckten Wiese ab.
Doch jedesmal, wenn der Zielstachel sicher auf der Sau liegt, werfe ich noch einmal einen Blick auf dieses einmalige Bild: Der Blick auf den jungen, nicht massigen, aber kraftstrotzende Keiler auf der weiten schneebedeckten Fläche des Niederoderbruchs vor dem glutroten Sonnenuntergang läßt mich nicht los. Steil aufgestellt sind seine Federn und sein Pürzel ist gebogen wie ein Fleischerhaken. Immer wieder reckt er seinen Wurf steil in die Höhe, um den Wind zu prüfen. Ich will dieses beeindruckende Bild dieser Winterlandschaft mit einem Schuss nicht stören, stelle die Waffe wieder in die Ecke der Kanzel und lasse den Anblick auf mich wirken. Auch hier in der Abgelegenheit dieser brandenburgischen Landschaft ist es sehr selten, Sauen bei bestem Licht zu beobachten.
Mittlerweile steht er auf 80 Meter breit vor mir.
Ich denke an den Jagdmaler Rien Poortvliet, den dieser Anblick sicherlich zu einem Bild inspiriert hätte. Wahrscheinlich würde er dem Bild den Namen geben:"Der Keiler, der aus dem Schnee kam" oder so ähnlich.
Nun ändert er seine Richtung und will die Kanzel umschlagen. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und das letzte Licht erlaubt nur noch die Farben schwarz und weiß: Ein schwarzer Keiler auf einer weißen Fläche.
Irgendwann kommt er auf meine Fährte, bewindet sie kurz und stürmt kurz davon, um danach in einen langsamen Troll zu verfallen. Noch lange kann ich ihm nachschauen, wie er langsam in den Weiten des Niederoderbruchs am Horizont verschwindet, bis er auch für mich nicht mehr sichtbar ist.

Früher als geplant mache ich mich glücklich über das Erlebte auf den langen Marsch zum Auto. Ich wollte an diesem Tag nicht jagen, ich wollte das Naturerlebnis. Danach war mir und ich habe an einem faszinierenden Naturereignis teilnehmen dürfen.

waidmannsheil

stefan

Der Artikel erschien erstmalig auf: Jagdblog-das etwas andere Jagdtagebuch

 

Das verschneite Oderbruch bei klirrender Kälte  am Oder-Havel-Kanal

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