Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals
Die bedingungslosen, überwiegend urbanen Wolfsschützer haben den Begriff der Nachhaltigkeit (noch) nicht verstanden Empfehlung
geschrieben von Stefan FügnerDer naturferne Städter kann in seinem urbanen Lebensumfeld mit dem Begriff der Nachhaltigkeit nichts anfangen. Für die Landbevölkerung hingegen ist die nachhaltige Nutzung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen von existenzieller Bedeutung.
Der Begriff der Nachhaltigkeit und seine falsche Anwendung durch selbsternannte Experten

Kaum ein Begriff wurde in den letzten Jahren derart überstrapaziert, wie der Begriff der Nachhaltigkeit. Doch viel schlimmer noch ist die völlig falsche Benutzung des Begriffs, überwiegend durch die Politik und die selbsternannten Natur-und Umweltexperten.
In zahlreichen Talkshows, in denen sich diese Umwelt- und Naturexperten mit unseren Politikern tummeln , wird das Wort „langfristig“ immer wieder fälschlicherweise durch das Wort „nachhaltig“ ersetzt. Die Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein bis zur völligen Unkenntlichkeit überstrapazierter Begriff geworden, der dadurch seine eigentliche Bedeutung völlig verloren hat. Aber es hört sich eben viel besser an, wenn Politiker oder selbsternannte Umweltexperten von Nachhaltigkeit faseln, obwohl sie eigentlich nur die banale Langfristigkeit meinen.
Durch diese fortwährende falsche Nutzung und vor allem das fehlende Rügen dieser Falschnutzung des Begriffs wird aber auch immer wieder erkennbar, wie weit sich unsere urbane Gesellschaft und ihre selbsternannten Umweltexperten von der Idee der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen entfernt haben.
Bei den oft unvereinbaren Positionen der Landbevölkerung einerseits und der Stadtbevölkerung andererseits bei der Bejagung des Wolfes wird erkennbar, wieso die urbane Bevölkerung mit dem Begriff Nachhaltigkeit wenig anfangen kann.
Der Begriff Nachhaltigkeit und seine Entstehung
Der Begriff Nachhaltigkeit fand erstmals in der Forstwirtschaft unter der enormen Holznutzung bei der Salzgewinnung und im Bergbau Einzug.
Doch schon viel früher, vor fast 1000 Jahren begannen die Klöster, allen voran der Orden der Zisterzienser damit, Konzepte zu entwickeln, wie man die Natur nutzt, ohne sie zu verbrauchen. Zwar sprach man damals noch nicht von Nachhaltigkeit, aber das Ziel war es, die 7 Monate der vegetationslosen Zeit (das Gegenteil vom Aldi) zu überwinden. Oft kam es im frühen Mittelalter dazu, dass die Menschen durch die fehlenden Kenntnisse von der Haltbarmachung von Lebensmitteln den Winter nicht überlebten. Strenge, lang anhaltende Winter rafften die Bevölkerung ganzer Landstriche dahin. Zudem führten fehlende Kenntnisse über die Nutzung von Ressourcen zu furchtbarem Raubbau an der Natur.
Das Überleben in der vegetationslosen Winterzeit wurde bei der Bevölkerungsentwicklung im Mittelalter das zum alles begrenzenden Faktor, den es aus Sicht der Mönche zu überwinden galt.
Die Verarbeitung von Lebensmitteln zur Haltbarmachung war aber erst der Anfang. Die Klöster begannen damit, großflächige Kartierung von Naturflächen um ihre Klöster zu erstellen, in denen die optimale Nutzung dieser Naturflächen erfasst wurde. Diese Kartierung legte fest, wo sich optimale Standorte von Wasser- und Windmühlen befanden. Es wurde ermittelt, welche Flächen sich für Ackerbau eignen (fruchtbarer Schwemmlandboden in den Bach- und Flussniederungen). Um Erosion zu verhindern, wurden immergrüne Weideflächen überwiegend an den Hängen angelegt. Die wenig ertragreichen Flächen sollten der Holznutzung dienen. Die über viele Jahre von den Mönchen entwickelte Teichwirtschaft direkt an die Klöster angrenzend sicherte den Menschen eine ganzjährige Bevorratung und Versorgung mit eiweißhaltigen Fisch. Noch heute nennt der Wasserbauer den Ablauf eines Teiches Mönchsbauwerk.
