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Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals

Mittwoch, 14 Dezember 2022 14:36

Die deutsche Kulturlandschaft, der Naturschutz und die Jagd Empfehlung

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Wild im Supermarkt

Das Ziel des Wildtiermanagements: Naturnahe Wälder, die dem Wild Schutz und Äsung bieten, dem Waldbauern einen Ertrag und der Natur eine größtmögliche Diversität. Erst dann darf man von Nachhaltigkeit sprechen. 

 

Immer wieder erreichen im Internet eingestellte Artikel über eine ökologische, naturnahe Jagd ungewöhnliche hohe Zugriffszahlen und es folgen heftige Diskussionen innerhalb der sozialen Medien. Oft werden sehr unsachliche oder gar verletzende Beiträge eingestellt, wie man sie eigentlich nur aus der Diskussion zwischen Jägern und Jagdgegnern kennt. Eine Versachlichung des Themas innerhalb der Jägerschaft ist zwingend geboten, soll die Jägerschaft wegen dieses Themas nicht weiter gespalten werden.

Zunächst einmal ein historischer Abriss zur Entstehung unserer Kulturlandschaft:

Die Anfänge einer Kulturlandschaft

Vor über 1.000 Jahren stießen die Menschen im mitteleuropäischen Siedlungsraum existenziell an ihre Grenzen. Im Mittelalter kämpften die Menschen bei einer sehr geringen Besiedlung ständig gegen den Hungertod, weil wir in Mitteleuropa eine siebenmonatige vegetationslose Zeit haben, die es durch Lagerung von Lebensmittel zu überbrücken gilt. Diese Unkenntnis der Lagerung und Haltbarmachung von Lebensmitteln begrenzte die damalige Bevölkerungsentwicklung massiv.
Dieses ungelöste Ernährungsproblem rief kreative Köpfe auf den Plan und in den  Klöstern des Mittelalters fanden Mönche den Nährboden für ihren Forschungsdrang. Hier machte man sich über mehrere Jahrhunderte Gedanken, wie man Pflanzen und Tiere züchtet, die dem Menschen als Nahrung dienten. Gleichzeitig musste die Landschaft derart umgestaltet werden , dass sie diesen Nutztieren und Nutzpflanzen als Grundlage der menschlichen Versorgung diente, ohne sie aufzuzehren. Raubbau an der Natur sollte um jeden Preis vermieden werden. An der Idee der Nachhaltigkeit arbeitete man in den Klöstern also schon vor 1.000 Jahren, allerdings nannte man es damals noch nicht so. Auch der Bau und die Planung von Wasser- und Windmühlen, die Teichwirtschaft, das Imkerwesen, sowie Dorfgründungen und Wegebau sollten aus Sicht der Mönche ausschließlich dem nachhaltigen Grundsatz der Nutzung der Natur ohne deren Verzehr dienen. Flächen wurden danach beurteilt, ob sie zum Waldbau, der Viehwirtschaft oder dem Ackerbau dienten. Die Schaffung einer mitteleuropäischen Kulturlandschaft, wie wir sie noch heute bewirtschaften und in der wir noch heute leben war geboren und sie besteht bis heute.

Die Nutzung der Kulturlandschaft

Für die Schaffung dieser  Kulturlandschaft mussten große Opfer gebracht werden. Der Biber mit seinem unermüdlichen Dammbau gefährdete die Wiesen und Felder durch Hochwasser. Dort wo der Mensch siedelte wurde er ausgerottet. Für ihn gab es in der dem Menschen dienenden Kulturlandschaft keinen Platz mehr. Auch der Wolf und der Luchs wurden bis zur Ausrottung gejagt, bedrohte er doch das Vieh auf den Weiden. Auch das Wild sollte geschützt werden, da es aus Sicht der Mönche ein wichtiger eiweißhaltiger Teil der Nahrung im Winter war. Diese Wandlung von der Wilden Natur hin zur Kulturlandschaft machte es den Menschen in Mitteleuropa erst möglich, sich aus dem finsteren Mittelalter in die Neuzeit zu entwickeln.

