Was muss die praktische Jungjägerausbildung heute leisten?
Anstatt sich über den enormen Zuwachs an naturinteressierten jungen Leuten mit einer hohen Quote an jungen Mädchen zu freuen, stöhnen die Funktionäre über die nun anstehende Mehrarbeit und sehen nur Probleme. Allerdings ist diese Sorge nicht unbegründet, fehlt es doch an einem schlüssigen Konzept für eine großflächige vor allem strukturierte Jungjägerausbildung in der heutigen Zeit, sollen diese Jungjäger doch irgendwann treu zahlende Verbandsmitglieder werden.
Lehrrevier der Schlüssel zur Jungjägerausbildung
Zunächst beginnt jede Jungjägerausbildung mit einem geeigneten Revier. Hier liegt auch der eigentliche besagte Hase im Pfeffer. Die meisten Genossenschaftjagden in Deutschland sind mittlerweile derart oft geteilt worden, dass die meisten von ihnen schon von Ihrer Größe her zur Jungjägerausbildung ungeeignet sind. Fast alle Versuche von ambitionierten Altjägern, sich der praktischen Jungjägerausbildung anzunehmen, sind am fehlenden Revier gescheitert.
Ansprech- und Schussroutine formt den professionellen Jäger
Das Wichtigste, das ein Jungjäger in den ersten 3 Jahren der Ausbildung erlernen muss und für sein späteres Jagdleben benötigt, ist Schuss- und Ansprechroutine. Nur diese beiden Fähigkeiten sind der Schlüssel zu einem fähigen Jäger. Wir Jäger üben das Jagen als Hobby aus, aber wir dürfen uns in der Öffentlichkeit nicht als unprofessionelle Freizeitjäger präsentieren, denen es an der Routine bei der praktischen Jagdausübung fehlt. Wer die kritischen Artikel in den Medien zur Jagd aufmerksam liest, wird immer wieder feststellen, dass fehlende Routine bei der Ausübung der Jagd die Basis der Kritik an der Jagd sind, nicht das reine Töten von Tieren. Militante Tierschützer einmal ausgenommen.
Alleine aus diesem Grund kommt in Zukunft der Ausbildung zur praktischen Jagdausübung mit dem Ziel eines professionellen Jägers eine Schlüsselposition zu!
Kommunikation ist die Basis einer erfolgreichen Jagdausbildung
Aus meiner nun jahrzehntelangen Erfahrung der praktischen Jungjägerausbildung aber kommt der Kommunikation vor und nach dem Ansitz, beim Abendessen, zum Jägerfrühstück und bei Reviergängen mit den Jungjägern eine Schlüsselfunktion zu.
Der Jungjäger, oft naturentfremdet, taucht in die Natur ein und benötigt einen erfahrenen Naturmenschen, mit dem er das Erlebte nach dem Ansitz oder bei Reviergängen besprechen kann. Viele Naturerlebnisse – nicht nur die Erlegung- bleiben ohne Gespräch mit einem erfahrenen Jäger unverarbeitet und somit ungenutzt zurück, werden sie in einem Gespräch nicht verarbeitet. Natürlich müssen Jungjäger in unserer Ausbildung von der Bergung und dem Aufbrechen, bis zur Einlagerung im Kühlraum und über das Zerwirken und das Braten alle Verarbeitungsschritte mitmachen bzw. daran teilnehmen. Auch die Teilnahme an Revierarbeiten, wenn es sich anbietet, sollte obligatorisch sein. Keiner aber, der in seiner Freizeit die Jagd ausübt, muss alle diese Bereiche der Jagd, mit Ausnahme der Erlegung von Tieren, bis zur absoluten Perfektion beherrschen.
Zusammenfassung
Wir sind in erster Linie Jäger, die professionell und sicher jagdbare Tiere schnell und tierschutzgerecht zur Strecke bringen. Auf das Erlernen dieser Tätigkeit hat sich die professionelle Jungjägerausbildung zu konzentrieren. Alle anderen Punkte wie Verarbeitung oder Revierarbeiten sind eher Nebensache. Konzentieren sich die Jäger aber in Zukunft bei der Jungjägerausbildung auf die wesentliche Punkte der Routine beim Ansprechen und beim Schuss, dann hat auch die Jagd bei zunehmender Naturentfremdung der Bevölkerung eine Chance.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
Telefon: 0178 6141856
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