Diese viele Jahrhunderte anhaltende Forschung und Entwicklung der vielen Klöster in der Naturnutzung ließ in Mitteleuropa eine Kulturlandschaft entstehen, die die Bevölkerungsentwicklung, wie wir sie vom Mittelalter bis heute kennen, erst ermöglichte. Die Nutzung der Ressourcen wie wir sie hier im Mitteleuropa kennen, wurde über viele Jahrhunderte entwickelt und besteht bis heute.
Die lange Tradition der Jagd und ihr Platz in der nachhaltig bewirtschafteten Kulturlandschaft
Auch die Mönche hatten erkannt, dass Wildfleisch und sein hoher Eiweißanteil ein wichtiger Bestandteil der Ernährung darstellt. Die herbstliche Jagd stellte für die Klöster einen wesentlichen Bestandteil der Beschaffung von Fleisch dar. Das Wild lebte in der freien Natur, es brauchte nicht versorgt zu werden und vermehrte sich von ganz alleine. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet der Schutzheilige der Jäger, der Heilige Hubertus, ein Geistlicher im Rang eines Bischofs war. Er wurde durch die Begegnung mit einem Hirsch, der ein Kreuz zwischen den Stangen trug, zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Wildes bekehrt und ließ nach der Begegnung von seiner ungezügelten und maßlosen Jagd (Raubbau) ab.
Aber auch bei der Vereinbarkeit der Natur mit der Kulturlandschaft stieß die Entwicklung an ihre Grenzen. Wolf und Bär überfielen des Nachts das Weidevieh. Zudem gingen Bären an den Bienenstöcken zu Schaden (Honig, als einziges Süßungsmittel im Mittelalter wurde mit Gold aufgewogen). Der Biber, der als einziges Tier sich sein Biotop selber schafft, zerstörte mit seinem Dammbau die Mühlgräben der Wassermühlen und verwandelte mühsam entwässerte Ackerflächen binnen weniger Tage in eine Seenlandschaft und zerstörte die Ernte.
Bär, Wolf und Biber hatten in der nachhaltig bewirtschafteten Kulturlandschaft keine Existenzberechtigung und wurden mit dem Ziel der Ausrottung bejagt. Durch deren Zerstörung der von den Menschen genutzten Flächen und Güter war mit diesen Tieren eine gemeinsames Leben in einer Kulturlandschaft unvereinbar. (Die Aussage, die Menschen müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu eben, ist ein Märchen verklärter Tierschützer). Gab es am Anfang des Entstehendes der Kulturlandschaften um die Klöster noch Wildnisflächen als Rückzugsgebiete, verschwanden diese Tiere mit der Zunahme der wachenden Bevölkerung in den immer dichter besiedelten Gebieten Mitteleuropas irgendwann gänzlich.
Die Weidewirtschaft, der Wolf und die Nutzung der Natur durch Besitz und Eigentum an der Kulturlandschaft
Über viele Jahrhunderte hat sich in der ländlichen Kulturlandschaft ein ausgeklügeltes System von Besitz und Eigentum entwickelt. Am Anfang steht immer eine Nutzfläche, sei es ein Bachlauf oder ein Teich (Fischwirtschaft), ein Wald (Forstwirtschaft und Jagd), ein Acker (Getreide- und Futterwirtschaft), eine Koppel (Weidewirtschaft und Pferdewirtschaft ). Alle diese Flächen mit ihren Besitz- und Eigentumsverhältnissen bilden den Anfang der Nachhaltigkeit als deren ökonomische Komponente. Mit dem Recht der Nutzung einer Fläche, egal ob Pacht oder Eigentum, setzt sich überhaupt erst die Nutzung der Kulturlandschaft in Gang.