Naturschützer und Freizeitjäger eint das Fehlen dieser historischen Kenntnisse der Entstehung der heutigen Kulturlandschaft

Verfolgt man aufmerksam die Diskussionen, wenn es um den Wolf, den Waldbau, die Landwirtschaft oder die Schaffung von Naturschutzgebieten geht, erkennt man schnell, dass Menschen ohne Kenntnis vom Entstehen unserer Kulturlandschaft oft ein sehr verklärtes Wissen von der Naturnutzung in unserer Kulturlandschaft haben. Es bestehen große Bildungsdefizite in den Bereichen Naturwissenschaft und Biologie. Dazu kommen schwach ausgeprägte Kenntnisse über die Entwicklung Mitteleuropas zu einer der höchst entwickelten Kulturregionen der Welt. Versäumnisse unseres Bildungssystems über viele Jahrzehnte werden hier offensichtlich.
Es fehlt vor allem das Wissen, dass Millionen von Menschen auf dem Land von der Natur als Naturnutzer abhängig sind. Eine Naturnutzung ist nur dann nachhaltig, wenn sie neben der wirtschaftlichen auch die ökologische und auch die  soziale Komponente berücksichtigt. Die Nachhaltigkeit bewegt sich in einem Spannungsfeld dieser 3 Komponenten und ist daher keine feste Größe, sondern sie muss immer wieder neu austariert werden. Daher wird der Begriff der Nachhaltigkeit in der öffentlichen Diskussion durch das fehlende Naturverständnis fast immer fälschlicherweise als moderner Begriff für Langfristigkeit benutzt !
Ein Wald der sich nicht alleine verjüngen kann, erfüllt diese Kriterien genauso wenig, wie die Agrarwüste einer Genossenschaftjagd, die dem Niederwild weder Deckung noch Nahrung bietet. Wer ein Biosphärenreservat gründen möchte und die Naturflächen aus der Nutzung durch den Menschen nehmen will, der hat den Gedanken der nachhaltigen Nutzung einer Kulturlandschaft nicht begriffen. Eine Fläche, die vom Menschen nicht wirtschaftlich genutzt wird, also eine Art Wildnisfläche, sieht die Kulturlandschaft nicht vor und macht in einem Land mit einer der höchsten Einwohnerdichte der Welt auch gar keinen Sinn.  

Der Wald Wild Konflikt

Auch bei den Freizeitjägern werden in den Diskussionen die  Bildungsdefizite offensichtlich. Während der Freizeitjäger, der oft Genossenschaftsjagden mit tendenziell hohem Feldanteil bejagt, immer noch dem schwer definierbaren Begriff der Hege anhängt, die keine ökonomische Basis hat, vollzieht sich in den Jagdbezirken mit hohem Waldanteil ein Wandel zur professionellen Jagd.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Wildschadensermittlung. Muss der Wildschaden auf den Feldern und Wiesen nach einer Schätzung und eventuellem Gerichtsprozess erstattet werden, bleibt der Wildschaden im Wald bis heute ohne finanziellem Ausgleich.
Der Unterschied zwischen einem Jagdbezirk mit hohen Feldanteil und einem Jagdbezirk mit hohem Waldanteil liegt deshalb vor allem in der Beitreibung des Wildschadensersatz.
Die Genossenschaftsjagden können nach dem Höchstgebot verpachten, der Wildschaden auf den überwiegend von Ackerflächen dominierten Flächen wird erstattet.
Der Waldbesitzer, der seine Wildschadensforderungen gerichtlich nicht durchsetzen kann, muss nach anderen Wege suchen, die immer öfter in einer kontrollierten schärferen Bejagung der Waldflächen enden. Hier bietet sich die Regiejagd an oder auch das Bewirtschaften mittels Pirschbezirken mit kurzen Vertragslaufzeiten.

Die Agrarwüsten der Genossenschaftsjagden verschärfen den Konflikt

Bereits vor einigen Jahren schrieb ich den Artikel Hege in der Genossenschaftsjagd versus Wildtiermanagement im Forst – Ein Besuch im Försterparadies. Diesen dort gewonnenen Erkenntnissen ist auch heute nichts hinzuzufügen. Den Genossenschaftsjagd fehlt es an dem für Schalenwild notwendigen Biotopflächen, selbst die beste Hege wird diese fehlenden Flächen nicht ersetzen. Diese fehlenden Biotope treibt das Wild vor allem in den ersten Monaten des Jahres in die Wälder, wo sie immensen Schaden anrichten. 

Waldjäger und Jäger von Genossenschaftsjagden mit immer schlechter werdenden Biotopflächen, die das Schalenwild in die Wälder treibt, müssen begreifen, das sie in einem Boot sitzen. Die  Verteufelung  einer immer mehr kommerzialisierten Jagdbewirtschaftung bei den Waldbesitzern  helfen nicht weiter.

 

Waidmannsheil

Euer

Stefan Fügner

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Wild im Supermarkt

 

Gelesen 1209 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 14 Dezember 2022 18:53
Stefan Fügner

Mitbegründer des Deutschen Jagdportals - mehr über Stefan unter TEAM

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