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Willkommen im Jagdblog des Deutschen Jagdportals

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»Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin,
als Erwachsener einer zu bleiben.« (Pablo Picasso)

Die Jagdillustratorin Susanne Weiss im Gespräch mit dem Deutschen Jagdportal

Deutsches Jagdportal:  Was hat Dich in Deiner Jugend dazu bewogen, Illustratorin zu werden?

Susanne Weiss:  Sehr geehrter Herr Fügner, allem voran lassen Sie mich Ihnen herzlich dafür danken, dass ich mich und mein Kunsthandwerk hier auf Ihrem Jagdportal vorstellen darf. Gezeichnet habe ich seit meiner frühesten Kindheit. Ob Hefteinträge, Musikidole oder einschneidende familiäre Erlebnisse, es wurde von mir zeichnerisch festgehalten, was mich umgab und prägte.
Die Malerei zieht sich wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben.

Deutsches Jagdportal: Kannst Du uns kurz Deine Stationen im Leben auf dem Weg zur Jagdillustratorin schildern?

Susanne Weiss:  Ja, gerne. Noch bevor ich die erste Schulschreibschrift erlernte, malte ich die Max und Moritz Bildergeschichte, von Wilhelm Busch, eine Bubengeschichte in sieben Streichen, in mein kleines Schulhelft mit Bleistift. Dieses Heft behüte ich auch heute noch, wie einen Schatz.
Mein erstes Auftragsbild verkaufte ich bereits auf dem Schulhof der Grundschule in Bad Ingelfingen.
Schnell zeichnete sich ab, dass die Bildenden Künste einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben einnehmen sollten. Auf mein Abitur im Jahr 1991 und dem Kunstpreis der Studiumabschlussklasse an der staatlichen Johannes Gutenbergschule für Druck und Grafik in Stuttgart, folgten studiumbegleitende Praktikas in Werbeagenturen.
Meine zeichnerischen und kalligrafischen Fähigkeiten waren mir hier stets ein willkommener und hilfreicher Opener für Festanstellung in Starnberg und die daraus resultierende Freiberufliche Tätigkeit in München.  Renommierte Werbeagenturen, Verlage, Bildungseinrichtungen und Privatpersonen gehören bis heute zu meinen Auftraggebern.

Deutsches Jagdportal: Wann bist Du wo am kreativsten?

Susanne Weiss: Da bin ich an keinen Ort und keine feste Zeit gebunden. Kreativ wirken kann ich überall. Ob in Museen, auf Messen, in Kunstklassen, im Grafikatelier der Werbeagenturen oder in meinem wunderschönen Atelier hier im Schloss Niederraunau.  Sobald ich mich in meine Malerei vertiefe, zeichnet sich das Motiv von ganz alleine. Gerne gebe ich Einblicke in meine Arbeitsweise, Zuschauer oder Malschüler behindern mich dabei nicht. Ob zu Live-Paintings als Besuchermagnet für Messen / Events oder Auftragsmalereien auf Leinwand oder Hauswänden, die Illustrationsaufträge sind sehr vielseitig. Jedem Auftragsmotiv schenke ich vollste Aufmerksamkeit.

Deutsches Jagdportal: Welche Menschen motivieren Dich oder geben Dir die Inspiration, etwas zu illustrieren?

Susanne Weiss:  Authentische, charismatische und emphatische Mitmenschen wirken besonders inspirierend auf mich.
So begleite ich regelmäßig (seit knapp drei Jahren) Jäger und Falkner bei Ihrer naturverbundenen Arbeit. Besondere Ereignisse halte ich natürlich im Anschluss zeichnerisch fest. Der Jagdverband Neu-Ulm des  Bayerischen Jagdverbandes und die Falknerei Rau unterstützen mich dabei. Derzeit lerne ich fleißig auf die Jagdprüfung, um im Anschluss den Falknerschein anzugehen.
Die Arbeit mit den Greifen und Uhus bereitet mir große Freude.

Deutsches Jagdportal:  Deine Illustrationen sind sehr Ausdrucksstark. Ist das dem Illustrator in die Wiege gelegt
oder entwickelt sich diese Fähigkeit mit der Zeit?

Susanne Weiss:  Aufgrund meines Grafik-Studiums arbeite ich äußerst konzeptionsstark. Das Motiv entsteht zuerst mit Herz und Kopf. Geduld und Ausdauer sind hierbei grundlegend. Erst dann geht es an die Umsetzung. Kein Bild entsteht nur durch den reinen Zufall, jeder Arbeitsschritt ist höchst konzentriert und resultiert aus meiner langjährigen Erfahrung. Hier halte ich das Zitat vom Meister Pablo Picasso für angebracht: »Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin,
als Erwachsener einer zu bleiben.«

Deutsches Jagdportal:  Seit einiger Zeit rücken immer mehr die Tiere und die Jagd in den Mittelpunkt Deiner Arbeit. Was war der Auslöser für diese Hinwendung zu diesen doch für Illustratoren sehr ungewöhlichen Motiven?

Susanne Weiss:   Auf der Messe - Leben Wohnen Freizeit in Ulm - im Teilbereich Kunstmesse in der Donauhalle habe ich 9 Tage meine Arbeiten ausgestellt und vor Ort gemalt. Zu meinen Besuchern gehörte auch der Jäger und Falkner Herr Rau mit seinem Sibirischen Uhu Ivan.
Das Jahr darauf, standen mir die Beiden Charismaten einen Tag lang Modell an meiner Großleinwand.  Zu meinen Lieblingsmotiven zählen Jagdhunde, Jagdszenen, Falknermotive und besondere Szenen, die ich in Acryl auf Leinwand male oder auch - Journalistisch Zeichne - und diese mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Deutsches Jagdportal:Woher kommen die Anfragen nach Arbeiten der Jagdillustration?

Susanne Weiss:  Begonnen hat alles auf der Hohen Jagd und Fischerei in Salzburg vor drei Jahren.
Zum Fachverlag Weidwerk habe ich Auftragsillustrationen für einen Büchsenmacher und eine Graveurin generiert. Ergänzend zu meiner vor Ort Akquiese auf Messen / Events, präsentiere ich meine Arbeiten natürlich auch ansprechend im Internet.
Weitere Anfragen erhalte ich auf Empfehlungen und auf meinen temporären Vernissagen hier im Schloss.

Deutsches Jagdportal:  Ein Schwerpunkt Deiner Tätigkeit ist die Arbeit mit Kindern. Was fasziniert Dich an diesem
Lehrauftrag?

Susanne Weiss:  Unser Wissen und Können an die nächste Generation weiterzugeben ist wesentlicher Bestandteil für eine gesunde Entwicklung und das Bestehen unserer Menschheit. Die individuelle Entfaltung und der Mut zum eigenständigen Handeln wird geboren und gefördert.
Wir brauchen vor allem Querdenker, mehr mutige Individualisten, um künftige Lösungen und Konzepte zu sichern. Gemeinsam mit meinen Zeichenschülern verdoppeln wir die kreative Energie, die wir dann in einer ausdrucksstarken und faszinierenden Bildaussage festhalten.

 

Deutsches Jagdportal:  Man sieht Dich öfters auf Jagdmessen. Wie ist die Reaktion der oft konservativen Jägerschaft auf Deine Jagdillustrationen, die Du dort ausstellst?

Susanne Weiss:  Ja, man kennt mich schon, fragt sich gezielt nach mir durch, und verweilt bei meinen Live-Paintings schnell mal für ein und zwei Stunden.
Meinen grafischen Zeichenstil liebt man oder hasst man. Ein Zwischendrin gibt es eigentlich nie, und das ist auch gut so, denn nur fotorealistische Abbilder schaffe ich nie, meine Bilder sind lebendig. So beherrsche ich die hohe Kunst der Magischen Augen.
Bei der - En Face Ansicht - folgen die Augen meiner dargestellten Protagonisten beim Vorbeigehen. Ja, das muss man einfach mal gesehen haben. Ob Hunde- oder Pferdezüchter, Deutscher Falknerorden, Schäfer, Büchsenmacher, Graveure, die Presse oder Messeleitung, ist das Interesse geweckt, tauschen wir natürlich unsere Kontaktdaten aus.
Ergänzend führe ich ein Auftragsbuch, in dem blättern die Interessenten und sehen bereits umgesetzte Projekte. Gerade hier entstehen individuelle Bildideen: der Auftraggeber gibt mir z.B. ein Tierportrait, ein Foto als Motivvorlage und ergänzt charakteristische Wesenszüge des Tieres. Dazu benötige ich das Wunschvormat und die Malweise, preislich werden wir uns auch - verbindlich - einig.

Deutsches Jagdportal: Die Jagdmalerei nimmt in der Kunst einen breiten Raum ein. Seit Jahrhunderten widmen sich Künstler der Darstellung der Jagd. Welche Zukunft hat die Jagdmalerei aus Deiner Sicht in unserer schnellebigen Zeit des Internets?

Susanne Weiss:  Seit vielen Jahren verbinde ich die traditionelle Malerei mit der digitalen Welt. So wirken viele Kunstwerke im RGB-Farbmodus
am Computer/Smartphone oder Tablet noch farbintensiver und kontrastreicher, als in gedruckter Form, selbst eBooks sind realisierbar.
Die neuen Medien können das Kunsthandwerk absolut ins rechte Licht rücken!

Deutsches Jagdportal:  Wie sieht Dein Wunschauftraggeber aus und welchen Auftrag würdest Du einmal am liebsten illustrieren?

Susanne Weiss:   Ein Lieblingsprojekt habe ich nicht. Denn die Vielfältigkeit zeichnet mich und meine Arbeiten aus. Ich freue mich über Neues, das gemeinsam mit dem Auftraggeber zu einer Bildidee wächst und realisiert wird. Begleitend pflege ich den Kontakt und kreativen Austausch zu renommierten Künstlern, Tierfilmen und Galeristen.
Es sind bereits Gemeinschaftsprojekte angedacht. Ob Gemeinschaftsbilder, Tierdokumentationen in gezeichneter und gefilmter Form im Vergleich gesetzt, Auftragsillustrationen für Editorials von Magazinen, begleitende Zeichnungen zu Texten von Büchern, Thementafeln oder Lehrmittel, jedem einzelnem Projekt schenke ich vollste Aufmerksamkeit.
Gerne setze ich auch Ihre Idee - bildlich - um.

Deutsches Jagdportal:  Liebe Susanne, wir danken Dir für dieses Interview

 

Freigegeben in Jagdnachrichten
Samstag, 18 Juni 2016 12:53

Ein Wiedersehen in Wendsdorf

Nachdem mich Rainer im März eingeladen hatte mal wieder im schönen Frankenländle dem Wild nachzustellen, wollte ich mich natürlich nicht zweimal bitten lassen. Diesmal hatte ich auch meine treue Seele Tyson mit an Bord und so kamen wir, am 12.5 im Fränkischen an, um vier sehr schöne und gut organisierte Jagdtage zu verbringen. Natürlich wurde für das leibliche Wohl hinreichend gesorgt und auch die Hunde kamen nicht zu kurz. So konnten auch wieder neue Bekanntschaften gemacht und alte gepflegt werden. In dieser herrlichen Atmosphäre stand - na klar - das waidwerk und die Hunde an erster Stelle bei unseren Gesprächen. Gerade das Thema Hundeernährung wurde von Karolin Weber eingehend beleuchtet,sodass jeder Hundeführer wissenswertes daraus mitnehmen konnte.

Leider verflogen die Tage wieder viel zu schnell, dennoch konnte von allen Beteiligten Strecke gemeldet werden und wir freuten uns sehr das auch die angereisten Jungjäger Jagderfolg hatten.

Bockjagd Jungjaeger deutsches Jagdportal09

Am Samstag den 14.5 gab es noch ein kleines Highlight für Rainer, das ich in unzähligen Stunden vorbereitet hatte. So konnte ich ihm eine richtige "Bördekanzel" überreichen, die er sich von mir so sehnlichst gewünscht hatte. Er hatte sich den Kopf zerbrochen, wie ich diese wohl ins Frankenland transportieren würde.

Leider musste ich diese im Maßstab 1:10 bauen, da die Anreise von 450 km mit Anhänger doch ein wenig anstrengend gewesen wäre.

Bockjagd Jungjaeger deutsches Jagdportal05

Ich freue mich natürlich auf ein Wiedersehen spätestens 2017 und wünsche allen vom deutschen Jagdportal alles Gute und weiterhin viel Erfolg. 

Ich kann jedem Jungjäger der kein, oder nur wenig jagdlichen Anschluss hat, ans Herz legen die Möglichkeiten zu nutzen die hier geboten werden.

 

Waidmannsheil Nico und Tyson

Donnerstag, 21 Mai 2015 11:07

Jagdkultur und Naturwissenschaft

Liebe Jagdblogleser,

am 25. April d. J. habe ich mit meiner Frau an der Tagung des Forum lebendige Jagdkultur e. V. in Speyer unter dem Motto:

„Jagdkultur und Naturwissenschaft“

teilgenommen.

Der erste Vortrag von Dr. Daniel Hoffmann befasste sich mit

„Wildbiologie und Jagdkultur – Auf das Wie kommt es an!“

Dr. Daniel Hoffmann.jpg
Dr. Daniel Hoffmann (GCD)
Curriculum Vitae:

  • 1996 – 2000 Studium der Biogeographie an der Universität des Saarlandes
  • 2000 - 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Trier, Institut für Angewandte Biogeografie
  • 2003 Dissertation am Institut für Biogeografie: Populationsdynamik und –entwicklung des Feldhasen in Schleswig-Holstein im Beziehungsgefüge von Klima, Prädation und Lebensraum
  • Seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Teilzeit) Universität Kiel, Institut für Natur- und Ressourcenschutz
  • Seit 2012 Inhaber Institut für Artenschutz und Wildtierforschung (www.iaw-hoffmann.de)
  • Seit 2013 Geschäftsführender Direktor der Game Conservancy Deutschland

Der Vortrag in Stichworten:

  • Eingriff in die Muttertierklasse bei Schwarzwild und in die Jugendklasse
  • Jagd setzt kulturelles Verständnis voraus
  • Jagdkultur muss mit dem Wandel der Ökosysteme Schritt halten
  • Zählen von Wildtieren in der freien Wildbahn auf jeden Fall erforderlich
  • Umgang mit dem Wildbret ist in den letzten 10 Jahren besser geworden, die Wildbret-Hygiene ist dabei ein wichtiger Punkt
  • Jagd ist ohne Wildbiologie nicht machbar, z. B. in Kanada gibt es keinerlei Jagdkultur

Unter der Charta der G.C.D. versteht man die Game Conservancy Deutschland G.C.D. Sie wurde 1990 in Anlehnung an die englische Game Conservancy gegründet, um eine ebenso traditionsreiche wie effektive Naturschutzstrategie auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Grundlage dieser Strategie ist es, im Sinne des englischen Leitspruches „Wise Use of Nature“, eine bewirtschaftete Natur mit ökologischen Zielen der Ressourcenschonung und dem Erhalt bzw. der Ausweitung der Artenvielfalt zu verbinden.

Den Zusammenhang ökonomischer und ökologischer Zielsetzungen fasst G.C.D. in seinem Leitmotiv „Lebendige Natur durch nachhaltige Nutzung“ zusammen. G.C.D. steht mit seiner ergebnisorientierten Naturschutzpraxis in einem nicht übersehbaren Gegensatz zum ideologiebefrachteten Naturschutz mancher Verbände.

G.C.D. fördert die wissenschaftliche Basisarbeit um dadurch das Verständnis für eine nachhaltige Nutzung der Natur herbeizuführen und zu kommunizieren. Durch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten im In- und Ausland fördert G.C.D. damit das Verstehen in und an der Natur. Durch praxisnahe Freilandexperimente und aufgabenspezifische Sekundäranalysen sollen ökosystemare Abläufe nachgewiesen werden um daraus Handlungsstrategien abzuleiten die dem jeweiligen Wesen der Natur entsprechen. In den vergangenen zwei Dekaden hat G.C.D. eine Vielzahl von Themen aus und für Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie Anleitungen für ökosystemare Nutzungsformen zur Verfügung gestellt. Dazu gehört auch die ökosystemgerechte Jagd, in der Wildlife Management, Tradition und Jagdkultur sowie Tier- und Naturschutz ihre unverzichtbaren Aufgaben und Rollen haben. G.C.D. fördert und unterstützt die Erarbeitung hierfür notwendiger Wissensgrundlagen und Prinzipien die zwingend für eine ökosystemgerechte Jagd erforderlich sind.

Der 2. Vortrag von Jobst Schmidt betraf die
„Jagdkultur und Ethik – Auf das Wie kommt es an!“

Jobst Schmidt, Dipl.-Kfm.
Jobst Schmidt, Dipl.-Kfm.

Was hat Wildbiologie mit Ethos zu tun?

Jobst Schmidt berichtet über die Motivation, Begrifflichkeiten, Grundprinzipien des moralisch richtigen Jagens, der Handlungsanweisungen und deren Folgerungen daraus.

Die Handlungsanweisungen aus der griechischen Antike unter Platon = Teilhabe mit den Maslowschen Bedürfnispyramide und unter Aristoteles = Glückseligkeit, Glücksethik – hier ist die Klugheit von Nöten – werden von ihm kurz erläutert.Jagdnetzwerk

Bedürfnispyramide nach Maslow:

Maslow hat aus seinem Menschenbild heraus ein Stufenmodell der Motivation (Bedürfnispyramide) entwickelt, welches sich in fünf Stufen unterteilt. Die physiologischen Bedürfnisse (Nahrung, Wärme etc.) sind die grundlegendsten und mächtigsten unter allen: „Die Bedürfnisse, die man gewöhnlich als Ausgangspunkt der Motivationstheorie benützt, sind die sogenannten physiologischen Triebe.“ Danach folgen, sofern die physiologischen Bedürfnisse weitgehend bedient sind, Sicherheitsbedürfnisse. Unter Sicherheitsbedürfnissen (2. Stufe) wird „Sicherheit; Stabilität; Geborgenheit; Schutz; Angstfreiheit; Bedürfnis nach Struktur, Ordnung, Gesetz, Grenzen; Schutzkraft“ verstanden. Als nächstes entstehen soziale Bedürfnisse (3. Stufe). „Wenn sowohl die physiologischen als auch die Sicherheitsbedürfnisse zufriedengestellt sind, werden die Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung und Zugehörigkeit auftauchen […] Im weiteren Verlauf können Bedürfnisse nach Achtung (4. Stufe) und Selbstverwirklichung (5. Stufe) bedient werden. Maslow behauptet, dass es reale psychologische und funktionale Unterschiede zwischen den „höheren“ und „niedrigeren“ Bedürfnissen gebe. Die höheren Bedürfnisse zeichnen zwar den Menschen (im Gegensatz zu, z.B., dem Tier) spezifisch aus, sind aber nicht zwingend zu seinem Überleben notwendig. Die Bedürfnisse können auch nach Defizitbedürfnissen (niedrigen Bedürfnissen) und Wachstumsbedürfnissen (höheren Bedürfnissen) unterschieden werden; Defizitbedürfnisse müssen erfüllt sein, damit Zufriedenheit entstehen kann, die zusätzliche Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse bedeutet über Zufriedenheit hinausführendes Glück.

Erst wenn die Defizitbedürfnisse sicher befriedigt sind und sich auf physischer Ebene Zufriedenheit in Form von höherer Lebenserwartung, weniger Krankheit und einer besseren Ernährungssituation einstellt, treten die Achstumsbedürfnisse, die zuvor subjektiv weniger dringlich waren, in den Vordergrund. Ihre Befriedigung wiederum führt zu tieferem Glück, Gelassenheit, Reichtum des inneren Lebens und verstärkter Individualität. Des Weiteren haben die höheren Bedürfnisse und ihre Befriedigung erwünschte bürgerliche und soziale Folgen.

Maslows Bedürfnispyramide ist das wohl bekannteste Entwicklungsmodell, aber schon lange vor ihm wurden ähnliche Einteilungen von Bedürfnissen durch europäische Gelehrte vorgenommen, so vor allem in Lujo Brentanos Versuch einer Theorie der Bedürfnisse(1908). Bereits in der Antike führte Platon aus: "„Das erste und größte aller Bedürfnisse ist aber die Beschaffung der Nahrung um der Existenz und des Lebens Willen... Das zweite dann die Beschaffung einer Wohnstätte, das dritte die von Kleidung und was dahin gehört.“ Darauf aufbauend entwickelt er die Bedürfnisse nach den höherwertigen Gütern Malerei, Stickerei, Gold und Elfenbein, nach Sicherheit, Wissen, Erziehung und Kunst. Obwohl die Bedürfnispyramide ein bekanntes und vielbeachtetes Motivationsmodell ist, ist es aufgrund der stark reduktionistischen Sichtweise vielfacher Kritik ausgesetzt. Siehe dazu Maslowsche Bedürfnispyramide, Abschnitt „Rezeption und Kritik“.

Die Umsetzung von Selbstverwirklichung:

Maslow beschreibt, dass in praktisch allen historischen und zeitgenössischen Theorien der Motivation Bedürfnisse, Triebe und motivierende Zustände allgemein als ärgerlich, irritierend und unerwünscht betrachtet werden. Dagegen lässt sich anführen, dass es eine Vielzahl von idiosynkratrischen (individuell unterschiedlichen) Bedürfnissen gibt, die zur Selbstverwirklichung gehören. Daher sei – laut Maslow – die Theorie „Bedürfnis gleich Ärger“ nicht zutreffend.

Maslow sieht in Menschen ein noch kaum erkanntes, geschweige denn entwickeltes Potential zur Selbstverwirklichung, dessen Entfaltung zu größerer Reife, Gesundheit und Furchtlosigkeit führen würde: „Selbstverwirklichende Menschen, Menschen also, die einen hohen Grad der Reife, Gesundheit und Selbsterfüllung erreicht haben, können uns so viel lehren, dass sie manchmal fast wie eine andere Rasse menschlicher Wesen erscheinen. Doch weil sie so neu ist, ist die Erforschung der höchsten Bereiche der menschlichen Natur und ihrer äußersten Möglichkeiten und Hoffnungen eine schwierige und gewundene Aufgabe. Sie hat für mich eine ständige Zerstörung liebgewordener Axiome mit sich gebracht, die unentwegte Auseinandersetzung mit scheinbaren Paradoxa, Widersprüchen und Zweideutigkeiten, manchmal auch den Zusammenbruch lang etablierter, fest geglaubter und scheinbar unangreifbarer Gesetze der Psychologie.

Oft stellte sich heraus, dass es keine Gesetze waren, sondern nur Regeln für das Leben in einem Zustand milder und chronischer Psychopathologie und Ängstlichkeit, im Zustand der Behinderung und Verkrüppelung und Unreife, den wir nicht bemerken, weil die meisten anderen dieselbe Krankheit haben wie wir.“

Diese - aus Maslows Sicht noch sehr neue - Auseinandersetzung mit der höchsten Ebene menschlichen Seins und das ultimative Verwerfen etablierter Vorstellungen bezüglich unserer psychischen Verfasstheit sind also nötig, um zu wahrer Selbstverwirklichung zu gelangen und sich aus dem Zustand von Unreife, Ängstlichkeit und Krankheit zu befreien.

Erkennen des Seins vs. Erkennen des Defizits: Maslow beschreibt zwei unterschiedliche Modi des Erkennens:

„Im S-Erkennen (Erkenntnis des Seins) tendiert die Erfahrung oder das Objekt dazu, als ein Ganzes, als eine vollständige Einheit gesehen zu werden, losgelöst von den Beziehungen, von der möglichen Nützlichkeit, Zweckmäßigkeit und Angemessenheit. Sie wird wahrgenommen, als wäre sie alles, was es im Universum gibt, als wäre sie das ganze Sein, synonym mit dem Universum. Dies steht im Gegensatz zum Erkennen (Erkenntnis des Defizits), das die meisten menschlichen Erkenntniserfahrungen einschließt. Diese Erfahrungen sind fragmentarisch und unvollständig …“ „Wenn es eine S-Erkenntnis (Erkenntnis des Seins) gibt, muss man dem wahrgenommenen Gegenstand ausschließlich und voll seine Aufmerksamkeit widmen. Das kann man ‚totale Aufmerksamkeit‘ nennen […]“(Vergleiche dazu auch Flow-Erfahrung.) „Da das ganze Sein wahrgenommen wird, gelten alle jene Gesetze, die gültig wären, wenn der ganze Kosmos auf einmal erfasst werden könnte. Diese Wahrnehmung steht in schroffem Gegensatz zur normalen Wahrnehmung. Hier schenkt man dem Objekt Aufmerksamkeit gleichzeitig mit allem anderen, was relevant ist.“ Das Erkennen des Seins entspricht dem ganzheitlichen, humanistischen Welt- und Menschenbild, auf dem Maslows Arbeit basiert.

Erläuterung der Begrifflichkeiten:

Jagdkultur: Waidgerechtigkeit, Brauchtum, Musik, Tradition, etc.
Ethik: Gewisse Kriterien erstellen, die in den angeführten 3 Säulen ausgedrückt werden:

Jagdnetzwerk

Tierethische Prinzipien:

  • Respekt als Jäger vor der Kreatur zeigen – der Mensch ist gut (Ehrfurcht)
  • Kurze Jagdzeiten
  • Keine Jagd während der Nachtzeit außer Schwarzwild
  • Nachsuche mit Jagdhund
  • Kein Abschuss von Muttertieren
  • Schusswaffe und richtige Munition (bleifrei?)
  • Pflicht zur Hege
  • Keine Jagd in Notzeiten
  • Erlegen nach Alter/Qualität/Gesundheitszustand/Geschlecht – keine Trophäen

Der Jäger hat mit vier Faktoren zu rechnen:

  • Er steht im Dialog mit der Bevölkerung – soziokulturell – Gemeinsinn
  • Der Forst ist ein Wirtschaftsfaktor – Waldschutz/Schadensminimierung/Wildbret
  • Öko-System/Biosphäre = Artenvielfalt, Biotopmaßnahmen, Lebensraum, Jagdstrategien, jagdliche Raumnutzung
  • Das Tier in freier Wildbahn

Folgerungen:

  • Lehrprinz – Vorbildfunktion
  • Bewegungsjagden nicht für Jungjäger (Greenhorn)
  • „Waidgerechte“ Munition (bleifrei?)
  • Trophäenträger nicht ausschl. bejagen

Den 3. Vortrag erhielten wir von Bernd Krewer zum Thema:
„Jagdkultur – Tradition oder Ballast“

Bernd Krewer
Bernd Krewer

Bernd Krewer (* 1. Juni 1939 in Bitburg), Forstbeamter im Dienst des Landes Rheinland-Pfalz a. D., Revierleiter eines Rotwild-Kernrevieres in der Südeifel bis 1999 (Kondelwald) im Forstamt Wittlich
Seit 1958 Schweißhundeführer und seit 1969 Züchter von Hannoverschen Schweißhunden Geschäftsführer des Rotwildringes Cochem-Kondel bis 2000. Von 1986 bis 1992 war Bernd Krewer Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher des Jagdgebrauchshundverband (JGHV). 1988 Mitbegründer des Verein Jagd-Beagle. 1997 - 2001 Fachexperte und Mitarbeiter des ehemaligen Spartensenders Seasons. 1994 - 2011 Ständiger freier Mitarbeiter der Zeitschrift Pirsch. Mitglied der JGHV/VDH – Zuchtkommission

Der Stellenwert der Jagdkultur ist zurückgegangen, es wird auch kein Kulturpreis des DJV mehr ausgelobt. Die Tradition der Jagdkultur muss erhalten bleiben. Die Waidgerechtigkeit ist das Grundgesetz des Jägers, so sind heutzutage trotz Gebrauch des Handys aber noch die Jagdsignale erhalten geblieben.

Die 4. Referentin sprach zu
„Epochale Jägerinnen, Funktionen und Positionen in der europäischen Vormoderne“

Maike Anne Schmidt.jpg
Maike Anne Schmidt, M. A. (Uni Trier):
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Trier, Lehrstuhl für Geschichtliche Landeskunde

Jagd ist ein adeliges Standesprivileg

Strenge Jagdgesetze und –verbote um die Jagd höfisch zu sichern

Hunting Tristan - Die Geschichte von Tristan und Isolde war einer der einflussreichsten Romanzen im Mittelalter.

Gace von Bigne war das alte Geschlecht der Herren von La Bigne in der Diözese von Bayeux und selbst bietet seinen alten und edlen Herkunft, wie väterlicherseits als mütterlicher Seite.

Im Anschluss ein Auszug aus Diana Poitiers:

Diana als Jaegerin
Diana als Jägerin

Von einigen Damen wird berichtet, dass sie bereits im ausgehenden Mittelalter und der Renaissance die Hetzjagd aktiv ausübten. Karl der Große (768-814) jagte in Begleitung seiner im „Spreizsitz" reitenden Gemahlin und seiner 6 Töchterauf Wildschwein und Auerochse. Anne de Beaujeu (1460-1522), französische Königin, liebte die Wildschwein- und Wolfsjagd. Sie war eine hervorragende Reiterin und erfolgreiche Hundezüchterin. Ihre berühmteste Schülerin war die schöne Diane de Poitiers (1499-1565), einflussreiche Maitresse von König Henri II von Frankreich, besungen als „erste Jägerin von Frankreich", die "im gleichen Köcher Pfeileder Jagd undder Liebe hatte.".
Er baute ihr das fantastische Jagdschloss Chenonceau an der Loire, wohin sie sich 1559 nach dem frühen Tod ihres Geliebten zurückzog. Eine der berühmtesten Diana-Darstellungen ist das von einem unbekannten Meister stammende Gemälde der makellos schönen Diane de Poitiers als Diana mit dem Hirsch.

Das Bett von Diane de Poitiers ersteigerte Prinz Charles für seine erste Frau, Lady Di, der wohl berühmtesten Diana unserer Zeit. Auch die florentinische Catharina de Medici (1519-1589), Gemahlin von Henri II und Thronfolgerin nach dessen frühen Tod, verbrachte viel Zeit mit Pferden, Hunden und der Jagd. Sie machte in Frankreich den Damensattel populär und ritt mit bis zu 500 Herren beherzt auf den Hetzjagden.
Von Anne Boleyn ( 1501-1536), der unglücklichen zweiten Gemahlin von König
Heinrich VIII von England Wird berichtet, dass sie die Jagd mit dem Boqen liebte.

Diane de Poitiers (1499-1565) "erste Jägerin von Frankreich, Andre Castelot "Les Chateaux de la Loire" Geneve 1981
Diane de Poitiers (1499-1565) "erste Jägerin von Frankreich,
Andre Castelot "Les Chateaux de la Loire" Geneve 1981

IhreTochter, Königin Elisabeth I. von England (1533-1603), ritt noch 50-jährig jeden zweiten Tag auf die Jagd, Königin Isabella von Kastilien (1451-1504), erste Königin Spaniens, soll nicht nur Hasen und Hirsche sondern auch Wildschweine und gelegentlich sogar Bären erlegte haben. Eifrig jagte Liselotte von der Pfalz (1652-1722), Schwägerin König Ludwigs XIV. und Verfasserin von ca. 60 000 Briefen. Viele ihrer Aufzeichnungen berichten von der Jagd. Nichts bereitete ihr mehr Vergnügen, als ihren Schwager, der ihre urwüchsige Kraft schätzte, bei Wind und Wetter behtten auf die Jagd zu begleiten. Die aufwändigen Prunk-Jagdkostüme der Damen des französischen Hofs schaffte sie bald ab.

Die Zugehörigkeit zum Adelsstand war im Mittelalter Voraussetzung für die Jagdausübung der Frau. Selbst Äbtissinnen und Priorinnen gingen gelegentlich ihrer Jagdpassion nach. Von allen Höfen Europas wird zu jeder Zeit über die Lust am Jagen berichtet. Nahtlos geht die Listederjagenden Dianen indie Neuzeit über Von ihnen seien ein paar bekannte Namen erwähnt. Margarete Trappe (1884-1957), deutsch-britische Farmerin und Großwildjägerin am Fuß des Kilimandscharo in Tansania, war Inhaberin der Lizenz als Professional Hunter. Nach der Scheidung von ihrem Mann und der Enteignung 1918 (Veriustder Deutschen Ost-Afrika Kolonien) fast mittelllos, schaffte sie für sich und ihre Familien durch professionelle Führung von Jagdgästen eine neue Existenz auf der berühmte Momella-Farm.

Liselotte von der Pfalz (1652-1722) im Jagdkostüm.
Liselotte von der Pfalz (1652-1722) im Jagdkostüm.

Ein weiterer Auszug über Anna Maria Louisa de Medici (1667-1743), Kurfürstin

Anna Maria de Medici zählt zu den herausragenden rheinischen Persönlichkeiten des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Einer alten italienischen Herrscherdynastie entstammend, trug sie als Gemahlin des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm maßgeblich zum Aufstieg Düsseldorfs zu einer europäischen Kulturmetropole bei.

Anna Maria de Medici wurde am 17.8.1667 als zweites von drei Kindern des toskanischen Großherzogs Cosimo III. (1642-1723) und dessen Ehefrau Marguérite Louise von Orléans (1645-1721) in Florenz geboren. Sie gehörte der bedeutenden Familie der Medici an, die über einen Zeitraum von 300 Jahren die Geschicke der Stadt Florenz und der Toskana bestimmt hatte.

Vielseitig begabt, erfuhr Anna Maria de Medici neben der strengen höfischen Erziehung frühzeitig eine Förderung ihrer ausgeprägten musischen und sprachlichen Talente. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es darüber hinaus: „Die Prinzessin gewinnt, je älter sie wird, immer mehr an Liebreiz. Sie ist von großem Wuchs; ihre Haare sind tiefschwarz. Ihre Augen – früher ziemlich ausdruckslos – sprühen voller Leben und Esprit. Sie schreitet sehr graziös, manchmal vielleicht ein wenig hochmütig." Im Gegensatz zu ihrem Vater, der im Ruf eines humorlosen, religiösen Fanatikers stand, genoss Anna Maria, die auch Anteil an den Nöten der einfachen Bevölkerung nahm, hohe Popularität und avancierte bereits in jungen Jahren zu einer Hoffnungsträgerin der krisengeschüttelten Dynastie der Medici.

Zwischen 1683 und 1690 versuchte Cosimo III. zunächst vergeblich, seinen schwindenden politischen Einfluss durch eine Verheiratung seiner Tochter mit einem Angehörigen des europäischen Hochadels zu stärken. Erst im April 1691 gelang ihm nach schwierigen Verhandlungen eine Übereinkunft mit dem pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Die Hochzeit wurde am 29.4.1691 mit großem Aufwand, aber in Abwesenheit des Bräutigams im Dom zu Florenz abgehalten.

Am 6.5.1691 begab sich Anna Maria de Medici auf die beschwerliche Reise nach Düsseldorf an den Hof ihres Gemahls, dem sie einige Wochen später in Innsbruck erstmals begegnete. Die zunächst nur aus machtpolitischem Kalkül geschlossene Zweckehe erwies sich seit der ersten Begegnung als Glücksfall für beide Seiten. In zeitgenössischen Berichten wird das harmonische Verhältnis zwischen Johann Wilhelm und Anna Maria stets als das herausragende Merkmal einer Ehe hervorgehoben, die allerdings mit dem Makel der Kinderlosigkeit behaftet war. Die Vorlieben der kunstsinnigen und lebenslustigen Kurfürstin für alle Formen höfischer Repräsentation und Prachtentfaltung teilte sie mit ihrem Mann. Gemeinsam war ihnen auch das ausgeprägte Interesse an den verschiedensten Gattungen der Kunst, als deren Förderer sie sich nachhaltig hervortaten. In ihrer Begeisterung für die Jagd und den Reitsport fand Anna Maria de Medici in Johann Wilhelm einen gleichgesinnten Partner.

Letztes Beispiel der frühzeitlichen Jagdausübung durch adlige Frauen:

Werner von Teufen
Werner von Teufen:
Manessische Liederhandschrift 1320 – Beschreibung der Szene Frau mit Sperber

5. Vortrag von Heinz Staudinger über
„Goethe und die Jagd“

Heinz Staudinger   Goethe in Weimar
Heinz Staudinger   Goethe in Weimar

Forstmann aus Franken, die meiste Zeit im Spessart tätig, zuletzt als Leiter des Forstamtes Lohr am Main. Befasst sich seit Jahren mit Fragen der Jagd- und Forstgeschichte, vor allem mit bemerkenswerten Gestalten aus Jagd und Wilderei.

Die Ergebnisse seiner Arbeit hat er in den Münchener Forstlichen Forschungsberichten, im Aschaffenburger Jahrbuch und in den Zeitschriften Spessart, Frankenland, Wild und Hund veröffentlicht. Mit seinem Buch über den Spessart-Wilderer Hasenstab hat er eine regelrechte Hasenstab-Welle ausgelöst: Der Bayerische Rundfunk, der Mitteldeutsche Rundfunk und das Bayerische Fernsehen haben wiederholt berichtet, der Stoff ist dramatisiert, ein Rundwanderweg eröffnet und ein Gedenkstein aufgestellt worden. Mit seinem Buch über den alten Diezel hat er die längst fällige Biografie dieses größten deutschen Jagdschriftstellers vorgelegt, dessen Werk unsere Jagd bis auf den heutigen Tag geprägt hat.

Staudinger ist Mitglied im Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband, im Verein für Deutsche Wachtelhunde, im Arbeitskreis Forstgeschichte in Bayern und im Forum.

„An einem Herbsttag will der Fürst in den Waldungen seines Fürstentums jagen. Als er sich von der jungen Gemahlin verabschiedet, empfiehlt er ihr einen Spazierritt. Dabei sollen der fürstliche Oheim Friedrich und der Hofjunker Honorio die Fürstin geleiten. Der Fürst reitet mit seinem Jagdgefolge aus dem Schloss, und die Fürstin winkt ihrem Gemahl mit dem Schnupftuch. Alsdann begibt sich die Dame in ein Gemach, an dessen Fenster das treffliche Teleskop auf die uralte, halbverfallene Stammburg auf dem Felsgipfel, umgeben von mächtigen Bäumen, gerichtet ist. Die Fürstin verfolgt den Ritt des Gatten durchs Fernrohr und winkt noch einmal mit dem Schnupftuch. Der alte rüstige Oheim kommt mit einem großen Portefeuille voller Zeichnungen. Er denkt nicht an das Losreiten. Wortreich, untermalt mit den Zeichnungen, erläutert er der Gräfin Restaurierungsarbeiten jener Stammburg. Honorio meldet, das Lieblingspferd der Fürstin sei gesattelt. Die Fürstin möchte sich die Burgruine einfach einmal anschauen, jedoch zunächst durch die Stadt reiten, am Jahrmarkt vorbei. Der Oheim mag nicht. Er reite niemals gern durch Markt und Messe. Die Fürstin kennt die Geschichte von dem Jahrmarktsbrande, dem der Oheim einmal knapp entronnen war und setzt sich durch. Honorio nimmt das Sehrohr mit. Man reitet hinab. Das Volk, dicht gedrängt auf dem Markt, findet, dass die erste Frau im Lande auch die schönste und anmutigste sei. Die drei Reiter gelangen an ein größeres Brettergebäude, in dem ein Löwe und ein Tiger zur Schau gestellt werden. Der Löwe brüllt zur Fütterungsstunde, der Tiger hingegen liegt ganz ruhig in seinem Kerker.

Jahrmarkt, links eine Tierbude, 19. Jahrhundert  Dresden/Goethe in der Campagna 1787 - Gemälde von Tischbein
Jahrmarkt, links eine Tierbude, 19. Jahrhundert Dresden/Goethe in der Campagna 1787 - Gemälde von Tischbein

Es wird schon Mittag, als die drei Reiter sich dem Zielpunkt ihrer Wallfahrt, der mächtigen Ruine, nähern und von einem Aussichtspunkt in einem Bergwald sowohl die nahe Ruine, als auch die inzwischen entfernte Stadt mit der fürstlichen Residenz erblicken. Der Rest der Novelle spielt in dem Bergwald unterhalb der Burgruine beziehungsweise in der Burgruine selbst. Über der Landschaft liegt eine heitere Stille, wie es am Mittag zu sein pflegt. Honorio schaut durch das Sehrohr nach der Stadt und muss konstatieren, auf dem Markte fängt es an zu brennen. Der Oheim will sofort zurück. Die Fürstin möchte mit Honorio dem Oheim langsam folgen. Honorio hat es auch nicht eilig und empfiehlt dem alten Mann: Reiten Euer Durchlaucht langsam, ich bitte, langsam! in der Stadt wie auf dem Schloss sind die Feueranstalten in bester Ordnung. Der Oheim verlässt den Ort der Handlung, reitet hinab in Richtung fürstliche Residenz, und an seiner Stelle springt der entlaufene Tiger heran. Flieht! ruft Junker Honorio der Gräfin zu. Die prescht davon, aber ihr Pferd stürzt. Der Tiger nähert sich der Gräfin, aber Honorio, ganz ritterlich, bewährt sich auf dem Höhepunkt der Novelle und trifft mit der Pistole das Ungeheuer durch den Kopf. Die Fürstin fordert von Honorio: Gebt ihm den Rest. Aber der Tiger ist schon tot.

Da nahen die Besitzer des Raubtiers, Betreiber einer Wandermenagerie und an der reinlich anständigen, doch bunten und seltsamen Kleidung kenntlich gemacht: eine Wärterin, die Schaustellerfrau, und ein Knabe, der eine Flöte in der Hand hält. Die Wärterin beklagt die Ermordung des Tigers ohne Not. Das Jagdgefolge des Fürsten reitet heran, und der Fürst steht vor dem seltsamen, unerhörten Ereignis. Nun dringt auch noch der Vater des Knaben, bunt und wunderlich gekleidet, zum Fürsten vor und verkündet das nächste unerhörte Ereignis: auch der Löwe ist los. Es stellt sich heraus, die Raubkatze lagert bereits seit einiger Zeit oben in der Burgruine bedenklich im Sonnenschein. Der Vater des Knaben bittet den Fürsten, das große Tier auf seine Art einzufangen. Er will den beschlagenen Kasten heraufschaffen, und der Junge soll das Raubtier mit Flötenspiel zunächst besänftigen. Dann soll es in seinen Kerker gelockt werden. Der militärisch erfahrene Fürst bleibt Herr der Lage. Er blickt nieder auf seine Gemahlin, die, an ihn gelehnt, das Schnupftuch hervorzieht und sich damit die Augen bedeckt. Der Fürst gestattet die wunderliche Löwenfangmethode, gibt Honorio der merkwürdigen Situation angemessene Befehle und verlässt zusammen mit der Fürstin den Ort der Handlung. Die Herrschaften reiten mit dem Jagdgefolge hinab in Richtung fürstliche Residenz. Honorio bleibt befehlsgemäß bewaffnet im felsdurchsetzten Wald auf Wache zurück. Der Junge steigt zur Ruine hinauf und beschwichtigt den Löwen, abwechselnd Flöte spielend und die Friedensbotschaft der Novelle singend:

Löwen sollen Lämmer werden,…

Blankes Schwert erstarrt im Hiebe,…

Der Löwe ist an seinen gefegten Kerkerfußboden gewöhnt. In der „freien Wildbahn“ Fürstentum hat sich ein scharfer Dornzweig zwischen die Ballen eingestochen. Der besänftigte Löwe nähert sich dem Knaben mit einiger Beschwerde, legt ihm die schwere rechte Vordertatze auf den Schoß und lässt sich behandeln. Danach flötet und singt der Knabe weiter:

„Und so geht mit guten Kindern
Selger Engel gern zu Rat,
Böses Wollen zu verhindern,
zu befördern schöne Tat.“

Frau von Stein   Gartenhaus Weimar von Goethe
Frau von Stein,
Geliebte Goethes
  Gartenhaus Weimar von Goethe
(Hier hatte er eine kleine Niederwildjagd)

Honorio, die einzige Person, die durchgängig an oder nahe bei den Orten der Handlung verweilte, kann lächeln und das Gewehr im Schoß ruhen lassen.“

Der 6. Vortrag wurde von Dr. Rolf Roosen (Chefredakteur Paul Parey-Verlag) gehalten:
„Der Hase in Antike und Christentum“


Dr. Rolf Roosen
Dr. Rolf Roosen
(Paul Parey-Verlag)

Die Hasenfenster in Paderborn und im Kloster Muotathal in der Schweiz, bei denen drei Hasen jeweils zusammen nur drei Ohren haben, die zusammen ein Dreieck bilden, können als Symbol für die Dreifaltigkeit aufgefasst werden, und gehen wohl auf ein altes Symbol für den Lauf und das Vergehen der Zeit zurück. Ebenfalls als Dreifaltigkeitssymbol könnten die drei Hasen angesehen werden, die auf Dürers Holzschnitt von 1497 Die Heilige Familie mit den drei Hasen dargestellt sind und in dem ein Hase dem anderen die Pfote auf die Schulter legt und auf den davonhüpfenden dritten zeigt.

Drei Hasenfenster im Paderborner Dom
Drei Hasenfenster im Paderborner Dom

Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, in dem der Auferstehung Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonografie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es Tizian in seinem Pariser Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.

Sprichwörter mit dem „Hasen“:

  • Da liegt der Hase im Pfeffer.
  • Ein alter Hase sein
  • Ein Hasenfuß sein
  • Ein Hasenherz haben
  • Mein Name ist Hase …
  • Viele Hunde sind des Hasen Tod.
  • Wissen, wie der Hase läuft
  • Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen
    Hasen haben kurze Beine, Hasenfuß

Der 6. Vortrag von Prof. Dr. Dieberger beschäftigte sich mit der
„Jagdkultur und Trophäenjagd“

Prof. Dr. Johannes Dieberger
Prof. Dr. Johannes Dieberger

Jagdkultur, Wissenschaft und Ökonomie – all diese drei Dinge gehören zusammen, so Prof. Dieberger. Zu betrachten sind auch Ethik und Ästhetik im Waidwerk.

Prof. Dieberger führte sehr ausführlich vor Augen, wie sich das heute übliche Verhältnis zu den Jagdtrophäen entwickelte. Eindrucksvoll dokumentierte er das vorhandene Wissen zum Thema mit zahlreichen Quellen. Besonders auch aus der unseligen NS-Zeit, sie hat die heute noch in Teilen angewendeten, Beurteilungskriterien für die Trophäen (Hirschgeweih) hervorgebracht. Längst ist erkannt, dass diese dem Trophäenkult nachgebende Jagdkultur viele Probleme schafft und mit der hochgelobten Ökologie und Natur, wofür die Jagd sich zuständig erklärt hat, nichts zu tun hat. Sogar der Wals selbst, das Substrat der Jagd, leidet und dem Trophäenkult. Prof. Diebergers Appell, dass der Abschuss von Wild, welches keine repräsentativen Trophäen hinterlässt, eine höchst sinnvolle Angelegenheit wäre, wurde von einigen, nicht allen, verstanden.

Die Geschichte von Burlei: 300 Kilo schwer, ein 37-Ender der Extraklasse: Die anwesenden bulgarischen Waidmänner sind begeistert und kurze Zeit später überschlägt sich auch die Fachpresse von "Wild und Hund" bis "Jagen weltweit". Ein neuer Weltrekord wird verkündet. So groß, so schwer, so viele Enden am Geweih - ein solches Tier hatte noch keiner vorher erlegt. Doch seit kurzem ist klar: Der von Baron Eberhard von Gemmingen-Hornberg geschossene Hirsch war kein wildes Tier, sondern entstammte einem österreichischen Kleingatter bei Braunau. "Er hieß Burlei, war handzahm und ließ sich von Kindern mit Schokolade füttern", so sein einstiger Besitzer Rudolf Pöttinger.

Nach Recherchen von SPIEGEL TV kaufte Züchter Pöttinger Burlei als Jungtier und zog ihn groß. Im Sommer 2005 verkaufte der Wildzüchter seinen besten Hirsch für 20.000 Euro. Über zwei Strohmänner landete Burlei, der Schokohirsch, schließlich bei dem bulgarischen Jagdunternehmen Elen-Hunting. Dort stapfte der zahme König ziemlich orientierungslos durch die fremden Buchenwälder nahe der Stadt Etropoleder. Es ist mehr als fraglich, ob Burlei die bevorstehende Brunftzeit in dem Revier überlebt hätte. Doch die Bulgaren suchten ohnehin eilig einen zahlungskräftigen Schützen für den kapitalen Streichel-Hirsch.

Der serbische Tierfilmer Toma Ivanovitc erzählte Baron von Gemmingen-Hornberg von der einmaligen Jagdgelegenheit und soll dafür 1000 Euro Provision erhalten haben. Kurz entschlossen flog der adlige Waidmann Ende August zusammen mit dem Filmemacher nach Sofia. Insgesamt 65.000 Euro hat Gemmingen-Hornberg für die bevorstehende waidmännische Hochleistung gezahlt - der Wert von Burlei hatte sich mittlerweile mehr als verdreifacht.

Am 1. September 2005 ging es dann auf zur fröhlichen Jagd. Begleitet von einem Jagdführer und zwei Kamera-Männern schlich der deutsche Adelsmann durchs Unterholz. Auch als der rekordverdächtige Vertreter der sonst so scheuen Gattung Cervus elaphus zutraulich auf der Lichtung weiter äste, als die vier Männer auf ihn zuliefen, wurde der Baron nicht misstrauisch. Er glaubte den Hirsch-Profis von Elen-Hunting und war sicher, dass der Rothirsch wild war. Gemmingen-Hornberg riss seine Luxus-Büchse hoch und schoss Burlei tot.

"Ein Jagderlebnis, das sich im Jägerherzen einnistet"

In der Grünrock-Gazette "Jagen weltweit" veröffentlichte der inoffizielle Weltrekordhalter anschließend stolz einen mehrseitigen Artikel über seinen Weltmeisterschuss. Dabei auch ein Foto, auf dem er hinter dem gewaltigen Geweih in Feldherrenpose in die Kamera grinste. Zitat: "So etwas Gewaltiges hatte ich noch nie gesehen und natürlich nicht annähernd geglaubt, einen solchen Hirsch einmal erlegen zu können." Der Artikel endete mit den Worten: "Doch das Erlegen eines Weltrekord-Rothirsches, wenn auch nur inoffiziell, ist ein Jagderlebnis, das sich tief im Jägerherzen einnistet."

Die Freude währte nicht lange, und heute will der Baron Burlei am liebsten vergessen. Der Weltrekord wurde annulliert. Im Internet war ein Foto von Burlei in einem Wild-Gatter aufgetaucht. Der Baron witterte Betrug und erstattete Anzeige. Er wollte jetzt auch sein Geld von Elen-Hunting zurück haben. Die österreichische Polizei begann zu ermitteln und fand schließlich das 23 Hektar große Gatter in Braunau und konnte beweisen, dass Burlei hier aufgewachsen war. Das imposante Geweih wurde genetisch untersucht. Ergebnis: Der 37-Ender war eindeutig ein Zuchttier. Gemästet mit Kraftfutter und beigemischtem Calcium für das rasante Wachstum. Dem österreichischen Wildzüchter und den beiden Zwischenhändlern konnte allerdings kein krimineller Vorsatz nachgewiesen werden.

So wird der teure Tod des Gattertiers wohl ungesühnt bleiben. Denn von den bulgarischen Waidgenossen sind den Ermittlern weder die Geburtsdaten noch ladungsfähige Anschriften bekannt. Auch die Erinnerung an das gutgläubige Tier wird wohl bald erlöschen. Sein Kilo schweres Geweih hat Baron Gemmingen-Hornberg von einem Bediensteten im Keller seines Schlosses verstauen lassen.

Nun hängt Burlei in der BoKu in Wien:

Nun hängt Burlei in der BoKu in Wien


Den 7. Vortrag hielt Heiko Schwartz
„Vergessene Schätze – Die Deutsche Jagdbibliothek“

Heiko Schwartz
Heiko Schwartz, Enkel des Gründers des Verlags

Die Deutsche Jagdbibliothek in Melsungen ist die von der Julius-Neumann-Stiftung betriebene Präsenzbibliothek mit dem Sammelschwerpunkt: deutschsprachige Jagdliteratur. Dazu gehören alle gedruckten Werke einschließlich Loseblattwerke und Periodika mit jagdlichem Inhalt.

Die Deutsche Jagdbibliothek ist jedermann nach Terminvereinbarung zugänglich.

Um das wissenschaftliche Arbeiten vor Ort zu ermöglichen, werden keine Bestände ausgeliehen.


Leben und Wirken von Julius Neumann

Julius Neumann

Julius Neumann, Gründer des Verlages J. Neumann - Neudamm

Julius Neumann (21.09.1844-30.05.1928) - Berlin

Als königlicher Hofdrucker in Berlin kaufte er 1872, im Alter von 28 Jahren, in der preußischen Provinz Mark Brandenburg ein Wochenblatt mit einer Auflage von rund 200 Stück und erwarb zudem die Druckpresse. Diese war der Grundstein des Verlages J. Neumann aus Neudamm, der sich in der Folge zu einem der größten deutschsprachigen Verlage entwickelte und sich mit den grünen Themengebieten Landwirtschaft, Forst, Fischerei, Jagd und Naturschutz auseinandersetzte.

Spätestens seit der Herausgabe der Deutschen Jägerzeitung (ab 1883) unterstützte Julius Neumann die Jagd auch mit seinem Privatvermögen erheblich. Insbesondere das Hundewesen, das Schießwesen und die Jagdwissenschaft förderte er durch seine Arbeit.

Heute trägt die Julius-Neumann-Stiftung als Dank und Anerkennung seiner Leistungen seinen Namen.

Forum lebendige Jagdkultur e. V. (Dieter Stahmann, Vorsitzender des Forums):

Ziel und Weg - Was ist Jagdkultur ?
Jagdkultur ist die Einbindung der Jagd in eine der allgemeinen Kultur entsprechende Form mit Konzentration auf das seelisch empfundene Jagderlebnis. Zur Jagdkultur gehören moralische Regeln, (Waidgerechtigkeit), traditionelle Rituale (Brauchtum) und die mentale Verarbeitung des Jagderlebnisses, dessen Pflege in Literatur, Kunst und Musik in Geschichte und Gegenwart als besondere Aufgabe des Forums verstanden wird.

Die heutige deutsche Jagdkultur, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, ist ethisch ausgerichtet und gründet auf den modernen Wertbegriffen des Tier-, Natur- und Landschaftsschutzes. Dabei wird Wild und Landschaft als eine Einheit verstanden, in der funktionale Anforderungen der Zivilisation zwar berücksichtigt, aber auch kritisch gesehen werden. Aus der Vergangenheit wurden zeitlose Bräuche wie die Jägersprache oder das Jagdhornblasen übernommen und in angemessener Form weiterentwickelt.

Wo steht das Forum in unserer Zeit ?
In einer Zeit des materialistischen Denkens und des unbegrenzten Nutzenstrebens hat die Jagdkultur wie die allgemeine Kultur einen schweren Stand. Die gegenwärtige Tendenz, die Jagd zu einer rationalen und rein funktionell gesehenen Wildbestandsregulierung im Massenbetrieb abzuwerten, zerstört die auf Werte gegründete Achtung vor der Natur und dem Wildtier und lässt für eine geistige Verarbeitung des Jagderlebnisses keinen Raum. Das Forum steht gegen diese Entwicklung und tritt für die Erhaltung der traditionellen Jagdkultur und ihrer Werte als lebendiges Kulturerbe in einer der Zeit angemessenen Form ein.

Forum lebendige Jagdkultur e. V.
Dieter Stahmann – Vorsitzender
Krummackerweg 15, 46562 Voerde

Rottach-Egern, 27.04.2015

Albrecht und Sabine Linder

Sonntag, 10 August 2014 14:12

Warum grüßen sich Jäger nicht?

Warum grüßen sich Jäger nicht?

Begegnen sich 2 Motorradfahrer auf der Straße, grüßen sie sich untereinander. Während der eine Fahrer eine 1000-er Kawa unter dem Hintern hat, sitzt der andere Fahrer auf einem alten Moped. Kein Problem...

Begegnen sich 2 Wohnmobilfahrer, winken sie sich freundlich zu. Der eine Fahrer sitzt in einem supertollen Wohnmobil für 150.000,00 €, während der Andere sich mit einem uralten Gefährt begnügt. Kein Problem...

Es spielt anscheinend absolut keine Rolle, wer von Beiden das bessere oder exklusivere Gefährt hat. Sicherlich gibt es auch unter den Motorradfahrern und Wohnmobilfahrern Neider wie überall, doch das Entscheidende ist doch, dass man sich einer Gruppe Gleichgesinnter zugehörig fühlt.