Immer noch arbeiten in der Forstwirtschaft und der Landwirtschaft große Teile der ländlichen Bevölkerung. Diese Wirtschaftsbereiche haben zwar seit der Industrialisierung gewaltige strukturelle Veränderungen durchlaufen. Die Mechanisierung setzte große Teile der unqualifizierten Landarbeiter frei. An die Stelle der wegrationalisierten Landarbeiter trat der Sektor der Landmaschinen mit hochqualifizierten Arbeitern in Beschaffungs- und Serviceunternehmen.. Die Menschen, die in den vielen Bereichen der Landwirtschaft tätig sind, sei es als Landwirtschaftshelfer, als Landmaschinenmechaniker oder als selbständiger Lohnunternehmer oder freier Bauer stellen die soziale Komponente der Nachhaltigkeit in unserer Kulturlandschaft dar.
Liebe Natur- und Umweltexperten und liebe Politiker ohne tieferen Kontakt in den ländlichen Raum,
jeder, der mehr Wildnis und unberührte Natur in unserer ländlichen Kulturlandschaft fordert, greift immer auch in die Nutzungsrechte der dort lebenden Bevölkerung ein und bedroht deren Existenz. Ein Wald , den man sich selbst überlassen will, um mehr natürliche wachsende Waldflächen zu bekommen (Nationalpark), greift in das Eigentumsrecht der dort wirtschaftenden Waldbauern ein.
Wer weniger Dünger und Spritzmittel fordert, greift in die Nutzungsrechte der landwirtschaftlichen Flächen ein und reduziert die Erlöse der landwirtschaftlichen Betriebe.
Wer für den Wolf bedingungslos überall eine Existenzberechtigung fordert, der greift massiv in die Nutzung der Flächen in der Weidewirtschaft ein.
Die Menschen, die auf dem Land arbeiten, fühlen ich von der kompromisslosen Forderung nach der Wiederansiedlung des Wolfes massiv in ihrer Existenz bedroht.
Viele verarbeitende Betriebe verlassen zur Zeit wegen hoher Lohn- und Energiekosten Deutschland (Deindustrialisierung). Die damit verbundenen sozialen Verwerfungen sind bis heute nicht absehbar. Die Landbevölkerung aber ist bedingungslos an die Nutzung ihres Grund und Bodens gebunden. Ein Abwandern in das billigere Ausland kommt für sie nicht in Frage.
Die Nachhaltigkeit ist ein hochkomplexes Spannungsfeld mit einer ökologischen, ökonomischen und einer sozialen Komponente. Wer auch nur eine Komponente vernachlässigt oder völlig unbeachtet lässt, wird dem Begriff der Nachhaltigkeit nicht gerecht. Wer diese Spannungsfeld nicht erkennt und bei der Wolfsproblematik unberücksichtigt lässt, spielt mit den Existenzen der Menschen auf dem Land. Hier liegt der Grund für das oft aggressive Verhalten der Landbevölkerung gegenüber den naturverklärten Wolfsbefürwortern aus der Stadt.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Mobil: 0178 6141856

Stefan Fügner
Mitbegründer des Deutschen Jagdportals - mehr über Stefan unter TEAM
Das Neueste von Stefan Fügner
- Ein zweifelsfrei verfassungswidriges Waffengesetz und die Tatenlosigkeit der Jagd- und Waffenverbände
- Wiederladen – Präzision aus der eigenen Werkstatt
- Das Jägerevent in Reifferscheid in der Hocheifel
- Blattzeit im Wendland: 3 Böcke in 26 Stunden
- Professionelle Jagd heißt heute: Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe





