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Montag, 24 Oktober 2022 20:03

Kommentar: Die Gehorsamsausbildung der Jagdhunde in der Sackgasse Empfehlung

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Ansteckend für Mensch und Tier - Hasenpest im Landkreis Cham

Jagdhundeausbildung beginnt mit der Ausbildung im Gehorsam, Wildkontakt ist in dieser Zeit nicht zielführend und hat  tunlichst zu unterbleiben 

Ohne die Hintergründe des unfassbaren Beissvorfalls in der Pfalz "Bilanz einer Hunderunde: Ein verprügelter Jäger und 2 tote Hunde" genauer zu untersuchen, wird an dem Vorfall eines offensichtlich: Die Jagdhundeausbildung hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht weiterentwickelt, bzw. verharrt in völlig überholten und nicht mehr zeitgemäßen Ausbildungsschritten.

Die Anforderungen an den Jagdhund damals...

Vor vielen Jahrzehnten, als die Jagd noch weitestgehend ohne Öffentlichkeit stattfand, brauchte man auf der Jagd den raubzeug- und wildscharfen Jagdhund. Durch diese in die Rasse hineingezüchtete bedingungslose Wildschärfe war der Jagdhund ein unersätzlicher Helfer beim Strecken des Wildes. Jäger mit aus heutiger Sicht eher mäßig treffenden Waffen erhöhten den Bedarf an Jagdhunden, die das krankgeschossene Wild nicht nur stellten, sondern es „abtaten“, wie Jäger das Töten durch gezielten Kehlbiss nennen.
Tierschutzauflagen gab es keine, der Tierschutz findet erst seit einigen Jahren bei der Jagd Anwendung. Alleine der völlig dehnbare und für jeden Jäger beliebig auslegbare Begriff der „Waidgerechtigkeit“ fand damals, wenn überhaupt, bei Tötung des Wildes mittels Jagdhund Anwendung. Die damaligen Jagdhunde kannten in der Regel weder Hundebegegnungen noch Laternenpfähle oder Kinderspielplätze, sondern nur Zwinger, Hof und Jagd. 

Der bedingungslose Tötungswille wird bis heute bei der Jagdhundeausbildung geweckt und ist immer noch in vielen Jagdhunderassen ein wesentliches Zuchtziel.

... und heute

Doch die Anforderungen an den Jagdhund haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert.

Hochpräzise Jagdwaffen mit einer ausgefeilten Zieloptik und die Ballistik der Munition bannen das Wild in der Regel am Anschuss. Die früher häufige aufwendige Nachsuche mit dem Hund wird zur seltenen Ausnahme.

Auch die Raubwildjagd braucht keinen raubzeugscharfen Hund mehr. Die Fallenjagd ermöglicht den tierschutzgerechten Fang ohne Hund und das Töten mittels Kurzwaffe, wenn das gefangene  Tier in der Lebendfalle sitzt und angesprochen werden kann.

Der heutige Jagdhund hat zu suchen, zu finden, anzuzeigen und auf Kommando zu stellen und zu verbellen, alles andere erledigt die Technik. Das archaische Töten Mittels Kehlbiss durch den wildscharfen Jagdhund hat tunlichst schon aus Tierschutzgründen zu unterbleiben.

Aber der entscheidende Punkt, warum niemand mehr einen wildscharfen Jagdhund mit Tötungswillen benötigt, liegt gar nicht in der Jagd. Wie auch beim Beissvorfall in der Pfalz, der tödlich endete, wird erkennbar, dass  auch der Jagdhund heute zu 99% Stadthund in Form eines Sozialpartners eines immer mehr vereinsamenden Bürgers ist, und nur noch zu 1% Jagdhund. Leider scheint dieser Umstand bis heute bei noch keinem Jagdhundeverband angekommen zu sein, zumindest spiegelt sich diese Veränderung in keinster Weise in der Jagdhundeausbildung wieder.

Ich bin als Jagdhundehalter mit Schutzhunden groß geworden und habe mich bereits vor einem Jahr in meinem Artikel „Vor der Schutzhundeausbildung steht die Arbeit am absoluten Gehorsam, oder: Was der Jäger von der Schutzhundeausbildung lernen kann“ über die fehlende notwendige Gehorsamsausbildung in der Jagdhundeausbildung geäußert. Mit der Beissattacke zweier Jagdhunde in Bad Dürkheim ist  nun dieser Artikel aktueller denn je. Durch das viel zu frühe Heranführen des Jagdhundes an Wild bei gleichzeitigem Vernachlässigen der bedingungslosen Gehorsamsausbildung ist die Jagdhundeausbildung schon lange nicht mehr zeitgemäß. Der fehlende Gehorsam beim Abrufen der bissigen Jagdhunde in der Pfalz beweist diese Ausbildungsdefizite all zu deutlich.

Bleibt zu hoffen, dass die Beißattacke in der Pfalz zu einem Umdenken in den Jagdhundeverbänden im Bezug auf die Gehorsamsausbildung unserer Jagdhunde führt.

 

Waidmannsheil

Euer

Stefan Fügner
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Ansteckend für Mensch und Tier - Hasenpest im Landkreis Cham

 

Gelesen 3199 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 26 Oktober 2022 18:13
Stefan Fügner

Mitbegründer des Deutschen Jagdportals - mehr über Stefan unter TEAM

Medien

2 Kommentare

  • Kommentar-Link Stefan Fügner Donnerstag, 27 Oktober 2022 15:09 gepostet von Stefan Fügner

    Sehr geehrter Herr Fügner,

    Ich möchte mich bei Ihnen für den interessanten und problemaufgreifenden Artikel im Jagdportal bedanken!

    Ich lebe in Obersülzen, in dem Ort, in dem es zu besagtem Vorfall kam. Seit vielen Jahren schon haben wir in unserem Ort das Problem, dass der betreffende „Jäger“ – Besitzer eines Jagdscheins seine Hunde nicht unter Kontrolle hat und bereits mehrfach Hunde gebissen, schwerverletzt und gar getötet wurden. Beim letzten Mal wurde ein Hund, der neben einem Kinderwagen lief, angegriffen und schwerstverletzt. Beim Vorfall letzter Woche trug auch der Besitzer der kleinen Toy-Terrier Bisswunden davon, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Wir Einwohner, vor allem die mit Hund, leben schon lange mit der Angst, dass es erneut zu einem Angriff kommen könnte. Persönlich glaube ich, dass der betroffene Jäger seinen Jagdschein als eine Art Freifahrtschein sieht, um wild gerissene Rehe und Hasen zu entschuldigen. Denn des Öfteren sieht man ihn auf den Feldwegen, verzweifelnd in seine Hundepfeife pfeifend, während die drei Hunde ein Reh hetzen. In der Regel ist er aber nicht auf der Jagd. Obersülzen liegt in der Rheinebene. Der nächste Wald ist 10 km entfernt und für die Wildpflege auf den umliegenden Feldern ist ein Jagdpächter zuständig. Im Grunde genommen ist er ein ganz normaler Hundehalter, dessen Hunden es ebenso verboten ist, Wild zu jagen, zu verletzen oder gar zu töten. Ich, als Hundebesitzerin, habe aus meiner Verantwortung heraus, wie die meisten Hundebesitzer, zunächst eine Hundeschule besucht und später zusätzliche Einzelstunden bei einem Hundetrainer für Gehorsamkeitstraining, Anti-Giftködertraining und Antijagdtraining genommen. Zusätzlich habe ich knapp ein Jahr lang mit meinem Hund bei einer Rettungshundestaffel trainiert. Ebenso wie bei Jagdhunden wird von den Hunden der Rettungsstaffel besonderes Können und entsprechender Gehorsam verlangt. Diese Hunde müssen in regelmäßigen Abständen eine Prüfung absolvieren, um ihre Zulassung als Rettungshund immer wieder zu erneuern. Ich möchte Sie daher ermutigen, die von Ihnen angestoßene Diskussion zu einer speziellen Ausbildung zum Jagdhund mit entsprechenden Gremien fortzuführen und zu intensivieren und ggf. über eine Verpflichtung in Verbindung zum Jagdschein nachzudenken.



    Noch einmal vielen Dank für Ihre Weitsicht!



    Mit freundlichen Grüßen,

    Daniela

  • Kommentar-Link Stefan Fügner Donnerstag, 27 Oktober 2022 14:23 gepostet von Stefan Fügner

    Leserbrief von Daniela (die Kommentatorin will anonym bleiben)

    Sehr geehrter Herr Fügner,

    Ich möchte mich bei Ihnen für den interessanten und problemaufgreifenden Artikel im Jagdportal bedanken!

    Ich lebe in Obersülzen, in dem Ort, in dem es zu besagtem Vorfall kam. Seit vielen Jahren schon haben wir in unserem Ort das Problem, dass der betreffende „Jäger“ – Besitzer eines Jagdscheins seine Hunde nicht unter Kontrolle hat und bereits mehrfach Hunde gebissen, schwerverletzt und gar getötet wurden. Beim letzten Mal wurde ein Hund, der neben einem Kinderwagen lief, angegriffen und schwerstverletzt. Beim Vorfall letzter Woche trug auch der Besitzer der kleinen Toy-Terrier Bisswunden davon, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Wir Einwohner, vor allem die mit Hund, leben schon lange mit der Angst, dass es erneut zu einem Angriff kommen könnte. Persönlich glaube ich, dass der betroffene Jäger seinen Jagdschein als eine Art Freifahrtschein sieht, um wild gerissene Rehe und Hasen zu entschuldigen. Denn des Öfteren sieht man ihn auf den Feldwegen, verzweifelnd in seine Hundepfeife pfeifend, während die drei Hunde ein Reh hetzen. In der Regel ist er aber nicht auf der Jagd. Obersülzen liegt in der Rheinebene. Der nächste Wald ist 10 km entfernt und für die Wildpflege auf den umliegenden Feldern ist ein Jagdpächter zuständig. Im Grunde genommen ist er ein ganz normaler Hundehalter, dessen Hunden es ebenso verboten ist, Wild zu jagen, zu verletzen oder gar zu töten. Ich, als Hundebesitzerin, habe aus meiner Verantwortung heraus, wie die meisten Hundebesitzer, zunächst eine Hundeschule besucht und später zusätzliche Einzelstunden bei einem Hundetrainer für Gehorsamkeitstraining, Anti-Giftködertraining und Antijagdtraining genommen. Zusätzlich habe ich knapp ein Jahr lang mit meinem Hund bei einer Rettungshundestaffel trainiert. Ebenso wie bei Jagdhunden wird von den Hunden der Rettungsstaffel besonderes Können und entsprechender Gehorsam verlangt. Diese Hunde müssen in regelmäßigen Abständen eine Prüfung absolvieren, um ihre Zulassung als Rettungshund immer wieder zu erneuern. Ich möchte Sie daher ermutigen, die von Ihnen angestoßene Diskussion zu einer speziellen Ausbildung zum Jagdhund mit entsprechenden Gremien fortzuführen und zu intensivieren und ggf. über eine Verpflichtung in Verbindung zum Jagdschein nachzudenken.



    Noch einmal vielen Dank für Ihre Weitsicht!



    Mit freundlichen Grüßen,

    Daniela

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