Stehen 2 Jäger an einer Ampel nebeneinander. Jeder erkennt gleich das Schild „Jagdschutz“ oder „Forst“ im Geländewagen des anderen.  Entweder wirft man sich gegenseitig einen bösen Blick zu, so nach dem Motto „das könnte ja auch ein Wilderer sein, der mir den besten Bock in meinem Revier wegschießt“ oder man beachtet sich besser mal überhaupt nicht.

Ein Gruß unter Weidmännern??? Paaahhh, weit gefehlt!!!

Fühlen sich Jäger NICHT einer Gruppe von Gleichgesinnten zugehörig, wieso gibt so wenig Solidarität?

Mir ist aufgefallen, dass sich Jäger, die einen Hund führen und sich z.B. in den Vorbereitungskursen treffen, ganz anders verhalten. Jeder spricht mit jedem, man freut sich gemeinsam für jeden Hund, der seine Aufgabe toll gelöst hat. Am Ende des Kurstages geht man gemeinsam zum Abschluss in ein Lokal und unterhält sich stundenlang über Hunde. Man spürt ganz deutlich die Verbundenheit durch die Liebe zu den Hunden.

Wieso verhält es sich völlig anders, wenn es um die gemeinsame Liebe zur Jagd geht?

Woher kommen Neid und die Missgunst, den man so oft den Beiträgen in verschiedenen  facebook-Gruppen herauslesen kann?

Wie kommt es zu dem Spruch: “Von allen Formen des Neides ist der Jagdneid der Schlimmste!“

Vergleicht man die Gruppen Motorradfahrer, Wohnmobilfahrer und Jagdgebrauchshundeführer miteinander, fällt auf, dass es im Prinzip keine Privilegien gibt. Wenn ich meinem Hobby nachgehen will, bin ich von keinem Dritten abhängig. Ich muss mich nur nach meinem Geldbeutel richten und kann durchaus glücklich und zufrieden sein, mit dem was ich mir leisten kann.

Hängt es damit zusammen, dass es gewisse Regeln gibt, an die sich alle Motorradfahrer,  Wohnmobilfahrer und Hundeführer zu halten haben, Regeln, die für alle gleich sind?

Wenn ich mit dem Motorrad oder Wohnmobil durch die Landschaft rase wie eine gesengte Sau verliere ich meine Fahrerlaubnis. Halte ich mich nicht an die Prüfungsordnung, fällt mein Hund durch die Prüfung. Es gibt nichts zu diskutieren, es ist einfach so wie es ist und es wird akzeptiert.

Ist das Deutsche Revierpachtsystem für diesen Neid und Missgunst verantwortlich? Jeder kennt ihn, den dickbäuchigen, stetig missgelaunten, aus dem Geländewagen die Hundeführer beschimpfenden Jagdpächter, der Kotzbrocken in Reinkultur. Mit dem Reviernachbar ist er sich teilweise Spinnefeind. Man sollte doch meinen, es besteht eine Solidarität mit anderen Revierpächtern, doch weit gefehlt.

Die Angst, MEIN Bock könnte zum Nachbarn ins Revier laufen und könnte dort erlegt werden, bringt ihn fast um vor lauter Neid und Missgunst.  

Zwischen Revierpächter und revierlosem Jäger gibt es keine Solidarität!

Auch zwischen dem Verhältnis zwischen Revierpächter und revierlosem Jäger sucht man ein harmonisches, kameradschaftliches, freundschaftliches Verhältnis oft vergebens.

Hängt es damit zusammen, dass die Revierpächter im Vergleich zu den Jägern, die aus den verschiedensten Gründen heraus kein eigenes Revier gepachtet haben, sich für etwas „BESSERES“ halten und sich deshalb teilweise aufführen wie Herrenmenschen?

Kommt es zum Frust bei manchen Jägern, die kein eigenes Revier haben, weil sie ihrem Jagdherrn permanent in den Hintern kriechen müssen, damit sie zur Jagd gehen dürfen?  Mit der willkürlichen Freigabe von Abschüssen für privilegierte Jagdfreunde und der Einschränkung von Abschüssen für Unterprivilegierte wird ein System von Abhängigkeiten und Willkür geschaffen, die selbst dem gutmütigsten Menschen jede Freude an der Jagd nimmt. 

Eigentlich sollte man doch glauben, dass es so etwas wie Verbundenheit durch das gleiche Interesse, bzw. Hobby/Leidenschaft/Passion/Berufung (oder was auch immer…) geben sollte. Aber das Gegenteil ist offensichtlich der Fall!

Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied. Mir ist aufgefallen, dass sich Jägerinnen untereinander ganz anders verhalten. Sie halten zusammen und helfen sich gegenseitig! Hängt das damit zusammen, dass sie die Minderheit in der Jägerschaft bilden oder liegt es einfach in der Natur der Frau?

Warum ist das so?

Kann mir das bitte mal jemand erklären, damit ich das verstehe?

Vor kurzem habe ich diese Frage mal bei einem Jägerstammtisch gestellt. Es konnte mir keiner erklären. Die einzige Antwort eines Jägers lautete: Weil die meisten Jäger Vollidioten sind, darum ist das so!

Die Aussage führte erst einmal bei allen Beteiligten zu großem Gelächter!!!

Ich musste auch zuerst lachen, war aber auch über diese Aussage etwas erschrocken und fragte: „Wie kannst Du nur so abfällig über andere Jäger, über Deine Jagdkollegen  sprechen?“

Antwort: „Weil es so ist! Die meisten Jäger verstoßen permanent gegen Tierschutzgesetze, sie haben keine Achtung mehr vor der Kreatur, besitzen keinen Anstand, haben kein Ehrgefühl mehr,  benehmen sich absolut schlecht in der Öffentlichkeit und sorgen dafür, dass die Jagd in ein schlechtes Licht gerückt wird!“   

Nach dieser Aussage war ich noch mehr betroffen und habe mir meine Gedanken darüber gemacht.  

Ich habe selbst keinen Jagdschein, ich führe nur einen Jagdhund und ich verbringe meine ganze Freizeit mit Jägern und Jägerinnen und bin mit einem Jäger verheiratet. Nicht falsch verstehen bitte, ich will hier nicht alle Jäger über einen Kamm scheren! Es gibt wahnsinnig viele nette Jäger, die sehr viel dafür tun, dass die Jagd in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abwirft. Es wird weidmännisch gejagt und die Tradition wird hochgehalten.

Seit Jahren versuche ich/wir Freunden, Bekannten, Kunden, allen möglichen Leuten zu erklären, dass Jäger keine Bambikiller sind. Wir klären die Leute über den Sinn und die Notwendigkeit der Jagd auf. Wir berichten positiv über die Jagd und die Jäger und freuen uns darüber, wenn die Menschen, die im Grunde genommen vorher gegen die Jagd waren, auf einmal ins Nachdenken kommen. Es sind fast immer richtig gute Gespräche die dazu führen, dass sich die Nichtjäger auf einmal mehr wissen möchten. Wir akzeptieren und respektieren aber auch die Meinung von Jagdgegnern.

Gute Freunde von uns, die bereits vor 20 Jahren zu Vegetarier wurden, weil sie die Zustände in der Massentierhaltung und die zum Teil so grausamen Tiertransporte einfach nicht mehr ertragen konnten waren völlig entsetzt, als mein Mann den Jagdschein machte. Nachdem wir viel über das Thema gesprochen haben kommen sie jetzt sehr gerne und regelmäßig zu uns zum Essen und genießen regelrecht ein gutes Stück Wildfleisch!

Was ich damit sagen will: Wir versuchen die Jäger und die Jagd in ein positives Licht zu rücken und immer öfter frage ich mich, ob wir uns dabei nicht selbst ordentlich in die Tasche lügen. Wir versuchen die Jäger in ein Licht zu stellen, dass sie teilweise einfach nicht verdient haben.

Zumindest ist bei mir dieser Eindruck hauptsächlich durch die zahlreichen, niveaulosen online-facebook-Jäger entstanden, die sich täglich in den verschiedenen Gruppen die Köppe einhauen, sich beleidigen und beschimpfen.


Eigentlich ist es kein Wunder, dass sich Jäger nicht untereinander grüßen.

Traurig, aber wahr…

Vielleicht ändert es sich eines Tages, vielleicht gibt es irgendwann ein Umdenken und möglicherweise tragen ja sogar die neuen Medien dazu bei, wer weiß?

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